Die GHG schlägt wieder zu

Mit Einsetzen der StuPa-Wahl wird aus dem üblichen Flehen nach Aufmerksamkeit ein wilder Balztanz der Politakteure. Am Dienstagmittag bewies die Grüne Hochschulgruppe schlagkräftige Argumente. Ein Tatortbericht von Karl Hosang.

Schlagende Verbindung: Die GHG schüttelt mal kurz die Kissen auf. ‘
Foto: Cora-Mae Gregorschewski

Es ist Dienstagmittag in der Silberlaube. Eine junge Frau steht mit einem großen Plakat verzweifelt vor dem Hörsaal 1A. Sie hätte sich kein schlechteres Datum aussuchen können, um Leute für „Studieren ohne Grenzen“ anzuheuern. Die Arme wusste einfach nicht, dass StuPa-Wahlen sind und wie hart sie dabei für ein Stück vom Kuchen der politischen Wahrnehmung zu kämpfen hat.

Ein paar Meter weiter schon, vor der Mensa, breitet sich das Wahllokal über die ganze Breite des Flures aus. Drumherum lauern Sozialisten und die Solidaristen-Listen an ihren Ständen, um etwas Publikum zu erhaschen. Überall werden Flyer verteilt, überall liegen welche herum. Am Eingang zur Silberlaube spielt jemand von der AusländerInnen-Liste Gitarre. Mittendrin läuft in der Mensa ein sonderbares Fellmonster mit attac-Logo um die Tische. Man ist nicht ganz sicher, was genau es ist, wohl eine Art Mischung aus Elch und Gremlin. In Wirklichkeit ist es Sarah Walz. Und irgendwo verborgen in der Meute versuchen ein paar attraktive Furiosler, ihr neues Heft unter die Leute zu bringen.

Das alles hätte sicher gereicht, um der jungen Frau das Leben schwer zu machen und „Studieren ohne Grenzen“ als sicheren Verlierer dieser Wahl zu schikanieren. Aber bis dahin ahnt sie noch nichts vom düsteren Höhepunkt dieser Scharade. Denn zu allem Überfluss braut sich direkt neben ihr ein fieser Mob zusammen, aus Mitgliedern der Grünen Hochschulgruppe. Diese verteilen dieses Jahr nicht einfach Flugblätter, sondern Schläge und Seitenhiebe. Unter dem Motto „Kissenschlacht statt Grabenkämpfe im StuPa“ vermöbeln sie sich zunächst gegenseitig, bevor sie in ihrem Blutrausch durch die Flure jagen. Hier und da wird dann auch Unschuldigen eins mit den grünen Kissen übergezogen. Eine Konkurrentin von Liste 17 bekommt auch was ab und giftet ein paar verächtliche Worte. Einer der pöbelnden Unholde schreit: „Die GHG schlägt wieder zu“, „Nicht nur reden, auch mal zuhauen!“ und „Heute könnt ihr wählen: GHG oder Prügel“.

Irgendwann sind es nicht nur Grüne, auch andere zufällig Anwesende lassen sich von der Kampfeslust anstecken. FURIOS gegenüber gestand einer der Hitzköpfe hinterher, ohne seinen Namen nennen zu wollen: „Ich weiß gar nicht, was mit mir los war, echt nicht. Sonst tue ich ja keiner Fliege was zuleide. Ich war eigentlich nur auf dem Weg zum Mittagessen und dann kamen sie angerannt mit dieser brodelnden, grenzenlosen Wut in den Augen. Ich bekam einen Hieb mit dem Kissen und bin dann selbst vollkommen außer Kontrolle geraten.“

Sie sind für veganes Essen und kratziges Klopapier. Und sie sind gegen den AStA, also eigentlich gute Mitbürger. Ja, die Grünen genießen ein harmloses Image in der Öffentlichkeit. Aber an diesem besagten Dienstag zeigen sie eine andere Seite von sich, eine blutrünstige, mit Krallen und Zähnen. Ist dies ihr wahres Gesicht? Vielleicht. Aber wahrscheinlich ist dieser Wahlwahnsinn schuld. Bei all dem Konkurrenzdruck und Imponiergehabe musste früher oder später jemand dran glauben. Diesmal geschah es.

Die junge Frau ist verschwunden, es fehlt jede Spur. Nur ihr Plakat hängt noch. Es prangt mit Wahrheit verheißendem Titel im Foyer. Es scheint, als wusste sie um das Unheil und wollte warnen. Vor Studierenden ohne Grenzen.

Teil 1: “Chuck Norris is watching you!”

Teil3: “Hoffen auf Guttenberg”

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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4 Responses

  1. Cora sagt:

    @Piotr:

    Es war wirklich so, ich habe sie auch gesehen und die Bemerkung ist nicht zweideutig.

  2. Olli sagt:

    Naja, ob die Partei-Hochschulgruppen nichts tun, darüber lässt sich nur begründet reden, wenn man solche Aussagen auch belegt. Die Arbeit der Jusos war schon sehr beträchtlich und wurde von der FSI ja auch goutiert. Und das der SDS zum Beispiel keine Politik machen kann, da er schlicht kaum Mandate hat, ist auch verständlich. Und bei den Grünen ist es ebenso. Im StuPa ist selbst mit größtem Wollen (und da halte ich Mathias Bartelt für prägend) kaum gegen die AStA-Mehrheit anzukommmen.

    Also stimmt die getätigte Aussage so nicht.
    Differenzierende Grüße
    Olli

  3. Piotr sagt:

    “Mit­ten­drin läuft in der Mensa ein son­der­ba­res Fell­mons­ter mit attac-Logo um die Tische. Man ist nicht ganz sicher, was genau es ist, wohl eine Art Mischung aus Elch und Grem­lin. In Wirk­lich­keit ist es Sarah Walz.”

    Ich hoffe, sie war wirklich verkleidet und dahinter verbirgt sich keine zweideutige Bemerkung.

  4. dennis sagt:

    auch wenn dieser artikel – im gegensatz zum ersten in dieser reihe – echt ziemlich gut geschrieben wurde, so fällt doch eines auf: auch die furios geht der taktik der partei-hochschulgruppen, das ganze jahr über wenig bis nichts an konkreter (hochschul-)politik zu machen und sich im wahlkampf mit spektakulären aktionen, hochglanz-flyern usw. ins gespräch zu bringen, auf den leim. das ist schade, fällt dabei doch völlig hinten runter, wer die eigentlich kontinuierliche arbeit an der hochschule macht: die FSIn, und zwar unabhängig davon, ob AStA-tragend oder nicht.

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