„Wir sind keine Burschenschaftler“

Moritz Leetz im Gespräch mit Lukas Krieger (22 , Jura) und Anton Petrov (22, Jura) von der Liste 28 „Gegen verschulten Bachelor – für freies Studium“ über Grabenkämpfe und den AStA-Garten.



Wer seid ihr?
Wir sind ein Zusammenschluss von Studenten, die sich gegen alles Ideologische aussprechen. Was uns verbindet, ist der Glaube an die Vernunft; dass man zusammen etwas erreichen kann ohne dabei auf die etablierten Grabenkämpfe zurückzugreifen.

Was meint ihr mit etablierten Grabenkämpfen?

Im StuPa gibt es seit Jahren auf der einen Seite die etablierten Gruppen, die den AStA tragen und auf der anderen Seite die parteinahen, beziehungsweise freien, politisch unabhängigen Listen wie uns. Zwischen beiden Seiten wird wenig gesprochen.

Welche Themen liegen euch besonders am Herzen?

Unser Hauptziel ist es, die Arbeit des StuPa transparenter zu machen. Zurzeit bekommen die Studenten nichts von der Arbeit ihres Parlaments mit. Immerhin wird da über einen Haushalt von 700.000 Euro entschieden. Wir wollen, dass sich die Studenten tatsächlich vertreten fühlen und erfahren, was im StuPa passiert. Natürlich klingt das schwer, 36.000 Studenten an der Arbeit des StuPa teilhaben zu lassen. Aber schaut man auf die Fachbereiche, in die Inis, stellt man fest, dass studentische Teilhabe gut funktionieren kann. Warum sollte sie nicht auch im AStA besser funktionieren können? Wir wollen, dass der Haushalt transparenter wird. Der Rechenschaftsbericht über die 700.000 Euro AStA-Gelder ist nur eine knappe halbe Seite lang. Das sind einfach Dinge, die nicht sein können. Außerdem werden die guten Angebote des AStA, wie die Beratung, nicht richtig beworben.

Der AStA müsste mehr Werbung für seine Beratungsstellen und Angebote machen?

Genau. Wir haben das Gefühl, dass über die Jahre hinweg ein geschlossenes System von AStA-Eliten und deren Dunstkreisen entstanden ist. Wir sind für eine generelle Öffnung dieses Kreises. Das fängt bei der AStA-Villa an – wir würden etwa gern den Garten als Treffpunkt für alle Studenten zugänglich machen – und hört bei den Unterstützungs- und Betreuungsangeboten auf. Man muss als Student auch ohne direkten AStA-Kontakt das Gefühl haben: Da kann ich hingehen, da wird mir geholfen.

Bis jetzt habe ich von euch fast nur Kritik am aktuellen AStA gehört – wie passt das zum Programm eurer Liste „Gegen verschulten Bachelor – für freies Studium“?

Die BA-Studenten befinden sich in einer prekären Lage mit Anwesenheitspflichten und einem engen, verschulten Zeitplan. Wir möchten wieder mehr studentisches Leben auf dem Campus.

Die Anwesenheitspflicht wurde doch bereits abgeschafft.

Das ist natürlich wahr. Hatte ich vergessen.

Ihr sagt, die niedrige Wahlbeteiligung sei ein Problem. Wie könnte man sie erhöhen?

Wir schlagen für die nächste Legislaturperiode vor, die Möglichkeit der Online-Stimmabgabe zu prüfen. Das funktioniert bei der Kursanmeldung oder der Lehrpreisvergabe ja auch. Außerdem wollen wir, dass das StuPa und der AStA stärker von außen kontrolliert werden. Es muss viel mehr Information stattfinden.

Auf eurer StudiVZ-Seite steht: „Die AStA-Villa ist derzeit eine quasi geschlossene Gesellschaft, man ist dort als Außenstehender nicht willkommen.“ – wie kommt ihr zu dieser Behauptung?

Weil wir es selbst erlebt haben. Nach der StuPa-Wahl 2009, sind wir als neue Liste zur Villa und haben die Leute angesprochen, weil wir ernsthaft mitgestalten wollten. Erst einmal wurden wir ignoriert, dann sollten wir unsere E-Mail-Adressen hinterlegen. Doch es kam nichts. Außerdem wurde uns deutlich signalisiert, dass wir nicht erwünscht sind. Nach außen treten die AStA-Leute immer sehr für Toleranz ein, aber sie leben sie selbst nicht. Wir kamen dort mit Hemd und Polo-Shirt an und mussten uns auf die Frage, warum man uns nicht mitmachen lässt, anhören, dass wir unsere „Uniform“ selbst gewählt hätten. Genau diese ideologischen Grabenkämpfe wollen wir überwinden. Auf AStA-nahen Internetseiten wird über uns geschrieben, wir seien eine Tarnliste der Jungen Union und des RCDS, Burschenschaftler und überhaupt von rechts außen. Das ist Quatsch. Mit diesem Abblockverhalten des AStA sehen sich fast alle Oppositionslisten konfrontiert.

Lukas Krieger war von 2006 bis 2008 Bundesvorsitzender der Schüler Union (einer CDU / CSU nahen Schülerorganisation). Seid ihr nicht doch parteiisch?

Lukas: Ich war bis vor zwei Jahren Mitglied, bin dann infolge interner Machtkämpfe ausgetreten. Seit dem bin ich unabhängig.

Anton: Bis auf Lukas war von unserer Liste noch nie jemand politisch aktiv. Wir kennen zwar ein Mitglied von der RCDS-Liste persönlich, stehen denen politisch aber nicht nahe und sind auf keinen Fall eine Tarnliste. Wir unterscheiden uns inhaltlich vom RCDS – die wollen zum Beispiel die Studentische Selbstverwaltung zurückschrauben, wir nicht.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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