Der große Knall steht kurz bevor

Nachdem Studierende die Sitzung des Akademischen Senats gesprengt haben, will Präsident Alt künftige Sitzungen offenbar mit Gewalt durchsetzen. Max Krause fragt sich, wem damit geholfen ist.

Ein Glück: Die Fronten sind geklärt. Jeder kann sich seine Partei aussuchen und sich fortan im Recht fühlen. Auf der einen Seite die aufgebrachten Studierenden, deren Wissensdurst durch Regulierungswut erstickt wird, auf der anderen Seite die undemokratischen Tyrannen. Oder, umgekehrt betrachtet: In der linken Ecke die üblichen radikalen Chaoten, in der rechten Ecke die aufrechten Demokraten, die nur den Job machen wollen, für den sie gewählt wurden.

Am 14. November hätte die neue Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) verabschiedet werden können, hätten nicht 250 Studenten den Sitzungssaal besetzt. Nun hat sich Präsident Peter-André Alt in einem Brief an die Mitglieder des Akademischen Senats (AS) gewandt. Die Besetzung halte er „für absolut unvertretbar“, ließ er wissen. Die Kritik am Verfahren, wie die RSPO entworfen wurde, entbehre jeder Grundlage. Und schließlich: Sollte es in Zukunft zu solchen Vorfällen kommen, werde er „die erforderlichen Maßnahmen ergreifen“, damit der AS tagen könne.

Damit setzt Alt auf Konfrontation, anstatt inhaltlich auf Forderungen einzugehen. So wählt er denselben Weg wie die Besetzer: Auch sie lehnten eine inhaltliche Diskussion im Sitzungssaal ab. Beide Parteien setzen darauf, statt Worten Taten sprechen zu lassen.

Sind also alle Argumente ausgetauscht, die Gegensätze unüberwindlich und der einzig verbleibende Weg der offene Konflikt? Einer derart vernichtenden Bestandsaufnahme muss man sich nicht anschließen. Es ist aber klar geworden, dass das Vorgehen des Präsidiums in eine Sackgasse geführt hat. Als Alt sein Amt angetreten hat, sprach er noch davon, dass Entscheidungen an der Uni auf einer breiteren Ebene diskutiert werden müssen. Genau das wäre jetzt nötig.

Das Präsidium hat bisher jeden Entwurf zur RSPO im Geheimen aushandeln lassen. Alle anderen Gremien der Uni – Fachbereiche, Studierende, der AS – durften lediglich unverbindliche Vorschläge einbringen. Eine Ordnung, die so entsteht, kann gar nicht anders als als Affront verstanden werden. Der Präsident könnte Größe zeigen und diese Macht in die Hände einer öffentlichen Kommission legen. Stattdessen beharrt er stur auf dem eigenen Gestaltungsanspruch.

Bei der nächsten AS-Sitzung wird es wohl zum großen Knall kommen. Setzt Alt sie gewaltsam durch, erreicht das Verhältnis zwischen Präsidium und Studierenden einen neuen Tiefpunkt. Kritiker, die dem Präsidenten undemokratisches Vorgehen vorwerfen, dürften sich dann bestätigt fühlen. Für alle, die sich eine produktive Zusammenarbeit wünschen, wird es jedoch ein weiterer Rückschlag. Dabei könnten gerade sie einen Erfolg gut gebrauchen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

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1 Response

  1. uninformiert sagt:

    Lieber Max Krause,
    auch Sie scheinen von einem zentralen Element universitärer Gremienstrukturen noch keine Kenntnis genommen zu haben.
    Die Sitzungen im FB, der KfL dem AS sind öffentlich, somit kann nichts geheim ausgehandelt werden. Machen Sie sich doch einmal die Mühe mit den Gremienvertretern der verschiedenen Statusgruppen auseinanderzusetzen. Zeigen Sie doch einmal Respekt vor deren Arbeit zur RSPO.
    Darüber hinaus: der Akad. Senat auch noch andere wichtige Entscheidungen zu treffen, die ALLE universitäre Mitglieder betreffen, auch diese werden durch das machtpolitische Gerangel – auch zum Nachteil der Studierenden – blockiert.
    Von Seiten der Blockierer wurden ausdrücklich die Mitglieder der Akad. Senats ausgeschlossen. Auf Ihre Ansichten, Meinungen wurde ausdrücklich verzichtet. Lediglich mit dem VP und dem P wurde gesprochen, damit haben die Blockierer sich ein Präsidialregime geschaffen, dass sie angeblich bekämpfen.

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