Studenten unter Druck

Auch Studenten publizieren. Wie das geht und was das bringt? Viola Köster hat nachgefragt.

Sascha, Kristin und Rafael (v. l. n. r.) von "Margins" suchen nach dem richtigen Vertriebsweg.
Sascha, Kristin und Rafael (v. l. n. r.) von »Margins« suchen nach dem richtigen Vertriebsweg. Foto: Cora-Mae Gregorschewski


»Margins-Plattform« versteht sich als Grenzgebiet der gängigen Wissenschaftspraxis. Der Name ist Programm: »Margins« steht für die Marginalisierten, die Studenten im professoral dominierten Forschungsbetrieb. »Plattform« signalisiert, dass es sich hier nicht um eine konventionelle Tagung handelt.

Vor zwei Jahren beschlossen die Studenten Kristin Flade, Rafael Ugarte Chacon und Sascha Förster, eine wissenschaftliche Tagung nach eigenen Vorstellungen zu organisieren und deren Ergebnisse zu publizieren. Im Januar dieses Jahres hat sie bereits zum zweiten Mal am Institut für Theaterwissenschaft statt gefunden. Unter dem Titel »Paradiesische Zustände« tauschte man sich ein Wochenende lang über unterschiedliche Vorstellungen von »Paradies« in Kunst und Wissenschaft aus, allerdings in ungezwungener und entspannter Atmosphäre. »Wissenschaftliche Forschung darf nicht nur einem kleinen Kreis von etablierten Eingeweihten vorbehalten bleiben«, so die Initiatoren, als ich sie am Übergang von Rost- zu Silberlaube treffe. Kreativ werde Forschung erst im Austausch zwischen verschiedensten Teilnehmern. Und in unterschiedliche Formen verpackt. So konnte man zum »Wissenschaftsspaziergang« das Audiomaterial auf den eigenen iPod laden. Ihre beruflichen Zukunftsängste durften die Teilnehmer am Ende der Tagung in einer »Angstbörse« gegen amüsierte Bewältigungstrategien tauschen.

Für ihre unkonventionelle Publikation haben die drei Studenten allerdings noch keinen Verlag finden können, der zu studentenfreundlichen Preisen veröffentlicht. 10 bis 12 Euro sollte die Publikation kosten und wenn möglich in Buchform erscheinen. Gegen teure Print-on-Demand-Angebote wehren sich die drei ausdrücklich: »Das widerspricht unserem Verständnis von einer offenen Wissenschaft!«

Unstudentische Preise

»Black, white and in-between«, herausgeben von Studenten des John F. Kennedy-Instituts, hat eben diesen Weg eingeschlagen. Die »reine Notenabsicht« hinter dem Verfassen von Hausarbeiten bewertete die Juniorprofessorin Laura Bieger als »zu schade« für ihr offenbar leistungsstarkes Hauptseminar. Das Projekt habe ins Leben hinaus gedrängt. »Es wollte ein echtes Buch werden«, so die Kulturwissenschaflterin.

Acht Hausarbeiten wurden in aufwendiger Gemeinschaftsarbeit zu einem Gesamtwerk vereint. Die Themen reichen von Diskriminierung über Vereinnahmung, Vermischung und Unterwanderung von Kulturformen und Ausdrucksweisen bis hin zur Rolle des menschlichen Körpers. In einem aber sind sich alle Beteiligten einig: Bedeutungen, Konstruktionen und Wahrheitsansprüche von rassistischen Zuschreibungen wie »Schwarz-Sein« bzw. »Weiß-Sein« sind fest ineinander verschränkt und bringen sich gegenseitig immer neu hervor.

Im August 2008 ist das Buch im Shaker-Verlag erschienen, der sich auf die Publikation von Dissertationen und Tagungsbänden in kleinen Auflagen spezialisiert hat. Das ganze hat allerdings seinen Preis: Der Band gesammelter Seminararbeiten kostet knapp 30 Euro. Studentisch ist hingegen der Preis des Downloads für drei Euro.

Studentisch drucken

Eine Alternative zum langen Suchen und zum teuren Bezahlen befindet sich gleich hinter dem Kennedy-Institut: Die studentische Druckerei des AStA FU. Jeder darf hier nicht drucken. Die Publikation muss erst das AStA-Plenum passieren. Die Veranstalter des »Kunsthistorischen Studierendenkongress« haben diese Hürde überwunden. Ihre Publikation »kunst macht öffentlichkeit« kann daher nun kostenlos bestellt werden.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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