Wird die FU zur Apple-Uni?

Aufregung um einen Brief von FU-Kanzler Lange: Schreibt die FU bald die Nutzung eines Apple-Systems vor? Kritiker sind entsetzt, das Präsidium dementiert. Mara Bierbach und Valerie Schönian haben Reaktionen gesammelt.

Hat Präsident Peter-André Alt seinen Kopf zu tief im Apple-Konzern? Illustration: Cora-Mae Gregorschewski

Ein Schreiben von FU-Kanzler Peter Lange hat vergangene Woche für Furore an der Freien Universität gesorgt: Gerüchten zufolge will die FU einen Exklusivvertrag mit Apple abschließen. Lange forderte in seinem Brief Studiendekane und Verwaltungsleiter dazu auf, Lehrinhalte künftig nur noch über die Plattform iTunes U zu veröffentlichen.

iTunes U ist eine Plattform, auf der Dozenten Lerninhalte zur Verfügung stellen können, vergeichbar mir dem E-Learning-System „Blackboard“. Hauptsächlich wird es zur Bereitstellung von Video- und Audiodateien genutzt, es können aber auch Textdateien oder Präsentationen verbreitet werden.

Netzaktivisten und FU-Mitglieder kritisieren das scharf. Der Grund: Apple sei ein profitorientierter Konzern und iTunes U mit vielen Betriebssystemem inkompatibel. Die FU zwinge mit ihrem Vorhaben Studierende und Dozenten dazu, die Apple-Software zu nutzen.

Das Präsidium dementiert dies in einer Pressemitteilung. Auf Anfrage von FURIOS sagt Pressesprecher Goran Krstin, dass keine exklusive Kooperation geplant sei: „Die Nutzung anderer externer Plattformen ist durch die Einrichtung des iTunes U-Angebotes nicht ausgeschlossen.“

Die Kompatibilität von iTunes U ist eingeschränkt

Krstin lobt iTunes U als eine „stark verbreitete, international bekannte und vor allem auch kostenfreie Lernplattform.“ Es solle das interne E-Learning-Systeme „Blackboard“ ergänzen, um Lehrveranstaltungen auch außerhalb der Universität in einem einheitlichen Erscheinungsbild zu präsentierten. Zudem laufe die Plattform auf „nahezu allen gängigen Betriebssystemen“.

Das wird von vielen Seiten bestritten. So weist etwa Leonard Dobusch, Juniorprofessor für Organisationstheorie, auf starke Einschränkungen in der Nutzung von iTunes U hin: Die Plattform sei lediglich mit Mac- und Windows-Betriebssystemen kompatibel, nicht jedoch mit Linux und Android. Auch sei der iTunes U-Kursmanager mit dem Google-Browser Chrome nicht zugänglich. Ein weiterer Nachteil: iTunes U sei ein geschlossenes System – Vorlesungsvideos und Skripte können also nicht einfach in andere Seiten eingebettet werden.

FU-Sprecher Goran Krstin sagte zu FURIOS, was die Nutzung nicht konformer Betriebssysteme wie Linux angehe, gebe es „technische Lösungen“.

Ein Datengeschenk an Apple?

Davon abgesehen kritisieren die Gegner, dass die Investition in iTunes U eine Richtungsentscheidung darstelle: Profit statt offener Nutzung. „Eine fragwürdige Strategie für größtenteils öffentlich finanzierte Einrichtungen“, sagt Dobusch.

Dass das Präsidium der Plattform des profitorientierten Apple-Konzerns so einen Platz einräumt, stößt vielerorts auf Unverständnis. So erklärt Hannes Hauswedell von der Fachschaft Bioinformatik auf der Internetseite „Golem“: „Was das Präsidium der Universität plant, scheint leider kein besonders universeller Zugang zu werden, eher ein Datengeschenk an ein großes Unternehmen.“

Asta und Professoren üben Kritik

In einer Pressemitteilung des Astas heißt es: „Anstatt sich zum Werbepartner eines milliardenschweren Konzerns zu machen, sollte die „F“U auf Angebote von Non-Profit-Organisationen zurückgreifen.“

Auch andere Professoren üben Kritik: Philologie-Professor Anatol Stefanowitsch etwa befürchtet, dass FU-Professoren zum Hochladen durch iTunes U gedrängt werden – das würde sie zu einem Vertrag mit Apple zwingen.

Kompromissvorschläge liegen auf dem Tisch

Stefanowitsch spricht sich für ein Doppelangebot aus: Er sei bereit, Inhalte bei iTunes U hochzuladen, sofern identische Lehrinhalte an anderer Stelle frei zur Verfügung stehen würden. „Wer die Inhalte über iTunes U konsumieren will, soll das tun. Aber wer es nicht will, soll diese Inhalte auch an anderen Orten finden und verwenden können.“

Eine Alternative wäre das Angebot Open Couseware Consortium, auf das Sebastian Krieger von der Fachschaft Informatik verweist. Es wird zum Beispiel von dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), einer renommierten US-Uni, genutzt. Auf die Anfrage von FURIOS welche Plattformen neben iTunes U in Betracht gezogen werden, ist Pressesprecher Krstin nicht eingegangen.

Der Akademische Senat will sich in seiner nächsten Sitzung am 10. April mit der geplanten Einführung von iTunes U befassen.

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FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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3 Responses

  1. StarkesStück sagt:

    @Jacob

    wie man an die Kurse kommt habe ich bei Apple nicht entdeckt. Die Details sind Apple typisch versteckt. Man braucht aber auf jeden Fall eine Apple ID. Auch wenn man einen Kurs erstellen möchte, wird diese benötigt. Die Software zur Kurserstellung kann man nur nutzen, wenn man sich bei Apple einloggt. Man kann sie nicht auf den Rechner installieren. Für die Apple-ID werden auch persönliche Daten abgefragt, die Apple nichts angehen. Man studiert, wie in dem Fall, an der FU und darüber sollten auch alle Zugänge geregelt sein. Damit bleiben auch alle Daten an der FU. Mit Apple werden Studierenden und Lehrveranstalter gezwungen ihre Daten an Dritte weiterzugeben. Hier zwingt einen die FU sich über Dritte zu verbinden, unter Aufgabe des Datenschutzes, um alle Studieninhalte nutzen zu können.Das dürfte rechtlich zweifelhaft sein. Moralisch ist es auf jedenfall eine Schweinerei was man hier veranstaltet.

    Wer zum Beispiel ein Tablet PC nutzt, der nicht von Apple ist, wird keinen Zugang zu der Apple Plattform haben.

    Der Verweis auf das Blackboard hingt keinesfalls. Dazu kommt noch, dass die Daten in der FU bleiben. Der Account an der FU ist auch kostenlos.
    Über das Blackboard werden auch Vorlesungsfolien und Manuskripte ausgetauscht. Es ist also neben der Lehrveranstaltungsorganisation auch ein Kommunikationsmedium. Es ist vorhanden, hat viel Geld gekostet und wird auf einmal nicht genutzt. Ich wüßte deshalb nicht, wo der Vergleich hingt?

    Man möchte nicht wissen, was für ein merkwürdiges Geschäft die FU hier mit Apple eingegangen ist. Die Studierenden haben davon nicht im Geringsten etwas. Das sieht alles andere als sauber aus.

  2. Jacob sagt:

    Also die Nutzung von i-Tunes ist auch auf einem Windows-PC möglich, allerdings nur schwierig auch einem Linux-System. Darüber hinaus sehe ich das ganze auch kritisch, zumal sich die FU sonst immer als Vorkämpfer des Open-Access-Anspruchs darstellt.
    Der Verweis auf Blackboard hinkt allerdings ziemlich, denn für den Zugang ist ein FU-Account oder ein lokaler Account notwendig, ist also noch zugangsbeschränkter als I-Tunes. Es ist ja auch für die (interne) Organisation von FU-Lehrveranstaltungen gedacht.
    Ich frage mich überhaupt, ob die FU Lehrende überhaupt rechtlich zwingen kann, ihre Lehrveranstaltungen nur auf einem System anzubieten.

  3. StarkesStück sagt:

    Man wird doch von der Unileitung nur noch regelgerecht verarscht…so richtig verarscht. Das hat man auch auf der letzen Sitzung des Akademischen Senat (AS) vor einer Woche gesehen. Die da oben setzen sich doch wirklich über alles nur noch hinweg und grinsen sich dabei eins.

    Aber zur Sache. Der Herr Kristin lügt doch schlichtweg, wenn er behautet das Apple-Portal wäre kostenlos. Auf das Portal hat man nur mit Apple-Apps und anderer Apple-Software Zugriff ( http://www.apple.com/de/education/itunes-u/ ). Diese Software läuft aber nur auf Apple Computern und die sind unsinnig teuer bzw. sie kosten Geld. Man muss sich also einen Apple Computer kaufen und damit ist iTunesU nicht kostenlos. Apple tut auch auch so, wie Sozial sie doch wären, weil das App kostenlso wäre. Natürlich nur, wenn man schon einen Apple gekauft hat.

    Ganz nebenbei kommt die Firma darüber über tausenden von Benutzerdaten, mit denen sich dann in dem Haus auch noch super verdienen lässt.

    In der besagten Sitzung des AS behauptete der irgendwie ziemlich ahnungslos wirkende Kanzler, dass die Entscheidung für Apple mit rechtlichen Problemen zu tun hätte. Was er da so richtig meinte, hat wohl keiner verstanden. Dabei gibt es zahlreiche andere Unis, die Apple gar nicht nutzen und es trotzdem geht.
    Dabei hat doch unsere Uni z.B. das Blackboard, um Inhalte den Studierenden zur Verfügung zu stellen. Die FU schafft für Millionen Sachen an, die dann nicht genutzt werden. Völlig konzeptlos alles. Hauptsache es kostet Geld.

    Halten denn Alt, der Kanzler und Krstin die Welt da draußen für völlig bekloppt? So was von unkreative Leute kann es doch im Präsidium gar nicht geben.

    Traurig…traurig…traurig…

    Die FU bekommt dafür von Apple nichts. Nicht einmal vernünftige Rabatte für die überteuerten Apple Computer. Denn diese Rechner bekommt man in den Elektromärkten mit “A” und “S” immer noch mal billiger als auf der Apple Seite über die FU.

    Die FU macht sich hier zu einem armseligen Verkaufsmanger für Apple. Ich halte das für ein unwertes Hausierergeschäft und für illegal. Da steckt doch wirklich kein bisschen Moral mehr dahinter.

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