Sie leben unter uns, getarnt als Juristen, Chemiker, Bauingenieure, Politiker und Rechtspflegerinnen, doch eigentlich wollen sie nur eins: auf der Bühne stehen und Musik machen. Von Christian Güse
Rosafarbenes Poloshirt, geknoteter Kaschmirpulli über den Schultern und dazu eine schnöselige Attitüde – so sieht der Stereotyp des Jurastudenten aus. Mit Röhrenjeans und Chucks passt Felix nicht in das Klischee, erst recht nicht als Gitarrist der Rockband »Slippery Damage«. Mit Schlagzeuger Max studiert er an der Freien Universität.
Die Verbindung von Jura und Rockerdasein findet Felix gar nicht schlecht. »Wenn das Hotelzimmer in Trümmern liegt, ist das Jurastudium das Beste, was man in diesem Augenblick gebrauchen kann«, erklärt er grinsend. Gegründet hat sich die Band um Frontfrau Leila Bekri zu Schulzeiten, vor sechs Jahren. Sie hat das übliche Bandschicksal durchlaufen, mit Auftritten, Wettbewerben und Ab- und Zuwanderungen diverser Mitglieder. Heute spielen Felix, Leila und Max ihren grungigen Alternativ-Rock zusammen mit Zweitgitarrist Stefan und Bassist Fischa. Die EP »Solid Cure« haben sie im letzten Jahr aufgenommen. Diesen Sommer wird sie von der Band im Tourbus durch Deutschland gekarrt.
Ihrer Musik hört man ein bisschen frühe »Guano Apes« an. Eine Vermutung liegt nahe und wird bestätigt. »Slippery Damage« speisen ihren Sound aus der Ära, als Rock noch ehrlich war und man ungestraft zerrissene Jeans und Lederjacke tragen durfte: den späten 80ern. Damit liegen sie nicht im Trend der Indie-Spaßbands. Dafür wecken sie selten gewordene Assoziationen zu den großen Zeiten von Pearl Jam & Co. Das leistet auch Leilas raue Stimme, die zwar tonal mal daneben liegt, den Titel »Rockröhre« aber noch ohne Schamesröte tragen kann.
Die Semesterferien nutzt »Slippery Damage« oft für Proben, Albumaufnahmen und Konzerte statt für Hausarbeiten und Klausuren. »Es kommt schon zum Prioritätengewürfel«, gibt Max zu. Nach Auftritten bis in die frühen Morgenstunden wird auch mal eine Vorlesung sausen gelassen. Dieses Opfer müsse man für eine tolle Show und neue Fans eben bringen, meint Max. Die Aufgaben des Alltags nehmen aber alle fünf immer noch ernst. Statt in der Seminarpause ein kühles Blondes zu schlürfen, bereiten sie sich auf den nächsten Kurs vor. Nur mit Zeitmanagement klappt der Spagat zwischen Studium und Musik.
Für »Slippery Damage« ist der ganz große Durchbruch eine Option, die bedacht sein will. Studium oder volles Rohr Risiko? »Die Wahl zwischen Leidenschaft und Vernunft ist verdammt schwer – aber ich glaube, letztlich wird eher die Leidenschaft gewinnen«, sagt Max. Na klar! Wem der Rock-Olymp winkt, der schmeißt den Gemeinsinn über Bord.
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