Der Gewinner heißt WG

Während über Sinn und Unsinn des neuen Rundfunkbeitrags diskutiert wird, steht ein Gewinner schon fest. Es sind Studenten-WGs, die vom neuen System profitieren, erläutert Veronika Völlinger.


Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich den Kopf zerbrechen musste, welche Apparaturen in der heimischen Studentenbude Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender empfangen können. Nie wieder klopfen eifrige Gebühreneintreiber an die Wohnungstür, um jene Rundfunkgeräte aufzuspüren. Auf keinem Schreibtisch werden sich künftig weiter Mahnbriefe der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) stapeln.

Im kommenden Jahr bricht ein neues Zeitalter an. Aus dem Bürokratiemonster GEZ wird ab dem 1. Januar 2013 der „Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio“. Die „Rundfunkgebühr“ verwandelt sich zum „Rundfunkbeitrag“. Ganz Deutschland soll nun also dazu beitragen, Fernseh- und Radiosender sowie die Internetauftritte von ARD, ZDF, Deutschlandradio und allen zugehörigen Spartenkanälen zu finanzieren.

Genau genommen leistet jedoch nicht ganz Deutschland diesen Beitrag, sondern jeder deutsche Haushalt – der Rundfunkbeitrag ist als Wohnungspauschale gestaltet. Statt wie früher 5,76 Euro für ein Radio oder 17,98 Euro für einen Fernseher zu zahlen, verlangt der neue Rundfunkbeitragsstaatsvertrag nun pauschal 17,98 Euro von jedem Haushalt.

In diesem neuen System gibt es Gewinner und Verlierer. Während allein lebende Menschen, die bislang nur für ein Radio zahlten, nun einen Gebührenerhöhung von mehr als 200 Prozent ins Haus steht, können sich speziell Studierende, die in Wohngemeinschaften leben, freuen. Sie sind klare Gewinner der neuen Regelung, denn knapp 18 Euro fallen durch drei, vier oder fünf geteilt deutlich weniger ins Gewicht.

Die Pauschale punktet zudem mit reduzierter Bürokratie: Ohne lästiges Anmelden erhoben, senkt sie die Hemmschwelle, sich doch zur Zahlung zu entscheiden. Die „Fritz“-Songs aus dem Duschradio am Morgen oder die Sendungen auf „ZDF.neo“ am Abend sind plötzlich viel unkomplizierter mitfinanziert.

Auch die Sorgenfalten der Datenschützer glättet das System der neuen Rundfunkbeiträge – immerhin ein wenig. Zunächst wird ab 2013 nicht mehr die Art und Anzahl der Rundfunkgeräte in einer Wohnung gespeichert. Egal, wie viele Radios, Fernseher und Handys die eigene WG hortet, keiner weiß mehr etwas davon.

Die Anschriften ihrer sogenannten Teilnehmer hat die GEZ bisher über Einwohnermeldeämter und den Abgleich mit Daten kommerzieller Adresshändlern erhalten. Letzte Praxis stand stets in der Kritik, war durch den alten Rundfunkfinanzierungsvertrag aber legitimiert. Ab 2013 soll damit Schluss sein. Zumindest bis 2014 will sich der Beitragsservice ausschließlich auf die Einwohnermeldeämter verlassen – zumindest ein kleiner Erfolg im Kampf gegen den legalisierten Datenhandel.

Ob „Tagesschau.de“, gestreamte Magazinbeiträge aus der Online-Mediathek des Deutschlandradios oder sonntägliches Happening in der Tatort-Kneipe – viele Studierende nutzen die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten. Zwar mögen ZDF, ARD und Co. mit einigen ihren Shows und Spielfilmen eher ein älteres Publikum ansprechen, ihre Nachrichtenformate und Experimente im Programm der Spartenkanäle aber bieten hochwertiges und unterhaltsames Fernsehen.

Damit sie das weiter tun können, müssen die Menschen, die bei den öffentlichen Rundfunkanstalten arbeiten, bezahlt werden. Das neue System der Rundfunkbeiträge macht diese Bezahlung einfacher und speziell für WGs auch günstiger. Für viele Studenten ist die neue Regelung somit eine Win-Win-Situation: Das Preis-Leistungsverhältnis – der Ertrag vom Beitrag – erhöht sich. Und das, ohne dass je wieder ein nerviger Schnüffler an der Tür klingelt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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