Evaluierung ist gut und wichtig. So wie sie derzeit an der FU praktiziert wird, gleicht sie aber einer Alibi-Veranstaltung. Das Ganze muss konsequenter und zielgerichteter gestaltet werden, meint Moritz Leetz.
Der Gedanke hinter der Kursevaluation ist so lobenswert wie einleuchtend: Die Studenten einer Lehrveranstaltung bekommen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Inhalten und Lehrenden mitzuteilen. Form und Nutzen des großen Nachfragens sind allerdings zweifelhaft.
Der Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften zum Beispiel fühlt seinen Studenten seit Jahren mit dem immergleichen DIN A4 Formular auf den Zahn. Egal ob Übung, Seminar oder Vorlesung – auf einer Skala von 1-5 können die Vorbereitung des Lehrenden, der eigene Lernzuwachs oder die Hilfsbereitschaft des Dozenten bei studentischen Leistungsnachweisen benotet werden. Und dann? Der Lehrkörper kann die Meinungsäußerungen auswerten – erhält ein Feedback über seine Lehre – und wird im Zweifelsfall nach den Semesterferien genauso weiter verfahren wie bisher. Denn mit Sanktionen oder auch nur einer tiefgehenden Analyse der gewonnenen Daten muss ein gescholtener Dozent nicht rechnen. Was sollte man bei etwa 15 Fragen auch großartig auswerten?
Lobenswerter erscheint da die ausgeklügelte Online-Evaluierung, die vom Arbeitsbereich Schul- und Unterrichtsforschung für einige Fachbereiche durchgeführt wird – darunter etwa die Erziehungswissenschaften, die Psychologie oder die Geschichts- und Kulturwissenschaften. Die Anzahl der tatsächlich ausgefüllten Fragebögen ist allerdings ernüchternd. Bei den Erziehungswissenschaftlern und Psychologen waren es im letzten Jahr durchschnittlich 13 Stück pro Kurs. Wenig, angesichts der Tatsache, dass auch Vorlesungen in dieser Statistik erhalten sind. Immerhin werden die automatisch errechneten Ergebnisse und Durchschnittswerte in Evaluationsberichten im Netz veröffentlicht und dem Dozenten zugesandt. Nur was nützt es, wenn daraus keine Schlüsse gezogen werden, um die Lehre zu verbessern?
Gerade wenn man, wie die FU, der Welt weismachen will Elite zu sein, müsste das System doch viel effizienter und nutzbringender gestaltet werden. So könnte man etwa verpflichtende Evaluierungen, ohne die keine Leistungspunkte gutgeschrieben werden, einführen, damit man wirklich eine breite Datenbasis hat. Neben den allgemeinen wären auch modulspezifische Fragen sinnvoll, um bei der nächsten Reform der Studienordnung zu wissen, wo man ansetzen muss. Oder man könnte – wie es etwa beim FU e-Learning schon praktiziert wird – einen Preis für den besten Lehrenden des Instituts ausschreiben – dotiert mit barem Geld. Egal aber wie die Änderungen letztlich en détail aussehen, eines steht fest: sie sind dringend notwendig. Andernfalls nämlich verkommt die Evaluation zu einem halbjährlichen Ritual, das sein eigentliches Ziel verfehlt. Nur evaluieren um des Evaluieren willen, ist zu wenig. Wenn schon, dann richtig.