Feiern will gelernt sein — Teil I

Frisch zugezogen sind Marie Obermaier, Johanna Blees und Diep LeHoang ins Berliner Nachtleben abgetaucht. Nachdem sie heil nach Hause gekommen sind, haben sie ihre Eindrücke und Tipps festgehalten.

Alt genug für das Techno-Mekka?

Von Marie Obermaier*

Ein Wochenende in Berlin, diesmal nicht zu Besuch. Ein erstes Wochenende als Bewohnerin des ewigen deutschen Sehnsuchtorts. An dem die Nächte angeblich doppelt so lange sind und Sterni, Mate und Pfeffi fließen wie das Wasser im Brunnen. Berlin, das deutsche Techno-Mekka lockt bekanntlich jedes Jahr Millionen Menschen von überall her in seine geheimnisvolle Parallelwelt.

Wo der Easyjetset tagelang im Club verschwindet und sich der Musik und angeblich auch den Drogen hingibt. Ich bin bereit Berlin, verschluck’ mich heute Nacht! Wie alles Gute hat aber auch die Berliner Clubszene einen winzigen Haken. Zumindest für Studenten im ersten Semester: Wer jünger als 21 ist, darf nur in seltenen Fällen hinter die begehrten Clubtüren. Woher kommt diese in Deutschland einzigartige Türpolitik?

Der Türsteher im Morlox, einem kleinen aber auf jeden Fall empfehlenswerten Clubs in Friedrichshain weiß auch keine Antwort. Er sagt lediglich: „Einlass ab 21. Ist hier immer so.“ Dann sieht er sich meinen Perso an und ich fühle mich drei Jahre in die Vergangenheit katapultiert, an Abende in denen ich als 17 -Jährige verzweifelt versuchte, mit Ausweisen von Freundinnen die Münchner Clubs zu erforschen. Für einen Moment bleibt mein Herz stehen, dann sagt er „Viel Spaß“ und winkt mich durch. Dass ich erst nächsten Monat 21 werde, scheint ihm wohl entgangen zu sein.

Berlin für Clubmuffel

Von Johanna Blees

Vielleicht hätte ich nicht in die Stadt mit der besten Clubkultur Deutschlands — ach was, Europas, der ganzen Welt! — ziehen sollen. Türsteher genießen hier Heiligenstatus, überall herrscht Gedränge, und die Musik ist immer zu laut. Dieser ganze Zirkus ist mir auf Dauer zu viel! In Berlin muss es doch auch Orte geben, wo man eine gepflegte, nicht geschriene Unterhaltung führen, sich ein, zwei Getränke genehmigen und vielleicht noch ein bisschen kickern kann. Hier gibt es doch angeblich alles, also sicher auch ein paar nette Kneipen!

Samstagabend in Kreuzberg, direkt am Kotti. Vorbei an dem letzen tapfer aushaltenden Häuflein Demonstranten gegen die Gentrifizierung geht es in den „Südblock“. Nach einem Bier hüpfe ich noch schnell auf die „All-Gender-Toilette“. Dann ziehen wir weiter. Direkt um die Ecke liegt die „Meuterei“: Günstige Getränke, gemütliche Atmosphäre sowie ein Tanzkeller, in dem man mitten auf der Tanzfläche die müden Beine auch mal auf dem Sofa hochlegen kann. Das überzeugt mich sofort. Ein Ort zum Versacken — doch wir müssen weiter, nach Neukölln.

Denn dort gibt es in der „B-Lage“ verdammt gute Indie- und Rockmusik auf die Ohren und an der efeubewachsenen Bar mit Dschungelfeeling wird man mit sehr ordentlichen Kurzen des Hauses zum Preis von einem Euro, bestens versorgt. Ebenfalls in Neukölln liegt die „Peppi Guggenheim“, Galerie und Kneipe zugleich, wo es Gin Tonic für sagenhafte 2,80 Euro gibt — und es sich beim Quatschen der Bardame mit Berliner Schnauze sehr gut bis zum Morgengrauen aushalten lässt.

Wenn der Tanz zum Wettkampf wird

Von Diep LeHoang

Wem Drake, Tyga, Snoop Dogg, DMX oder Grandmaster Flash ein Begriff sind, der ist bei der Hip-Hop-Party „Melting Pot“ bestens aufgehoben. Das „Asphalt“ am Gendarmenmarkt veranstaltet die Party-Reihe jeden Donnerstag. Wer unter feinstem Hip-Hop, R’n’B oder Black Music geradezu aufblüht und dazu tanzen kann, sollte dem Club unbedingt einen Besuch abstatten.

Wie üblich eröffnet eine Live-Band den Abend und gibt Cover-Songs zum Besten. Bald darauf beginnt die eigentliche Party. Die Masse tanzt exzessiv. Schnell bildet sich ein Tanzkreis, der immer größer wird. Als wir uns dem Kreis anschließen, liefern sich schon die ersten Tänzer „Dance Battles“.

Dabei versuchen die Tänzer, den Gegner mit ihren Tanzfähigkeiten zu übertrumpfen. Hier zeigt sich, welche Vielfalt die Hip-Hop-Tanzszene zu bieten hat. Auch an dem Abend, an dem wir da sind, wird das deutlich: Vom so genannten Popping, B-Boying, Krumping und Jerking ist alles dabei.

Gemeinsam mit den Profi-Tänzern feiern wir bis in den frühen Morgen — die Stimmung erreicht keinen Tiefpunkt. Nach einer langen Nacht verlassen wir den Club mit einem Lächeln und müden Beinen.


*Marie Obermaier schreibt unter einem Pseudonym.

Zu Teil II der Serie „Feiern will gelernt sein“ geht’s hier.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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