Einstiegsdroge Berlin

Kiffen, Koksen, Pillen schlucken – Drogen scheinen in Berlin und besonders unter Studierenden zum Alltag zu gehören. Kirstin MacLeod traf einen Konsumenten.

Illustration: Alfonso Maestro und Christopher Hirsch

Illustration: Alfonso Maestro und Christopher Hirsch

Der Görlitzer Park im grauen Herbst: Tom* geht an der Klinkermauer und dem stillgelegten Schwimmbad vorbei. Wo im Sommer täglich Hunderte Menschen grillen und dazu kleine Raves feiern, ist es jetzt menschenleer. Zwei Gestalten kommen langsam auf Tom zu. In der Nähe der Büsche bleiben sie stehen und warten, bis er ihnen zunickt. Drei Sätze fallen, dann reicht ihm eine der Gestalten ein kleines Plastiktütchen.

Tom ist vor einem halben Jahr zum Studium nach Berlin gezogen. Mittlerweile weiß der 25-Jährige längst, dass er im „Görli“ ohne Probleme Marihuana kaufen kann. Das erste Mal gekifft hat Tom, als er 18 Jahre alt war. Mit 22 probierte er dann Kokain, wenig später auch die Partydroge MDMA. Den ersten Kontakt mit Drogen hatte er im Freundeskreis. „Drogen zu nehmen war nie eine bewusste Entscheidung. Meine Freunde reichten damals den Joint rum, ich war betrunken und bin natürlich auch gleich abgeschmiert.“

Als Jugendliche sind viele nicht standhaft genug, um vor ihren Freunden Nein zu sagen. Marihuana ist die typische Einstiegsdroge. Jeder vierte Deutsche im Alter von 12 bis 25 Jahren hat laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schon einmal gekifft. Tom raucht regelmäßig Gras. Kokain, sagt er, nehme er nur beim Feiern. „Bedenken hatte ich dabei bisher nie. Den Freunden, mit denen ich die ersten Male zusammen gekokst habe, ist noch nie etwas passiert“, sagt er schlicht.

Wenn Tom davon erzählt, wie sich ein typischer Rauschzustand anfühlt, werden seine Augen ganz groß. „Man fühlt sich freier, losgelöster, man vergisst für den Moment alles um sich herum. Vielleicht auch Dinge, die einen belasten“, sagt er. „Ich würde aber nicht sagen, dass ich meine Alltagsprobleme dadurch verdrängen will. Ich schalte sie für diesen Moment nur ab.“

Natürlich weiß Tom, was Drogen mit Menschen anrichten. Ein Freund habe es mit Kokain übertrieben: „Er hat das Zeug verkauft und eine Zeitlang auch übermäßig viel genommen. Die Droge hat seinen Alltag bestimmt“, erzählt Tom. Irgendwann erkannte sein Kumpel, dass er eine Grenze überschritten hatte. Mittlerweile lebt er komplett drogenfrei. Tom betont, seinen Drogenkonsum unter Kontrolle zu haben. „Man muss eben aufpassen“, sagt er knapp. Wie er das schafft, kann er nicht beschreiben.

Horrorgeschichten von Abstürzen im Rausch und Psychosen – ja, die kenne er. Sie würden ihn aber nicht abschrecken. Er lebe schließlich in Berlin, hier sei sein Verhalten nichts Besonderes, sagt Tom. Berlin legitimiert also den Rausch? Verführt die Hauptstadt gar zum Drogenkonsum? Tom lacht. Dann nickt er zögerlich.

„Wenn mir oder einem Freund im Rausch etwas passieren würde, dann wäre Schluss. Da ziehe ich die Grenze“, sagt er überzeugt. Doch ist er dazu noch in der Lage? Tom sagt, er spüre keinen körperlichen Entzug, er werde nicht nervös, wenn er ein paar Tage oder Wochen nicht kifft oder kokst. Jedoch beginnt psychische Abhängigkeit häufig damit, dass die eigenen Fähigkeiten überschätzt werden. Eine Partynacht allein mit berauschender Musik, Lichteffekten, Freunden und nur ein paar Bier – kann Tom überhaupt ohne Drogen feiern? „Ich kann auch ohne Drogen weggehen“, erklärt er. „Aber mit Drogen fühlt sich alles leichter an.“

Er schlendert wieder zum Ausgang des Görlitzer Parks und lässt die Dealer hinter der Klinkermauer zurück. „Noch ist ja nichts passiert“, sagt er. Toms Einstellung ist typisch für Berlin. Nicht zuletzt die populäre Clubszene setzt die Hemmschwelle für Drogen herab. Solange der Konsum illegaler und gesundheitsgefährdender Stoffe von Clubbetreibern und ihren Gästen still geduldet wird, wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Vom verantwortungsvollen Umgang mit Drogen ist Berlin noch weit entfernt.

*Name geändert

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. XenoX sagt:

    Schlechtester Artikel ever. Da hat der Autor wohl Drogen + Berlin bei google eingegeben und dann eine Geschichte erfunden. Ich meine was für ein Opfer geht schon Drogen im Görli, oder sonst irgendwo auf der Strasse kaufen. Das Gras ist mit Brix gestreckt und Koks ist wahrscheinlich der kleinste Teil des Pulvers welches du da kriegst. Kein Wunder ist bei solchen Menschen kein verantwortlicher Umgang mit Drogen möglich, sonst würden sie beim Konsum wenigstens darauf achten was sie sich verabreichen. Der einzige Vorteil für den Knecht von dem du da sprichst, ist wohl das er von dem Zeug echt nicht abhängig werden kann, dafür hat er genug Milchpulver wenn er es mal braucht. Peace.

  2. L. Zimmermann sagt:

    Ich wollte nur mal sagen, dass das hier so ins Stimmungsbild passend stillgelegte Schwimmbad am Görli nicht stillgelegt ist. Ich war Freitag da, so wie jede Woche die letzten vier Jahre. Allerdings gibt es in den Schulsommerferien eine Technische Schließungszeit von 6-8 Wochen, die alle Berliner Hallenbäder betrifft.

    Ich frage mich auch, was dieser Artikel aussagen will/soll. Gerade der letzte Satz “Vom verantwortungsvollen Umgang ist Berlin noch weit entfernt”ist doch genauer betrachtet ein Paradox, wie soll denn ein verantwortungsbewusster Umgang mit Drogen aussehen?

    Ich finde der Artikel liest sich etwas wie ein Warnheft der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und zeichnet ein braves Schwarz/Weißschema. Ich kenne viele die so leben wie der Beschriebene “Konsument”, aber nebenbei juristische Staatsexamen oder ausgezeichnete Masterarbeiten schreiben (und mit mir alle aus der Drogenstadt Berlin kommen). Ich habe selbst nie Drogen genommen, weil mein Körper sich schon gegen das Kiffen großflächig wehrt. Eine intensive Beschäftigung mit einem “Konsumenten” (wie fühlt man sich nach 72 Stunden im Sysiphos?) wäre da vielleicht angebrachter gewesen in einem studentischen Magazin, so wie der Artikel dort steht passt er doch eher in ein Schulbuch oder eine Regionalzeitung eines Flächenbundeslandes um vor den Gefahren Berlins zu warnen.

    Trotzdem interessantes Thema in Eurem Heft, da habe ich mich sehr gefreut.

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