Am Mittwoch hat die entscheidende Sitzung des Akademischen Senats stattgefunden. Mitglieder und Studierende diskutierten ausführlich miteinander. Die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung wurde nicht verabschiedet. Von Veronika Völlinger
Die AS-Sitzung fand zwischen Studierenden im Audimax statt. Foto: Valerie Schönian
Es war der Tag, dem die RSPO-Gegner lange entgegen geblickt haben. Woche für Woche organisierten sie Sit-Ins und Vollversammlungen, um die Studierenden vor dem zu warnen, was sie ab nächstem Semester erwarten könnte: Eine fächerübergreifende Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO). Am 20. Juni sollten die umstrittenen Inhalte durch den Akademischen Senat (AS) verabschiedet werden.
Bevor die Sitzung um 15 Uhr begann, machte sich eine etwa 120-köpfige Gruppe Studierender von der Silberlaube zum Sitzungssaal des AS im Henry-Ford-Bau auf, um dort – schon wieder – vor verschlossenen Türen zu stehen. Aus Sicherheitsgründen durften nur etwa 20 weitere Teilnehmer herein gelassen werden. Der Zug blieb geschlossen draußen; drinnen beantragten die studentischen Vertreter des AS, die Sitzung ins Audimax zu verlegen – mit Erfolg.
Während die Studierenden noch vor der Tür warteten, einigte sich der AS außerdem, die RSPO in dieser Sitzung nicht zu beschließen, sondern nur zu besprechen. „Wir müssen uns nicht unter Zeitdruck setzen“, meinte Peter-André Alt. Er erklärte außerdem, dass die RSPO nicht in den Ferien beschlossen werden wird – was im Voraus viele Studierenden befürchteten. „Dafür ist der Prozess zu wichtig“, fügte der FU-Präsident hinzu. Auch in der nächsten AS-Sitzung im Juli sei eine Verabschiedung nicht zwingend. Ein weiterer Grund für den Aufschub: Die Fachbereichsräte hatten noch keine Zeit, die neue Fassung der RSPO zu diskutieren.
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Der AS braucht Platz
Dann wurde die Sitzung in den Audimax verlegt. AS-Mitglieder und Studierende ließen sich dicht an dicht auf der Bühne nieder. Gleich zu Beginn entschied das Gremium – dem Antrag eines studentischen AS-Mitgliedes folgend- , die Studierenden sofort an der Diskussion zu beteiligen. Nachdem in der neusten Fassung der RSPO von vergangener Woche die Pflichtberatungen gestrichen wurden, blieben zwei große Kritikpunkte: Anwesenheitspflicht und Prüfungswiederholungen.
Auch viele Professoren im AS kritisierten den RSPO-Entwurf – er werde der Vielfalt der Fächer nicht gerecht: „Wir wollen nur einen Rahmen und kein Korsett“, kritisierte ein Dozent. Zudem fürchten sie unnötigen Aufwand: „Je mehr reguliert wird, desto mehr Zeit kostet es – das ist verlorene Zeit“, beklagte eine andere Professorin. Dass unterschiedliche Fächer auch Spielraum brauchen, erkannte auch FU-Präsident Alt: „Wir müssen Möglichkeiten für flexible Einzelregelungen finden.“
Anwesenheitspflicht und Prüfungswiederholungen bleiben Thema
Beim Thema Anwesenheit stand eine missverständliche Formulierung im Vordergrund. Bereits auf der Vollversammlung am 13. Juni hatte Alt verlauten lassen, dass der RSPO-Entwurf keine Verschärfung der Anwesenheitskontrolle vorsehe. „Es gibt keine reguläre Anwesenheitspflicht, sondern nur Möglichkeiten, diese zu definieren“, so der FU-Präsident. Die Studierenden störten sich allerdings an der Formulierung, dass die Präsenzquote in Lehrveranstaltungen nicht geringer als 75 Prozent sein darf – ein Widerspruch zu Alts Aussagen. Vizepräsident Michael Bongardt dementierte: Man könne – je nach Anforderung – auch aktiv teilnehmen, ohne einmal die Lehrveranstaltung besucht zu haben. Ein weiteres Argument der Studierenden zielte auf die Lehrqualität ab: „Wenn alle sowieso hin müssen, muss sich der Dozent nicht mehr um die Qualität kümmern!“, kritisierte eine Studentin.
Noch mehr Kontroverse verursachte die Anzahl der Prüfungswiederholungen. Im Entwurf sind zwei Wiederholungen vorgesehen – die Regelung soll allerdings erst zum Wintersemester 2014/2015 in Kraft treten. Aus Sicht des Präsidiums und der Professoren spricht für eine Begrenzung, dass sie fairer gegenüber den Studierenden sei, die sofort bestehen. Außerdem werde den Studierenden so früher klar, dass sie den falschen Studiengang gewählt haben. Diese Aussage wurde stark von studentischer Seite kritisiert: Diese Erkenntnis würde Studierenden auf diese Weise von oben herab aufgezwungen.
Ein Änderungsvorschlag sah vor, Prüfungswiederholungen auch von Prüfungsform abhängig zu machen. So könnte man beispielsweise Klausuren öfter wiederholen als Hausarbeiten. Auch sei es wichtig, dass der Zeitpunkt der ersten Wiederholungsprüfung nicht zu nahe am ersten Versuch liegt und dass bei dem gleichen Dozenten wiederholt werde.
Alt brachte einen Kompromissvorschlag ein: „Prüfungen dürfen mehrmals, aber nicht unbegrenzt wiederholt werden. Alles Weitere regelt der Fachbereich.“ So oder so ähnlich könnte laut ihm der neue Punkt aussehen.
RSPO wird nicht in Ferien beschlossen
Dieser und weitere Vorschläge, sowie der aktuelle Stand der Diskussion, wird jetzt an die Fachbereichsräte und betroffene Gremien weitergeleitet, so Alt. Nachdem dort diskutiert wurde, wird sich der AS wieder mit der RSPO befassen.
Auch die Studierenden planen das weitere Vorgehen. Für den 27. Juni ist die nächste Vollversammlung angesetzt – wieder sind alle Statusgruppen der Universität eingeladen. Alt und Bongardt haben zugesagt.
Größtenteils schienen AS und Studierende mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden. Über zwei Stunden saß man zusammen und redete miteinander. „Ich finde diese Diskussion echt schön“, lobte eine Studentin. Zum Schluss trennten sich die beiden Gruppen allerdings uneinig: Das Präsidium war nicht bereit in einer uniweiten Rundmail zur Vollversammlung einzuladen; zu viele Anfragen dieser Art kämen täglich von verschiedenen Gruppen und die damit verbundenen Kosten würden sich jedes Mal auf 5.000 Euro belaufen. Die Studierenden meinten dagegen, mit zentralen Verteiler könnten sie mehr Leute mobilisieren.
Klar ist jedenfalls: Das war noch nicht die entscheidende AS-Sitzung. Die Diskussion um die RSPO geht weiter – aber erstmal ohne Zeitdruck im Nacken und mit vielen neuen Änderungsvorschlägen.