Der Wettlauf um das Präsidium ist in vollem Gange. Heute stellen sich die Kandidaten dem Akademischen Senat vor. FURIOS vergleicht vorab ihre Programme!
Hinweis: Die Vorträge im Akademischen Senat sind öffentlich. Sie beginnen heute Mittwoch um 15:30 Uhr im HS A im Henry Ford-Bau.
«Ich verliere selten», sagte Raúl Rojas nach dem Interview. So klingt also einer, dem man nur 10 % Siegeschancen nachsagt. Vieles spricht dafür, dass nicht er, sondern Peter-André Alt der nächste FU-Präsident wird. Die politischen Gruppierungen im Akademischen Senat (AS) haben sich auf Alt geeinigt. Doch Rojas hat sie herausgefordert: «Zuerst muss man die Programme diskutieren, dann erst die entsprechenden Köpfe suchen!»
Unterschiedlicher könnten die Köpfe Alt und Rojas nicht sein. Alt der stille Schiller-Forscher, der sich in sämtlichen Gremien der FU verdient gemacht hat. Rojas der Trainer von Fussballrobotern, der das heimliche Aushängeschild der Freien Universität ist. Aber wie unterscheiden sich ihre Programme? Rojas hat seines bereits publik gemacht. Alt hat im Interview mit FURIOS darüber gesprochen. Über das Programm der dritten Kandidatin, Christiane Lemke, werden wir noch berichten.
Studentischer Dialog
Unter Präsident Lenzen war der Dialog mit den Studenten, vor allem mit den studentischen Vertretern, vergiftet. Damit dürfte es vorbei sein. Ob Rojas oder Alt: die Zeichen stehen auf Dialog. Beide betonen, dass sie mit den Studenten – und den Mitarbeitern – das Gespräch suchen werden. Beide wollen eine regelmässige Sprechstunde einrichten und an den Fachbereichen mit den Studenten direkt kommunizieren. Das dringendste Problem ist natürlich Bologna. Und auch hier sind die Unterschiede klein. Beide halten an der Trennung zwischen BA und MA fest, Alt plädiert allerdings für einen achtsemestrigen Bachelor in den Geisteswissenschaften. Beide wollen die Reform reformieren und die Studienpläne weniger starr gestalten. Rojas fordert sogar den Ausstieg aus dem Akkreditierungsprozess.
Zukunftskonzept
Der wichtigste Unterschiede liegen im Zukunftskonzept. Unter Lenzen wurde die FU zu einer «Internationalen Netzwerkuniversität» entwickelt. Damit war sie im Exzellenzwettbewerb erfolgreich. Was aber auch der Exzellenzstatus nicht geändert hat: Die Freie Universität ist und bleibt arm. Sie braucht, um international erfolgreich zu sein, schlagkräftige Partner. Die Frage ist: welche?
Rojas Vorschlag: «Die Kräfte der Berliner Universitäten bündeln. Für ein Zusammengehen mit der HU sind die Ängste zu gross, weil das zu Sparmassnahmen durch den Senat führen könnte. Die TU hingegen ist komplementär.» Er will FU und TU zusammenführen und meint: «Wir hätten mit einem Schlag die beste Uni Deutschlands. Sie wäre so gut wie Stanford.» Rojas Vorbilder sind Institutionen wie das Earth Institute an der Columbia University, das sich mit globalen Zukunftsfragen beschäftigt, etwa wie der Verkehr in den nächsten Jahrzehnten funktionieren wird. Für solche Fragen braucht es Ingenieure genauso wie Geografen, Sozialwissenschaftler oder Juristen. Gemeinsam hätten sie FU und TU alle. Der Vorschlag ist ambitioniert – und birgt Gefahren. FU und TU haben unterschiedliche Kulturen. Ein überbordender Verwaltungsapparat könnte entstehen. Ausserdem ist der das Konzept für viele Fachbereiche, vor allem für die Geisteswissenschaften, wenig attraktiv.
Alt hingegen sieht in den Max-Planck-Instituten in Dahlem den idealen Partner. Sie sind finanziell hervorragend dotiert und liegen in direkter Nachbarschaft. Ihr Problem ist, dass sie keinen eigenen Nachwuchs haben – den hätte die FU. Deshalb will Alt vor allem auf die Nachwuchsförderung setzen, wie er im Interview mit FURIOS Online sagt. Das Vorhaben hat aber ebenfalls Knackpunkte. Das Interesse der Max-Planck-Institute an der FU ist wesentlich kleiner als das der FU an ihnen. Der wissenschaftliche Nachwuchs findet auch ohne die FU den Weg zu den MPIs. Tonangebend in dieser Partnerschaft wäre nicht die FU.
Ob TU oder MPI, am Ende heisst der neue Partner der FU vielleicht auch einfach: CL – Christiane Lemke. FURIOS bleibt dran! (red)