Bombengrüße aus Bagdad

Dahlem befindet sich in Aufruhr. Die irakische Botschaft zieht in die Pacelliallee. Auch FU-Studenten sollten besorgt sein, finden Linn Voss und Angelina Scheck im Montagskommentar.

Beschaulich war das Leben in der Villenhochburg Dahlem, doch nun ereilt uns die Bedrohung aus Nahost. Nicht die Mafia, nicht die Illuminaten, nein, schlimmer – der Schatten der irakischen Botschaft verdunkelt die Sonne nahe der Silberlaube. Die Republik Irak kaufte vor kurzem eine prunkvolle Villa in der Pacelliallee, um dorthin mit ihrer Vertretung umzuziehen. Das bisherige Gebäude in Zehlendorf sei nach Angaben des Botschaftssprechers Musawy „alt und verrottet“ und so wurde die neue Residenz am 22. April eröffnet. Unklar ist jedoch bisher, wie genau das Gebäude genutzt werden darf, da Anwohner bereits Beschwerden und Klagen eingereicht haben. Sie befürchten eine Gefährdung von Leib, Leben und Immobilienpreisen durch eventuelle Anschläge. Verständlich – immerhin werden die Selbstmordattentäter gleich mitgeliefert und sind im siebenstelligen Kaufpreis der Villa enthalten.

Man munkelt, dass erst vor kurzem ein Ausbildungslager für Terroristen eingerichtet worden sei, die zu Trainingszwecken unter Anleitung von als Botschaftern getarnten Agenten auf wehrlose Gartenzwerge schießen. Engagiert ergreifen die Anwohner die Initiative und verlassen sich nicht auf das qualitativ minderwertige Sicherheitspersonal der dubiosen Iraker, sondern errichten unüberwindbare Mauern in ihren Köpfen zum Schutz vor interkulturellem Austausch. Als gute Bürger wenden sie sich an die Justiz mit dem Argument, der Betrieb einer Botschaft widerspreche der Nutzung der Gegend um die Pacelliallee als reines Wohngebiet. Bei so viel Einsatz ist es nachvollziehbar, dass die Kapazität nicht ausreicht, um die bereits in genau diesem Wohngebiet befindlichen Botschaften des Omans und Marokkos zu bemerken. Viel vertrauenswürdiger für dort wohnende Vorstandsvorsitzende, Banker und Manager ist natürlich der ehemalige Mieter: die Göttinger Gruppe, eine der größten „Kapitalanlagengesellschaften“. Sie musste 2007 aufgrund zwielichtiger Geschäfte auf dem grauen Kapitalmarkt Insolvenz anmelden.

Hoffen wir also, dass die selbstlosen Anwohner mit ihren Klagen bald Erfolg haben, denn sonst sinken laut mathematischer Vorhersage eines dort beheimateten Bankers neben den Immobilienpreisen auch die Überlebenschancen um 5-35%. Bis dahin empfehlen wir Studierenden das Anlegen schusssicherer Westen beim Verlassen der U-Bahn, „denn schließlich bleiben im Falle eines Schusswechsels die Kugeln nicht im Gartenzaun stecken“.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

2 Responses

  1. Janna sagt:

    todeswitzig!

  2. Alexander sagt:

    Der letzte Abschnitt, ab “sonst sinken laut mathematischer Vorhersage[…], ist köstlich.

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