Blauer Dunst weicht blauem Dach

Seit Beginn des Semesters wird auf den Dächern der Silberlaube gebaut. Diese Woche wird deshalb die Außenterrasse des Pi geschlossen. Ein Kommentar von Yulian Ide.


Seit sich Schnee und Minusgrade in den Sommerschlaf verabschiedet haben, die Hosen und Röcke kürzer, die Tage aber länger werden, versammeln sich die Studenten vermehrt in den Innenhöfen und auf den Dächern der Universität. Während im Winter nur die eisernsten Raucher leidig durch die beschlagenen Fenster nach drinnen geschaut haben, wird die halbe Stunde zwischen den Vorlesungen nun wieder gemeinschaftlich im Freien zelebriert.

Einen Spitzenplatz unter den liebsten Außenbereichen der FU-Studenten nimmt dabei die Terrasse des Pi-Cafés ein. Mit zurückhaltendem Interesse haben die Gäste des selbstverwalteten Cafés das langsame Vorrücken der blauen Styroporplatten zur Kenntnis genommen, die die Arbeiter flächendeckend auf den Dächern verlegen. Vor einer Woche sah man sich plötzlich mit einem provisorischen Zaun konfrontiert, der die Terrasse halbiert. Auf der einen Seite machen die Bauarbeiter Mittagspause, während auf der anderen Seite Studenten bei einer Tasse Kaffee Vokabeln lernen.

Beginnend mit der ersten Maiwoche werden die Bauarbeiten auf die gesamte Terrasse ausgeweitet. Die blauen Platten werden zur Wärmeisolierung auf dem Dach der Silberlaube verlegt und später mit Kies überschüttet. Im Pi geht man von 3 Wochen ohne Terrasse aus und befürchtet ausbleibende Kundschaft. Die Bauarbeiter hingegen kalkulieren bereits den gesamten Mai für ihre Arbeit ein.

Das studentische Café hat sich mit seiner Sorge um die Abwanderung der Studenten an die Universitätsverwaltung gewandt, stieß aber auf taube Ohren. Eine Kompromisslösung – wie beispielsweise die Tür im Treppenaufgang zu einem bereits fertigen Teil des Daches zu öffnen – stand offenbar nicht zur Debatte. Der Außenbereich bleibt geschlossen. Vor einem Dilemma stehen nun wir – die Besucher des Pi. Der durchschnittliche Geisteswissenschaftler empfindet die Wahl seines Cafés in der Silberlaube als identitätsstiftend. Das alternative Lebensmodel eines Philologen spiegelt sich in seinem Freizeitverhalten wieder: Mit der Zahl Pi weiß ich zwar herzlich wenig anzufangen, allerdings ist hier der Kaffee stark genug, um die allmorgentliche Angela Merkel in mir in eine Gülcan Kamps zu verwandeln; es gibt genügend Raucher, die man in Zeiten großer Not um Blättchen und Filter anhauen könnte; die ganze Szenerie wird musikalisch begleitet von Billy Talent und den Killers. Ich könnte nun Freundschaft schließen mit den Salsa-Klängen im Sportler-Café. Oder im Kauderwelsch paradoxerweise Fair-Trade-Kaffee aus Plastikbechern trinken. Vermutlich werde ich aber weiterhin im Pi sitzen, unfairen Kaffee trinken, heimlich auf der Toilette rauchen und mir vorstellen, es sei Winter.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

12 Responses

  1. stefan sagt:

    was die furios anbelangt, so handhabe ich das schon eher libertär. wenn leute bock auf so ein projekt haben, dann sollen sie es halt machen. trotzdem habe ich natürlich eine persönliche meinung. und da muss ich mal feststellen, dass die furios und ihr blog eine permanente unterforderung darstellen. langweilige kommentare, altbackene bilder (hosen und röcke kürzer, tage länger) und politisch so harmlos wie der tagesspiegel. ey, es gibt doch so viel, wozu man mal ordentlich recherchieren und schreiben könnte. seit wochen gehts aber nur um die wahl des präsidiums, und auch da wird nur über eh schon bekanntes geschrieben. wenn ihr das schon zum thema macht, dann will ich doch wissen, wer im hintergrund was macht, wer wen unter druck setzt, welche fraktionen es gibt, usw. – leider fehlanzeige. aber naja, vielleicht wird das ja was. achso, montag ist übrigens große bologna-konferenz… nur so als themenvorschlag.

  2. novalis sagt:

    morgenDlich.

  3. unfassbar sagt:

    eins noch: hat das Kauderwelsch nicht PAPPbecher? Die lassen sich mit geringem Aufwand recyclen.. Und bei dem dortigen Durchgangsverkehr und to-go-Studis kann ich ihnen nicht verübeln, wenn sie 20 von Furios-Leser_innen geklaute Porzellanbecher am Tag nicht ersetzen wollen. Ich halt mich jetzt raus. Der vermeintliche Kommentar ist Murks und die anschließende Debatte ein Desaster.

  4. z sagt:

    bitte nicht die furios auf geschichtsvergessenheit hinweisen. ich erinnere nur an den artikel in dem der nofu-reaktionär eberhard zahn als freiheitskämpfer gegen die durch und durch stalinistischen 68er an der fu und ernst nolte als aushängeschild des friedrich-meinecke-instituts. recherche und furios sind anscheinend zwei sachen die einfach nicht zusammen passen. da ist mir ein solch inhaltleerer bericht über bauarbeiter und lernende studis, sowie die winterlichen vorstellungen der autorin lieber.

  5. fassbar sagt:

    Oh ja…ich habe den Artikel wohl gelesen aber in den Gedanken blieb ich beim PI-Café. Ein sehr peinlicher Fehler.

    Natürlich ging es um das “Kauderwelsch”. Das tut mir für das PI-Café sehr leid, dass ich sehr mag und ganz besonders natürlich im Sommer.

    Für mich sind “Fair-Trade” und Plastikbecher schon paradox und ganz besonders fürs Kauderwelsch.

  6. Manöverkritik sagt:

    Netter Versuch, aber leider ist das kein Kommentar, sondern, na ja, ich weiß nicht was das sein soll.

    Mit einem Kommentar bezieht der Autor eine Meinung, er bezieht Stellung. Es wird eben etwas kommentiert, was hier in keiner Weise passiert. Stattdessen liefert der Autor eine lauwarme Beschreibung eines uninteressanten Sachverhalts.

    Am Ende eines Kommentars muss der Leser wissen: “Aha. Das ist die Meinung des Autors zu Thema X.” Hier fragt sich der Leser: “Hä? Was will der mir jetzt sagen?”

    Die fad recherchierten “Fakten” lasse ich mal außen vor.

  7. yulian sagt:

    schmeichelhaft, wie viel hier diskutiert wird. dann will ich auch kurz stellung beziehen. mit der erwähnung der zahl pi wollte ich keineswegs die geschichte des cafés herunterspielen. ich habe lediglich auf die homophonie des zahlwortes und des cafénamens hingewiesen und den gegensatz des (mathematischen) begriffs und dem (von geisteswissenschaftlern besuchten) café bildhaft benutzt. so weit, so gut.

    wer sich außerdem soziales gewissen auf die flaggen schreibt, sollte meiner meinung nach auch so konsequent sein, den fair gehandelten kaffee in abwaschbaren behältnissen auszuschenken. ich zahle gerne mehr geld für einen kaffee, der fair gehandelt ist, nicht aber für den plastikmüll, den ich damit produziere.

  8. filip sagt:

    Wer ist wir und wer sind die?
    Ich habe den Eindruck es geht um die ideologische Ausrichtung, aber ich komme nicht ganz mit. Ich persönlich bin für Werder Bremen.

  9. devid sagt:

    Vielen Dank für eure hilfreichen Anmerkungen. Hier merkt man tatsächlich, für welche Schattengewächse man eigentlich schreibt: Die Sonne und Terrasse interessiert sie nicht, die Plastikbecher des Kauderwelsch sind da viel wichtiger: “Es geht im Artikel darum, dass das Café Kauderwelsch Plastikbecher benutzt”. Das ist ein Trugschluss, der dir aufgefallen wäre, wenn du den Kommentar (nicht Artikel) genauer gelesen hättest. Wir sitzen öfters in euren Cafés, als euch lieb sein sollte.

  10. unfassbar sagt:

    hoch irritiert muss ich feststellen, wie ungenau nicht nur der Artikel geschrieben ist, sondern nun auch die Antwort auf meinen Kommentar.
    Es geht im Artikel darum, dass das Café Kauderwelsch Plastikbecher benutzt, nicht das Pi-Café. Das zum Einen.
    Zweitens habe ich die Bedeutung der Ökologie in keinster Weise heruntergespielt sondern auf einen logischen Fehler im Artikel hingewiesen. “Paradoxerweise” werde Fair-Trade-Kaffee im Plastikbecher serviert. Das ist ganz simpel kein Paradoxon, wie in meinem ersten Kommentar nachzulesen ist.
    Also erneut meine bitte: besser recherchieren. Das gilt auch für die Kommentatorin “fassbar”.

  11. fassbar sagt:

    Drollig…wie jemand die Geschichte einfordert, die zudem bestimmt keiner der Pi-Besucher kennt, aber sich gleichzeitig und “natürlich” nicht um Ökologie zu kümmern braucht.
    Es lebe die Geschichte auf einem toten Planeten. Ist das die Message?

    Wenn die Menschen an dem Plastikmüll erstickt sind und die Rohölvorräte alle für diesen Unsinn verbraucht sind, dann braucht man auch kein Pi-Café mehr und auch keine wie auch immer kritische Wissenschaft.

    Nach dieser Ökologischen Pleite des Pi-Cafés wundert mich, dass überhaupt welche von der Furios da noch hingehen. Das “Links” und “Ökologie” ein Widerspruch sein soll, höre ich wirklich zum erst Mal. Ich glaube aber, dass hier eine andere Form von “Links” gemeint ist, denn das gehört für mich zusammen.

    Wenn die letzten Rohölvorräte sinnlos verplempert wurden, der letzte Wassertropfen verseucht und der letzte Baum gerodet ist, werdet ihr feststellen, dass der Marxismus/Leninismus nicht essbar ist.

  12. unfassbar sagt:

    Es macht mich tatsächlich traurig, wie geschichtsvergessen und kopflos hier geschrieben wird. Das Pi-Café verweist nicht auf die Zahl Pi sondern auf das P.I., das Psychologische Institut der FU, welches in den 70ern einen klar marxistischen Standpunkt hatte. Als Gegeninstitut wurde dann das Institut für Psychologie an der gleichen Universität gegründet, um im folgenden dem PI die Gelder abdrehen zu können. Ein bundesweit einmaliger und siegreicher Vorgang, um kritische Wissenschaft auszuschalten.
    Es freut mich ja zu lesen, dass sich Furios-Leute noch in linke Cafés trauen anstatt ihren Kaffee beim Studentenwerk zu trinken, aber bitte fangt doch mal an Eure Artikel vernünftig zu recherchieren.
    Wo bitte ist eigentlich die Paradoxie von Fair-Trade-Cafe und Plastikbechern? Muss ich, wenn ich mich für höhere Löhne einsetze, automatisch auch Rücksicht auf die Ökologie nehmen? Natürlich nicht, sonst wäre jeder Betriebsrat eine Kommandozelle von Greenpeace.

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