Diskriminierung von oben

Subjektiv und schonungslos: Die Plakatkritik der FURIOS. Diesmal: Die Multi-Kulti-Liste will hoch hinaus

von Hendrik Pauli

Verzeihung, Multi-Kulti-Liste, das möchte ich schon mal geklärt haben, bevor ich mein Kreuz setze: Seid Ihr jetzt für oder gegen das, was Ihr Euch da zum Namen gemacht habt? Man kann sich da nie so sicher sein heutzutage. Wisst Ihr ja auch, SPD und so. Apropos Wissen: Wisst Ihr eigentlich selbst, was Ihr wollt?

Ich hätte Euch ja gerne weitergeholfen. So ein schönes Plakat habt Ihr geklebt! Nicht so durchgestylt, inhaltsleer, austauschbar. Richtig bürgernah, beziehungsweise studentennah. Eine kurze präzise Frage – auch der deutschen Sprache weniger Mächtige verstehen die sicher – und darunter Platz für Antworten. Der Student als Programmkommission – interaktiv und voll zweipunktnullmäßig, eine YouListe sozusagen, aber besser, weil ohne hirnzersetzendes Internet. Wirklich vorbildlich. Für solche Kommunikationsmöglichkeiten trage ich auch immer einen Edding 800 in der Hosentasche. Ich habe so viele gute Ideen, die ich euch und dem Souverän gerne mitteilen würde. Für die ganze Ihnestraße reichen die aus – ach was, für den ganzen Campus!

Ich will also loslegen, den Filzer gezückt, meine Finger steif vor Kälte, doch dann: Was für ein Frevel, das Plakat hängt viel zu hoch! So kann doch da niemand was drauf schreiben. Das ist hoffentlich nur ein peinliches Versehen von Euch, Multi-Kultis. Oder sollen sich etwa nur hochgeschossene Männer beteiligen dürfen? Was ist mit Frauen? Was ist mit Asiaten? Und Italienerinnen? Das ist ja wohl Diskriminierung erster Güte! Von wegen Multi-Kulti, ich glaub ich weiß jetzt was Ihr wollt. Nee, schönen Dank auch, dann lieber Jusos.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. arvid sagt:

    “Oder sollen sich etwa nur hochgeschossene Männer beteiligen dürfen? Was ist mit Frauen? Was ist mit Asiaten? Und Italienerinnen?”

    Beeindruckend, was in der furios unter dem Deckmäntelchen der Subjektivität und Schonungslosigkeit als beißend gedachte Kritik oder Satire für verwertbar gehalten wird.
    Schonungslos an diesem Text ist eigentlich nur die gekonnte Selbstoffenbarung, dass der Autor seinen wahnsinnig virtuos inszenierten Alltagsrassismus/-sexismus für witzig und lesenswert hält. Und wo ist jetzt der Spaß gegblieben?
    Ausdünstungen bitte dem Edding überlassen.

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