Mit Darth Vader im Audimax

Warum erzählt ein Professor einem Haufen Weltraumbewohner im Audimax das Prinzip von Zeitreisen? Sind etwa Außerirdische an der Uni gelandet? Eric Rosenthal kennt die Antwort.

Irdische und Außerirdische Zuhörer lauschen der Star-Trek-Vorlesund. Foto: Eric Rosenthal

Zugegeben, weder das Star-Trek- noch das Star-Wars-Universum haben mich jemals in seine Materie gezogen. Ich habe keine Ahnung was Borgs, Cardassianer oder Romulaner sind. Noch nicht einmal von Klingonen kann ich mir ein konkretes Bild machen. Entsprechend besorgt und ehrfürchtig betrete ich den Henry-Ford-Bau, um der bei „Trekkies“ sehr beliebten „Star-Trek-Vorlesung“ des Dozenten für Elektrotechnik Hubert Zitt von der Fachhochschule Kaiserslautern beizuwohnen. Schnell die Bordkarte gezeigt und rein ins Wurmloch.

Ich befinde mich an Bord der U.S.S. Audimax. Star-Wars-Musik dröhnt aus den Boxen. Captain Zitt schreitet an Deck und wird nun die nächsten zwei Stunden damit verbringen, der rund 500-köpfigen Crew das Prinzip der Zeitreise zu vermitteln. Darth Vader hat es sich soeben zwei Plätze neben mir gemütlich gemacht und verfolgt das Geschehen nun penetrant atmend durch sein tiefschwarzes Visier. Seine Begleitung: ein Stormtrooper, eine Jedi-Ritterin, diverse Weltraum-Offiziere und unzählige Besatzungsmitglieder der Enterprise.

Meine anfängliche Sorge, ich würde von sämtlichen Fanclubs mit ihren Lichtschwertern aus Plastik aus dem Hörsaal geprügelt und hoffnungslos auf klingonisch beschimpft werden, verschwindet jedoch ebenso schnell wie meine Skepsis. Denn nicht nur Star Trek dient als Exempel für das Thema „Zeitreisen und Temporale Logik“. Der Captain untermalt seinen Vortrag mit unterschiedlichsten Romanen, Filmen und Fernsehserien, um Einsteins Relativitätstheorie, Arten der Zeitreise, temporale Paradoxien und Gedankenexperimente amüsant zu veranschaulichen.

Ein verwirrende Bordcomputer

Eine Durststrecke lässt sich dennoch nicht vermeiden. Die Präsentation, deren Aufmachung einem Bordcomputer gleicht, zeigt gefühlte Lichtjahre nur physikalische Formeln, Konstanten und Variablen. Die sogenannte Zeitdilatation, sowie die Anwendung der Relativitätstheorie auf Lichtgeschwindigkeit und Zeitreise gilt es zu ergründen. Ich schaue mich im Hörsaal um. Irdische wie Außerirdische Zuhörer blicken angestrengt auf die Folien. Einige nicken wissend, andere versuchen ihrem Sitznachbarn die Relevanz des Lorentzfaktors für das Erreichen der Lichtgeschwindigkeit in die Spitzohren zu flüstern.

Aus einem Wirrwarr aus Zahlen und Variablen wird plötzlich die übliche Zeitreisegeschwindigkeit der Enterprise angeführt. Ich verstehe nur Weltraumbahnhof. Die kostümierte Fraktion zu meiner Linken schaut erschöpft ins Leere. Darth Vader hat mittlerweile seinen Helm abgesetzt. Das Leben als imperialer Herrscher hat er sich bestimmt anders vorgestellt. Der folgende zweite Part der Vorlesung macht dies jedoch mit Leichtigkeit wett und lässt auch den Vater von Luke Skywalker wieder aufatmen. Es werden Szenen aus Star Trek gezeigt, um die paradoxe und auch lustige Seite von Zeitreisen zu verbildlichen.

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Aber auch Filme wie „Die Frau des Zeitreisenden“, „Superman“ und „Zurück in die Zukunft“ werden herangezogen. Wie sieht es zum Beispiel mit dem „Großvater-Paradoxon“ aus? Wenn ich in die Vergangenheit zurück reisen würde und mit meiner Großmutter ein Kind … nun ja, diesen Gedanken lassen wir lieber unentwickelt.

Die Zeit vergeht wie im Warp-Fluge. Einen Dämpfer gibt es dennoch. Zeitreisen kennen nur eine Richtung: vorwärts. Die Vergangenheit bleibt uns nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft unzugänglich. Dazu kann sich Hubert Zitt ein abschließendes dramatisches Zitat nicht verkneifen: „Die Zukunft ist das, was man daraus macht.“ Das Publikum ehrt ihn mit einem galaktischen Applaus. Ich lande mein Gedanken-Raumschiff und kehre wieder in die echte Welt zurück.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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