Vulgärkrawall im Künstlerhirn

Clint Lukas ist ein Mitglied der Surfpoeten, der ältesten Lesebühne der Hauptstadt. In seinem 17 Geschichten umfassenden Buchdebüt berichtet er aus dem konfliktreichen Leben eines Überlebenskünstlers. Von Judita Koziol

Foto: periplaneta

Der Held ist ein Berliner Bohemien, der das Treiben seiner Stadt scharfsinnig beobachtet und es in atmosphärisch dichten Erzählungen festhält. Sein Werk lässt sich in Fragmenten lesen, ist aber auch eine Art Autobiographie. In schnörkelloser Sprache erzählt der Protagonist von seinem Leben als Wurstverkäufer, Filmproduzent und liebestrunkener Säufer. Mit beißendem Sarkasmus schildert er seinen Dienst im Hospiz, wo er die Patienten gezielt an den Rand des Wahnsinns treibt. Nicht besser steht es um die emanzipierten Frauen, mit denen er sich regelmäßig rauft und liebt und keine gewaltfreie Sprache findet. Die kleinen Missverständnisse in der U8 mit einer Unbekannten zum Beispiel eskalieren zu Dialogen, die provokanter und prägnanter nicht sein könnten.

„Das Leben ist halt eine Zicke“, behauptet der Autor und kippt sich großzügig einen hinter den Kragen. In einer der Geschichten diskutiert er feuchtfröhlich über seine große filmische Leidenschaft, in der anderen geht er zugedröhnt in die Oper. Der Protagonist macht Filme und kann Filmleute nicht ausstehen. Er erlebt Freiheit und verachtet Spießbürger. Er erzählt ehrlich und vor allem witzig. So vielfältig sein Leben, so auch seine Stories. Sprachlich sind sie vorwiegend vulgär und derb, an manchen Stellen verirrt sich die Sprache aber auch ins Gehobene. Es fehlt dem Debüt des 26-jährigen nicht an Lakonie, rasendem Tempo und Selbstironie, die dieses Bändchen so lesenswert machen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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