Professor Rojas sucht den Dialog

Im Streit um die RSPO will Raúl Rojas Protestierende und Mitglieder des Akademischen Senats an einen Tisch bringen. Die Studenten sind skeptisch – vorerst planen sie weitere Aktionen. Von Mara Bierbach

Raúl Rojas will die Studenten von der Straße an den Verhandlungstisch bringen. Foto: Fabian Hinsenkamp (Archivbild)

Am vergangenen Dienstag trafen sich knapp 15 Aktivisten des Bildungsprotests zum zweitem Plenum seit der Besetzung des Akademischen Senats (AS) am 14. November. Wie geht es weiter mit der studentischen Initiative gegen die neue Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO)? Neben organisatorischen Belangen standen vor allem zwei Punkte auf der Tagesordnung: Ein Vermittlungsangebot von Informatik-Professor Raúl Rojas und eine anstehende „Voiceless Flashmob“-Protestaktion.

Rojas, seit 2011 Mitglied im AS, war persönlich mit einem Vermittlungsvorschlag zum Plenum gekommen: Er wolle ein Treffen zwischen studentischen Aktivisten und Mitgliedern des Senats arrangieren. So solle ein Kompromiss in der Formulierung der neuen Studienordnung erarbeitet werden. Seine Argumentation: Alle acht von den Studenten geforderten Veränderungen an der geplanten Studienordnung seien kaum durchsetzbar – aber weitere Proteste und Blockaden könnten auch nicht im Interesse von Präsidium und Senat sein. „Ich kann nicht mitansehen, wie zwei Züge aufeinander zu in die Katastrophe rasen – irgendwer muss die Notbremse ziehen,“ erklärte Rojas sein Engagement.

„Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie zu uns Kontakt aufgenommen haben. Das ist das erste Mal, dass jemand auf uns zukommt“, sagte ein Plenumsmitglieds, womit er viel Zustimmung fand. Aber hier liege auch das Problem: Über ein halbes Jahr seien studentische Interessen und Initiativen konsequent ignoriert worden. Die Bildungsprotestler hätten mehrmals zu einem Treffen am runden Tisch aufgerufen – ohne Erfolg. Dementsprechend niedrig schätzen die Studenten die Erfolgsaussichten eines Gespräches ein. Dennoch wurde im Plenum beschlossen, Rojas’ Vorschlag anzunehmen. Als Termin für ein Treffen soll Mittwoch, der 5. Dezember, vorgeschlagen werden. Es bleibt abzuwarten, ob in den kommenden zwei Wochen ein Kompromiss entsteht – am 12. Dezember ist die nächste Senatssitzung.

Auch besprochen im Plenum wurden weitere Aktionsstrategien. Ein „Voiceless Flashmob“ ist für Montag, 3. Dezember, um 12 Uhr geplant. Studenten sollen dazu aufgerufen werden, stumm mit durch Klebeband verschlossenem Mund gegen die „Stimmenlosigkeit“ der Studenten bei der Erarbeitung der Studienordnung zu protestieren.

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FURIOS Redaktion

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5 Responses

  1. Erst das Huhn… sagt:

    hier braucht es keinen mut die meinung zu sagen. versuche es doch mal in china, in russland oder syrien. dort bedeutet mut etwas anderes als man es aus deiner tkkg-kassette kennt.

    überhaupt, überall feinde hier, das ist wirklich schrecklich. hoffentlich haltet ihr heldenhaft mutigen die welt noch auf. hauptsache IHR macht es, denn alle anderen sind immer die bösen. ich mache derweil lieber geil zwangsbewerte party unter totalitären demagogen. du kämpfen, ich party…venceremos.

    wenn die allgegenwärtigen demagogen nur nüchterne sachanalyse betreiben – was immer auch daran schlecht sein soll – dann stellt sich die frage, was du betreibst? wirres argumentieren? antianalyse? dialyse? katalyse? anneliese?

    was bezeichnest du eigentlich als unterschicht? gehörst du demnach zur oberschicht? wolltest du nicht eher vor der oberschicht warnen? deine ideologie scheint nicht von reinem geiste!

  2. der schweigenden Mehrheit sagt:

    Sehr richtig!

    Weil erstens: In unserer geilen sozialen Gemeinschaft sind Meinungsfreiheit und zwangsbewerter totalitärer Geltungsanspruch endlich ein und dasselbe. Wichtig, dass mutige Leute immer wieder darauf hinweisen und die Zivilgesellschaft warnen.

    Und weil zweitens: Wer nicht nur eine Meinung hat, sondern dafür auch Argumente vorbringt, bedient sich der bei Demagogen beliebten Methode der nüchternen Sachanalyse. Und wer diesen heimtückischen Vortrag sodann mit einem satirische gemeinten Pseudonym beschließt, ja der hat tatsächlich seinen Platz unter uns verwirkt.

    Aber wohin nun mit dem Strolch? An die Wand? Nach Sibirien? Ins Unterschichten-TV?

  3. Zuerst das Huhn… sagt:

    Da fragt sich eigentlich wer hirntod ist, wenn man seine krude argumentation mit dem namen eines rechtkräftig verurteilten ddr-verbrechers abschließt. so einer hat wohl am hinterletzten ein interesse an einer freiheitlichen sozialen gemeinschaft und zudem seinen platz in dieser verwirkt.

    für die ewig gestrigen in ihrer temporen verirrtheit, ist doch alles die generation hirntod.

    es ist gefährlich, wenn einige von sich annehmen die einzige wahrheit zu besitzen und sie allen aufzwingen wollen.

  4. der schweigenden Mehrheit sagt:

    Präzise, Herr Krenz!

    Es ist zu erwarten, dass dieser Dutschke-Epigone auch weiterhin mindestens alle zwei Jahre neue orientierungssüchtige Hörsaalbevölkerer_innen für seinen demokratistischen Protestschabernack wird mobilisieren können.

    Revolution für die Generation Hirntod – gefällt mir!

  5. egon krenz sagt:

    Der KONFLIKT und seine AKTEURE
    Der amtierende selbsternannte „Studentensprecher“ hat seine eigene Vorstellung, was das Thema „Demokratie“ an der Freien Universität betrifft. Er verfolgt seit einiger Zeit das Ziel, die bestehenden Gremien weiter zu schwächen, indem er sie sabotiert und arbeitsunfähig macht, um sodann eine „wahrhaft“ demokratisch verfasste Freie Universität aufzubauen. Dieser Dominanzstrategie/Rhetorik kann ich nichts abgewinnen. Der „Studentensprecher“ instrumentalisiert jedes ihm relevant erscheinende Thema, um eine quasi revolutionäre Situation heraufzubeschwören, auf deren Höhepunkt es nur einen Triumphator geben kann: ihn selbst. Ich frage mich, warum Studierende solch eine Dominanzpolitik tolerieren. Der Streit um den Entwicklungs-/Entscheidungsprozess zur RSPO wird entsprechend diesem Dominanzmuster vom „Studentensprecher“ abgehandelt. Wenn man sich die Mühe macht den bisherigen Gesamtprozess der Erarbeitung der RSPO auf den verschiedenen Ebenen nachzuvollziehen, sich also fragt, was wurde wo und wie, wann und wie lange diskutiert, fällt auf, dass der Prozess an zwei Stellen ins Nichts führt. Zum einen wurden erarbeitete Ergebnisse und Kompromisse von Seiten des Präsidiums und der KfL auf Zuruf neuer Problematisierungen aufgegeben und als Zeichen der Kompromissbereitschaft gegenüber Studierenden neuerlich diskutiert. Auf der Seite des „Studentensprechers“ wurden bereits erarbeitete Ergebnisse und Kompromisse mit dem Wiederaufruf der ursprünglichen Maximalforderungen verworfen und auf neue Diskussionsarenen gehievt. Inzwischen kennt dieser Prozess schon etliche Schleifen, so dass er in die Phase der Ritualisierung eingetreten ist. Nun der Versuch von Prof. Rojas!

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