Im Farbenkreuz

Die Physik kennt es als Rotverschiebung. Doch die politische Farbenlehre an der FU folgt eigenen Regeln. Wird schlichtes Schwarz unter dem roten Scheinwerfer gleich zur braunen Gefahr? Hendrik Pauli im Gespräch mit Marcel Niknafs, dem Spitzenkandidaten des RCDS.

Du hast als Spitzenkandidat des RCDS keinen einfachen Stand an der FU. Wie fühlt man sich als „Rechtsextremer“?

Klar und deutlich: Wir sind nicht einmal annähernd rechtsextrem. Wir sind eine schlichtweg liberal-konservative Studentenorganisation, im Übrigen die älteste und größte in Deutschland. Bei uns ist eine bunte Mischung gesellschaftlicher Gruppen vertreten, auch solche, die dem AStA besonders am Herzen liegen, wie Homosexuelle und Migranten. Ich selbst bin zur Hälfte persischer Abstammung. Dementsprechend finden wir Äußerungen, die uns rechtsextremes Gedankengut unterstellen, nicht nur falsch, sondern auch ehrabschneidend und persönlich verletzend.

Als weitere Denunziation kursiert, dass die Liste 28 „Gegen verschulten Bachelor – Für freies Studium“ eine Tarnliste des RCDS sei.

Das ist völliger Blödsinn. Ich kenne die Kandidaten von Platz eins und zwei sehr
gut. Darum soll das nun eine Tarnliste von uns sein? Ich verstehe mich übrigens auch gut mit Leuten von den Jusos, von der GHG, der LHG und vom SDS.

Wie sitzt es sich denn als politischer Außenseiter auf so einem Einzelsitz im StuPa?

Natürlich sehr, sehr unbequem. Gerade wenn man sieht, was im StuPa so alles schief läuft.

Was kritisierst du an AStA und StuPa?

Die mangelnde Transparenz ist ein großes Problem. Keiner weiß genau, wo die AStA-Gelder wirklich landen. Das sind im Semester rund 700.000 Euro. Beziehungsweise 7,50 Euro, die jeder Student über seinen Semesterbeitrag zahlt, ob er will oder nicht.

Kann man nicht im Rechenschaftsbericht des AStA nachlesen, was mit den Geldern passiert?

Die Zahlen erscheinen uns schlichtweg unrealistisch. Für ehrenamtliche Tätigkeiten kann man sicher den einen oder anderen Euro aufwenden, aber kaum vorstellbar, dass das in die Tausender geht. Das gilt auch für die Unterhaltskosten des AStA-Autos. Der Rechenschaftsbericht zeigt nicht wirklich, was mit dem Geld passiert.

Welche Initiativen habt ihr seit eurer Wiederbelebung 2007 ergriffen?

Zunächst betrachten wir unser gutes Standing bei den Erstsemestern als Erfolg. Für sie haben wir jede Menge Informationsmaterial bereitgestellt. Wir werden regelmäßig angesprochen, wenn es Probleme rund ums Studium gibt. Entweder helfen wir selbst oder wir vermitteln Hilfe. Wir engagieren uns auf den unterschiedlichsten inhaltlichen Ebenen. Uns ist wichtig, dass es der Student auch heutzutage schafft, neben dem straffen Studium über den Tellerrand zu schauen. Dazu sind unsere Veranstaltungen da. Daneben sind uns die gemeinsamen Unternehmungen wichtig, über die sich Freundschaften und Netzwerke bilden.

Wie steht Ihr eigentlich zu unserem Noch-Präsidenten Dieter Lenzen?

Grundsätzlich finden wir, dass er in den letzten Jahren sehr erfolgreiche Arbeit geleistet hat, insbesondere die für Exzellenz. Das ist ein Wahnsinns-Aushängeschild. Wir galten lange Zeit als Schmuddeluni. Mittlerweile haben wir einen bundesweiten Namen.

2007 hattet ihr 6 Mitglieder, heute 35, bei der letzten StuPa-Wahl 88 Stimmen. Das hat nicht ganz für einen zweiten Sitz gereicht. Wo siehst du Euch in zwei Jahren?

Unser Ziel ist natürlich einen AStA zu bilden, der konstruktiv und transparent für die Interessen aller Studenten eintritt. Was derzeit in der AStA-Villa passiert, ist eine sich stets steigernde Katastrophe. Hochschulpolitik muss für alle Studenten da sein, die Hilfe brauchen, nicht nur für Lobby-Gruppen. Was die Mandate oder Bündnispartner angeht, ist das im Moment ein Blick in die Glaskugel. Wir möchten uns jetzt weiter an den Fachbereichen und Instituten verankern und konsequent auf die Missstände aufmerksam machen. Gleichzeitig geht es aber auch darum, nicht nur in den Gremien an der Basis, sondern auch im Akademischen Senat vertreten zu sein. Wir haben jetzt erstmal ins StuPa reingeschnuppert, wissen wie es dort läuft und wo die Probleme sind. Ich denke, das ist eine gute Ausgangslage.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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3 Responses

  1. Irina sagt:

    Wie paradox, dass Herr Niknafs einen Asta nur für Studenten einrichten will und gleichzeitig dem momentanen Asta, der auch und besonders Frauen anspricht, vorwirft, er wäre verschlossen.

  2. David sagt:

    Vielleicht will sich Marcel Niknafs ja in den Kommentaren hierzu äußern? Würde mich auch interessieren.

  3. jörg sagt:

    Die eine oder der andere erinnert sich vielleicht noch an die Machtübernahme eines RCDS-geführten Bündnisses an der TU vor ein paar Semestern. Das Ergebnis damals: Ausverkauf oder Zerstörung der Infrastrukur der studentischen Selbstverwaltung. Dadurch sollte dann der Semesterbeitrag um drei oder vier Euro gesenkt werden, was allerdings von der Unileitung gleich wieder einkassiert wurde. Dazu kamen andauernde Satzungsbrüche und Ungereimtheiten. Als die rechte AStA-Koalition dann ein Jahr später mit großer Mehrheit bei hoher Wahlbeteiligung abgewählt wurde, verhinderte der RCDS-AStA über ein halbes Jahr die Neukonstituierung des neuen StuPa. Mehr Infos gibts hier: http://astawatch.wordpress.com/

    DAMIT hätte man den werten Herren vom RCDS mal konfrontieren können, liebe FURIOS. Gerade wo er doch von konstruktiver Politik spricht usw.

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