Wenn nur noch der Boden bleibt

Überfüllte Seminare sind nicht nur zu Semesterbeginn anstrengend, sondern ein generelles Problem an der FU. Natalia Gawron berichtet, warum die Plätze oft nicht reichen.

Hörsaal
Überfüllte Hörsäle und Seminarräume sind Anfang des Semesters die Regel. Foto: Florian Schmidt

Wer in den letzten Minuten vor Seminarbeginn den Raum erreicht, der kennt das nur zu gut: Kein Platz ist mehr frei, die Heizungen sind auch schon besetzt. Was bleibt, ist der unbequeme Boden.

Das Problem überfüllter Seminare erleben viele Studierende an der FU täglich. In einem Seminarraum, der für 30 bis 40 Leute vorgesehen ist, sitzen immer wieder bis zu 60 Studierende.
Doch warum ist das so? Fehlen Lehrkräfte, fehlen Gelder? Warum werden beliebte Kurse nicht häufiger angeboten? Wie läuft die Organisation intern ab? Warum werden Seminare „ohne Platzbeschränkung“ angeboten, wenn diese dann doch überfüllt sind?

Wie viele Personen in Seminaren, Vorlesungen und Übungen sitzen dürfen, bestimmt die Kapazitätsverordnung der FU. Das gegenwärtige Gesetz schreibt in Seminaren eine Teilnehmerzahl von höchstens 60 Studierenden vor.

Schwierige Planung

Dozentin Jenny Willner, vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, kennt das Problem. „Oft können Lehrende zwar schon vor Semesterstart über das Campus Management sehen, wie viele Personen sich für ein Seminar anmelden“, erklärt die Dozentin, „aber es gibt meist viele Nachrücker, die sich nach dem Anmeldezeitraum noch in ein Seminar eintragen.“ Außerdem kämen noch die Erasmus-Studierenden hinzu, die sich meist nicht über das Campus Management anmelden können.

Was die Planung der Module weiter schwierig macht: „Trotz straff geplanten Bachelorstudiengängen studieren einfach viele in einem sehr unterschiedlichen Tempo“, erklärt Willner.

Das Problem überlaufener Seminare ist von Institut zu Institut unterschiedlich stark ausgeprägt. Professorin Constance Scharff vom Institut für Biologie betreut mehrere Seminare im Bereich der Verhaltensbiologie. Sie kennt dieses Problem nicht. Die Seminare, die sie lehrt, sind nicht überfüllt. Dennoch meint die Professorin, dass es generell zu wenige Lehrkräfte für die große Anzahl der Studierenden gäbe.

„Wir können leider bei der Planung nicht vorhersagen, wie viele Studierende sich für ein Seminar anmelden werden. Die einzige Möglichkeit ist, mit den Erfahrungswerten der früheren Semester zu operieren“, so Scharff.

Lehrkräfte fehlen

Vonseiten der Lehrkräfte besteht die Möglichkeit, vorher eine Teilnehmerplatzbeschränkung zu beantragen. Das muss jedoch lange vorher geschehen. Viele Dozenten, die neu an der FU sind, haben also zeitlich gar nicht die Möglichkeit, sich darum zu bemühen. So auch Laura Suna, die am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft lehrt. Die Dozentin wurde am Anfang dieses Semesters ebenfalls mit einem überfüllten Seminar konfrontiert. Die Institutsleitung hat jedoch ihrerseits angeboten, einen zweiten Termin zu stellen. Suna musste sich weder um einen Termin noch um einen Raum bemühen.

Jochen Hundsdoerfer ist Studiendekan am Fachbereich für Wirtschaftswissenschaften. Der FURIOS sagte er, dass der Berliner Senat die Größe einer Veranstaltung bestimmt. „Der Universität sind oft die Hände gebunden, denn auch das Lehrpersonal hat eine vertraglich festgelegte Anzahl von Stunden, die nicht erhöht werden darf“, so Hundsdoerfer. Man kann also nicht einfach mehr Kurse anbieten, da es dafür nicht genug Lehrkräfte gäbe.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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