René Obermann, der Vorstandsvorsitzende der Telekom, hat die Freie Universität besucht. Im Audimax redete er über Innovation und Effizienz und sprach sich für mehr Verantwortungsbewusstsein bei Unternehmern aus. Von Florian Schmidt
René Obermann im Max-Kade Auditorium Foto: Cora-Mae Gregorschewski
„The business of business is business“: Viele Menschen glauben, dieser Satz sei das Leitmotiv der großen Unternehmen unserer Zeit. Profite, Erträge, Gewinne – das seien die Schlüsselwörter, die in der Welt der Wirtschaft zählen. Dass dem nicht so sein sollte, erklärte kürzlich einer, der sich in dieser Welt auskennt: René Obermann, der Vorstandsvorsitzende der Telekom hielt im Audimax vor rund 500 Studenten einen Vortrag über Innovation, Effizienz und die Verantwortung des Unternehmers. Dabei machte er deutlich, dass Gewinnmaximierung wichtig ist, aber bei Weitem nicht das einzige Ziel eines Unternehmens sein sollte.
Zunächst ging Obermann auf die große Bedeutung von Innovation ein. Diese sei heutzutage mehr denn je „eine Frage des Überlebens“ für Unternehmen. „Die Lebenszyklen von Produkten werden immer kürzer.“ Beispielsweise seien Smartphones schon nach sechs bis acht Monaten von Nachfolgemodellen überholt. „Der technologische Wandel wird immer schneller“, so Obermann. Auch langfristig ließe sich diese Entwicklung beobachten: „Das Radio hat 38 Jahre gebraucht, bis es 50 Millionen Menschen erreichte, das Fernsehen benötigte 13 und das Internet lediglich vier Jahre, um diese Marke zu brechen.“ Die Welt sei also rasanter geworden. Passten sich Unternehmen ihr nicht mit immer neuen Ideen und Innovationen an, verlören sie den Anschluss, erläuterte Obermann und nannte als Beispiel aus der Handyherstellerindustrie die Firma Nokia, die einmal Branchenprimus gewesen sei.
Neben immer neuen Ideen sei vor allem die Effizienz eines Unternehmens wichtig. Dazu gehöre es natürlich, immer wieder den Rotstift anzusetzen und Einsparmöglichkeiten im Konzern zu suchen. Nur so könne eine Firma dem hohen Preisdruck am Markt standhalten und auch künftig bestehen. Doch Effizienz bedeute auch, die Abläufe im Unternehmen ständig zu überprüfen und sie schrittweise zu verbessern. „Früher etwa hieß Kundenfreundlichkeit, dass der Kunde freundlich zu sein hat“, sagte Obermann. Mittlerweile sei bei der Telekom speziell bei der Kundenbetreuung einiges getan worden. Der Service sei heute deutlich besser als früher – auch das mache ein Unternehmen effizienter.
Schlussendlich ging der Telekom-Chef auf die Verantwortung ein, die Menschen wie er als Vorstandsvorsitzende eines großen Unternehmens tragen. Auf den Topmanagern der Wirtschaft laste ein immenser Druck, erklärte Obermann. Ständig müssten sie den Spagat schaffen zwischen den Forderungen der Aktionäre, die Profite sehen wollten, und denen der Politiker und Mitarbeiter, die nach sozialer Verantwortung riefen. „In den vergangenen Jahren ist dabei enorm viel Vertrauen verspielt worden.“ Zwei Drittel der Deutschen sagten heute, dass die Konzerne nicht sozial verantwortlich handeln, sondern lediglich auf Gewinne aus seien. Viele Menschen zweifelten mittlerweile gar an der Sozialen Marktwirtschaft. „Damit müssen wir uns auseinandersetzen“, so Obermann. „Meine These ist, dass Unternehmen jetzt noch sichtbarer als bisher sowohl glaubwürdig als auch verantwortlich handeln müssen.“ Die Grundsätze von Vertrauen, Verlässlichkeit und die kaufmännische Ehrbarkeit müssten wieder großgeschrieben werden: „Ich glaube, dass wir als Unternehmerinnen und Unternehmer verpflichtet sind, ganzheitlich zu denken und dass wir nicht nur auf die Profitabilität achten müssen, sondern dass wir uns mit dem Geld, das wir verdienen, auch für langfristige gesellschaftliche Projekte einsetzen müssen. “