Tofu statt Rinderbraten, Grünkernbratling statt Currywurst. Die wiedereröffnete Mensa I setzt auf „öko“. Image-Politik mit grünem Anstrich, findet Nick Flamang.
Seit dem 11. Januar kann man sich in der Van’t-Hoff-Straße endlich wieder mit Essen versorgen: Die Mensa I öffnete mit dreimonatiger Verspätung ihre Pforten, neuerdings rein vegetarisch. Ausgerechnet unter der Bibliothek der Juristen und in direkter Nachbarschaft zum Wirtschaftswissenschaftlichen Institut soll also das neue Mekka des politisch korrekten Essens liegen. Nur, dass von „Mekka“ angesichts der drastischen Verkleinerung der Räumlichkeiten nicht wirklich die Rede sein kann: Ohne die beiden als Bibliothek genutzten oberen Stockwerke wirkt die Mensa so großzügig wie eine durchschnittliche Schulcafeteria. Eine echte Entlastung für die seit Monaten zu Stoßzeiten gänzlich überfüllte Mensa II bedeutet die Wiedereröffnung also nicht.
Wer aus Frust über das Gedränge in der Silberlaube trotzdem ins “Veggie No. 1” ausweicht, bekommt wenig kulinarischen Mainstream geboten, stattdessen Gerichte wie Tofutaler mit Champignons oder Getreidebolognese. Neben dem Essen ist auch die Infrastruktur offensichtlich nicht auf Massen ausgelegt: Kein eigenständiges Befüllen der Teller, zwei Kassen, Getränke nur in Flaschen. Dafür bedient seit der Wiedereröffnung ein angeschlossenes Café ebenfalls die Wünsche nach einer besseren Welt und lässt Biosnacks und Fairtrade-Kaffee die Hauptrollen spielen. Alles ganz nett, an der ohnehin konsumbewussten FU allerdings nichts Neues.
Die begrüßenswerte Fortsetzung des Trends zu mehr Bio und Fairtrade verblasst leider angesichts der „Größe“ der neuen Veggie-Hochburg. Gut gemeinte Ansätze werden damit ad absurdum geführt. Die „erste vegetarische Mensa Deutschlands“ scheint vor allem dem Zweck zu dienen, von der Kritik an der enormen Platzreduzierung und dem dürftigen Angebot vegetarischer Gerichte in Mensa II abzulenken. Aus einer guten Idee wird damit nur eine Imagekampagne: Dieser Verdacht des Greenwashings verleiht dem Veggie No. 1 leider einen etwas faden Beigeschmack. Gut fürs Karma ist es vermutlich trotzdem.
Da außerdem die Nachfrage nach einem rein vegetarischen Angebot dort nicht sehr groß ist und die Besucherströme insofern moderat bleiben werden, dient das innovative Konzept überdies dazu, in einem späteren Schritt mit der gesunkenen Besucherzahl zu rechtfertigen, dass die originale Mensa I geschlossen wurde. Um dann vielleicht auch den albernen Rest endgültig zu schließen.