FU-Präsident Peter André Alt und Vize Michael Bongardt zeigten sich in der Vollversammlung gesprächsbereit und redeten mit 450 Studierenden über die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) und das Studierendenleben. Die Beschließung der RSPO wird wohl verschoben. Von Valerie Schönian
Am Mittwoch fand die zweite studentische Vollversammlung (VV) binnen einer Woche statt. Alt und Bongardt konnten nur eine knappe Stunde anwesend sein. Diskussiongrundlage war ein am Dienstag veröffentlichter Entwurf der RSPO. Die Studierenden hatten die Möglichkeit Fragen an Alt und Bongardt zu richten. Nicht alles konnte aufgrund der knappen Zeit angesprochen werden. „Das heißt nicht, dass wir das Gespräch beenden“, so Bongardt. Sie seien weiterhin bereit, an studentischen VVs teilzunehmen.
Neuer Entwurf der RSPO
Dass im neuen Entwurf der RSPO die Zwangsberatung ab dem dritten Semester gestrichen wurde, nahmen die Studierenden wohlwollend zur Kenntnis. Die uniweite Beschränkung auf zwei Prüfungswiederholungen steht jedoch auch in dem neuen Entwurf und wurde kritisiert. Eingeführt werden soll sie ab dem Wintersemester 2014/2015. Bis dahin, so Alt, sollten die Prüfungsansprüche in einigen Fachbereichen, wie den Naturwissenschaften, angepasst werden, um hohe Durchfallquoten zu vermeiden. „Aber passiert dies nicht, wird die RSPO-Beschränkung ja trotzdem kommen“, kritisierte ein Student.
Alt verwies auf die Humboldt Universität und die Technische Universität, bei denen es diese Beschränkung bereits gibt: „Daraus lese ich, dass es keine Problem ist, auch mit zwei Wiederholungen durch das Studium zu kommen“, so der Präsident.
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Alt studierte vor 30 Jahren in Regelstudienzeit
Alt rechtfertigte sich außerdem für seine Aussage auf der Sitzung des Akademischen Senats (AS), arbeitende Studierende seien „Ausnahmefälle“. Er habe gesagt, die persönliche Situation von Studierenden solle berücksichtigt werden. Bongardt ergänzte, eine spezielle Formulierung über die Berücksichtigung der Lebensumstände sei bei der Überarbeitung gestrichen worden, solle aber wieder aufgenommen werden.
Dann menschelte es ein wenig: Alt erzählte von seiner eigenen Studienzeit. Er habe sein Studium ebenfalls selbst finanziert und es trotzdem in 10 Semestern abgeschlossen. „Für mich war das eine Flucht nach vorne“, so Alt. Grund war das schlechte Betreuungsverhältnis, welches bei 1:180 lag – heute steht es bei 1:55. „Trotzdem war das Studium damals anders und freizügiger organisiert, das stimmt“, gesteht das FU-Oberhaupt ein. Ein Demokratiedefizit sehe er jedoch nicht: „Es sind genug Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Teilhabe vorhanden“ .
Die RSPO muss nicht nächste Woche beschlossen werden
Die Studierenden forderten wegen der knappen Einarbeitungszeit in den neuen Entwurf, die RSPO noch nicht in der kommenden AS-Sitzung zu beschließen, wie es ursprünglich geplant war. Auch die Kommission für Lehrangelegenheiten (KfL) sprach diese Empfehlung einen Tag zuvor aus.
Alt und Bongardt versicherten, dass die RSPO nicht in der nächsten Woche verabschiedet werden müsse. „Wir wollen uns Zeit nehmen, zu diskutieren, was zu diskutieren ist“, so Bongardt.
Vollversammlung oder Runder Tisch?
Die Studierenden hatten die Vollversammlung als Runden Tisch angekündigt. Diese Formulierung lehnten Alt und Bongardt unter Berufung auf einen Beschluss des AS vor zwei Wochen ab. Das Gremium habe sich gegen die „halbinstitutionalisierte Form“ des Runden Tisches ausgesprochen, sagte Bongardt.
Einladungen zu VVs wollen die beiden Präsidiumsmitglieder aber weiter folgen. Der Unterschied: An einem Runden Tisch wären alle Statusgruppen der Universität vertreten, also auch Professoren und Mitarbeiter der FU. Die nächste studentische VV ist in zwei Wochen angesetzt.
Alles dank den Auseinandersetzungen vor dem Präsidium?
Nachdem Alt und Bongardt die VV verlassen hatten, diskutierte ein Großteil der Studierenden weiter. Ein Teilnehmer rief zu verstärktem Protest auf: „Reden bringt nichts! Wären wir nicht auf die Barrikaden gegangen, wären die heute gar nicht gekommen und auch den neuen Entwurf hätten wir nicht.“ Allerdings hatte Alt bereits auf der AS-Sitzung – also vor den Auseinandersetzungen vor dem Präsidium am letzten Mittwoch – zugesagt zur VV zu kommen.
Weiterhin ist das bisher größte Zugeständnis seitens des Präsidiums die Abschaffung der verpflichtenden Beratung im dritten Semester. Diese kritisierten aber nicht nur die Studierenden, sondern auch Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter: Bisher war gar nicht klar, wie die Beratung umgesetzt werden soll, da finanzielle und personelle Kapazitäten dafür fehlen.
Es wäre, denke ich, angemessen das Titelbild dieses Artikels abzuändern, denn, wie bei der VV unten an der Tafel stand und auch angekündigt wurde, haben sich alle diejenigen Student*innen in den rechten (von unten gesehen) Block des HS gesetzt, die nicht (!) fotografiert werden wollten.