Proteststudenten blockieren AS-Sitzung

Die Gegner der Rahmenstudien- und Prüfungsordnung haben wieder Zeit gewonnen. Die Sitzung des Akademischen Senats wurde abgesagt, der Beschluss der Ordnung verhindert. Von Florian Schmidt und Veronika Völlinger

AS Sitzung abgesagt

Wegen der lärmenden Studenten auf der Bühne des Audimax sagt Vizepräsidentin Monika Schäfer-Korting die Sitzung ab. Die Studenten scheint das zu freuen. Foto: Cora-Mae Gregorschewski

Mit viel Krach haben etwa 150 Studenten die Sitzung des Erweiterten Akademischen Senats und des Akademischen Senats (AS) am Mittwoch, 6. Februar, verhindert. Damit konnten sie den Beschluss der geplanten Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) erneut aufschieben.

Bereits gegen 14 Uhr blockierten die ersten Studenten die Tür des Audimax im Henry-Ford-Bau, in dem die AS-Sitzung um 15 Uhr hätte beginnen sollen. Die Sitzungsleitung hatte die Tagung von vornherein von dem sonst üblichen Raum im Obergeschoss dorthin verlegt, sagte das studentische AS-Mitglied Tobias Wittke.

Anders als bei der vergangenen AS-Sitzung am 23. Januar waren keine Polizisten vor Ort. Weil es dieses Mal keine „Androhungen heftiger Proteste“ gegeben habe, habe das Präsidium auf Deeskalation setzen wollen, erklärte FU-Vizepräsident Michael Bongardt und fügte hinzu: „Wir wollen den Dialog.“

Lärmpegel zwingt Vizepräsidentin zur Absage der Sitzung

Zustande kam er nicht. Als die Senatsmitglieder durch eine Seitentür das Audimax betraten, drängten die Studenten durch den Haupteingang in den Saal und stürmten auf die Bühne. Dort räumten sie die Tische der Senatsleitung beiseite, drehten Musik auf und skandierten lautstark „Steuerung, Alt, Entfernen!“ Die Parole spielte auf die Rücktrittsforderung an FU-Präsident Peter-André Alt an, die die Studenten in einem Misstrauensantrag ausgedrückt hatten.

Alt selbst fehlte an diesem Tag, weil er sich auf einer Auslandsreise befand. An seiner Stelle übernahm Vizepräsidentin Monika Schäfer-Korting den Vorsitz der Sitzung. Sie forderte die Studenten zur Ruhe sowie zum Verlassen der Bühne auf. Die Studenten reagierten mit heftigem Getrampel und lautem Geschrei. Daraufhin brach Schäfer-Korting die Sitzung ab.

Die meisten Studenten zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Blockade. „Das Hauptziel, die Verhinderung einer schlechten RSPO, haben wir erreicht“, sagte Bildungsprotestler Lasse Thiele. „Trotzdem ist es schade, dass kein Dialog zustande gekommen ist, der zu einer guten RSPO hätte führen können.“

Professoren sind „stinksauer“

Vor dem Tagesordnungspunkt „RSPO“ wollte der Erweiterte AS einen Nachfolger für den jüngst verstorbenen Vizepräsidenten Werner Väth nominieren. Die studentische Blockade machte auch das unmöglich. „Ich bedauere außerordentlich, dass die Sitzung nicht zustande kommt“, kommentierte Schäfer-Korting die Blockade, bevor sie das Audimax verließ. Andere AS-Mitglied zeigten sich deutlich empörter: „Ich bin stinksauer“, sagte Professorin Mechthild Leutner.

AS-Vertreter Raúl Rojas war bisher einer der Professoren, die den Dialog mit den Studierenden gesucht haben. Doch auch seine Geduld schien am Mittwoch an ihre Grenzen zu stoßen. „Man sollte langsam zu einer Beschlusssitzung kommen“, sagte er. Der Ausfall könne nicht zum Dauerzustand werden, die studentischen Vertreter hätten die Aufgabe Kompromisse auszuhandeln. Auf die Frage, ob er dialogmüde sei, musste er lachen – und bejahte zögerlich.

Somit ist die RSPO ein weiteres Mal aufgeschoben worden. Was die Studenten teilweise als Sieg verbuchen, betrachten die Professoren als Behinderung der regulären Arbeit des AS. Die nächste Sitzung des Gremiums soll am kommenden Mittwoch, 13. Februar, stattfinden. Ob die RSPO dann verabschiedet werden kann, bleibt offen. Möglich ist auch, dass die Ordnung den AS noch während der vorlesungsfreien Zeit oder darüber hinaus beschäftigen wird. Kommt es dazu, feiert der studentische Protest im April seinen einjährigen Geburtstag.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Angehender Revolutionär sagt:

    Liebe Furios,

    zwischen Boulevardmagazin und linkem Kampfblatt gibt es einige Abstufungen – zum Beispiel sachliche Berichterstattung. Ich würde mich freuen, wenn ihr euch der ein wenig annähernd könntet. Warum geht ihr nicht darauf ein, dass der Misstrauensantrag gehen den Präsidenten – rechtswidrigerweise laut eines studentischen Vertreters – nicht in die Tagesordnung des Akademischen Senats aufgenommen wurde?

    Ich möchte darauf hinweisen, dass am 23.01. niemand heftige Proteste angedroht hatte – am 06.01. dagegen wurde öffentlich zu einer “friedlichen Sitzblockade” aufgerufen. Dass mit so einer Sitzblockade auch Krawall einhergehen würde und es schwierig sein würde, einen Dialog zu führen, war zu erwarten.

    In jedem Fall hat das Präsidium bis zu nächsten Sitzung am 13.02. noch Zeit, ein ernsthaftes Dialogangebot zu machen. Es ist ein wenig viel erwartet, dass “die Proteststudenten” so etwas übernehmen – sie sind strukturell einfach offensichtlich in der schwächeren Positition.

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