Des Musikers Leid ist des Hörers Freud

„Coexist“, das neue Album der Band The xx, ist erschienen. Eine gefällig melancholische Platte zum Zurücklehnen und Genießen, findet Fabian Hinsenkamp, der für FURIOS reingehört hat. CoexistGoldene Bögen aus Licht spannen sich über London, wachsen langsam in die Höhe, verlassen die Metropole in alle Himmelsrichtungen. Die schnellsten Strahlen schießen über den Atlantik und landen in den großen Städten der amerikanischen Ostküste, nur um von dort wieder aufzusteigen und sich ein neues Ziel zu suchen. Nach nur neun Tagen ist die ganze Welt umspannt, und die Promoaktion zum neuen The xx-Album „Coexist“ vorbei.

Das Netz aus goldenen Bögen gab es natürlich nicht in Wirklichkeit. Es existierte lediglich auf der Website der Band, wo Fans das komplette Album kostenlos vorab hören und über Facebook mit ihren Freunden teilen konnten. Auf diese Weise spannte sich das Netz um den gesamten Globus – binnen weniger Tage wusste es die ganze Welt: das neue Album der englischen Indie-Band heißt „Coexist“.

Die Platte bietet, was die Londoner am besten können: verträumt melancholischen Indiepop vom Feinsten. Die elf Song starke Platte treibt den typische stark reduzierten Sound, der schon das Debütalbum „xx“ unverwechselbar machte, jetzt noch weiter auf die Spitze. Geradezu spielerisch vermischen sich Klaviermelodien mit sphärischen Synthieklängen und breiten aber nie zu aufdringlichen Bässen.

Teilweise spielt die Band einzelne Melodie-Fragmente nur an, dann driften sie auseinander, klingen aus und verhallen in Stille, nur um im nächsten Moment wieder aufgegriffen zu werden. Ergänzt wird die minimalistische Musik durch ins Mikrofon gehauchte Texte, in denen The xx Themen wie kaputte oder gerade zerbrochenen Beziehungen behandelt. Oft sind sie als Monolog formuliert, was die Duettparts davor bewahrt kitschig zu wirken. „Coexist“ schlägt damit auch inhaltlich gewohnt nachdenkliche Töne an. Wenige Bands schaffen es, mit so gering gehaltenen instrumentalem Einsatz so eine Tiefe zu erzeugen wie das Londoner Trio.

„Coexist“ ist ein Musikerlebnis, an dessen genaue Titelreihenfolge man sich so schwer erinnern kann, wie sonst nur am Tag nach einer langen rauscherfüllten Clubnacht. Zwar fehlt es der Platte leider an sofort herausstechenden Titeln wie „Crystalised“ oder „Vcr“ aus dem Vorgängeralbum – trotzdem ist „Coexist“ absolut empfehlenswert und eines der besten Indiepop-Alben des Jahres.

The xx – Coexist
Label: Young Turks, XL
Erschienen: 7. September 2012

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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