Silberlaube – jetzt auch in 3D!

Der technische Fortschrittswahnsinn macht auch vor der Silberlaube nicht halt. Neue Flachbildschirme sollen uns endlich effizient durchs Uni-Labyrinth führen. Thomas Rostek ist mäßig begeistert.

Illustration: Cora-Mae Gregorschewski

Neues Semester, neuer Navigationshorror. Die Raumsuche kommt vielerorts einer Schnitzeljagd gleich. Sie beginnt gleich mit dem ersten Tag des Semesters und hört im schlimmsten Fall erst am Semesterende auf, aufgrund von Raumänderungen, der eigenen Vergesslichkeit oder einer Universität mit viel Raum und ohne ein System, das uns sagt, wo sich nun Raum KL 25/125a befindet.

Erst kürzlich erblickte ich Handwerker, wie sie zwei üppig dimensionierte Touchpads am Eingang zur Mensa des Hauptgebäudes montieren. Was hat es mit den sichtlich teuren Elektro-Gadgets auf sich? Sie schlummern derzeit noch im Stand-by-Modus, werden uns aber in Zukunft, ganz in Hightech-Manier, innerhalb von Sekundenbruchteilen den Weg zu weisen. Aber auch den richtigen?

Der Schrei nach einem Leitsystem

Die Architektur des Hauptgebäudes ist zunächst mal – nun ja: eigenwillig. Das dachte bisher nicht nur ich, sondern vermutlich Generationen von Studenten vor mir. Für mich als Quereinsteiger aus Potsdam, der vorher innerhalb des Schlossparks studierte und nun in einem Universitätsgebäude paukt, das vielmehr einem alternden Raumschiff gleicht als einer Lernstätte, war der Bau aus den 70er-Jahren zu Beginn mehr als befremdlich.

Wer bloß keinen Rüffel vom Dozenten wegen Unpünktlichkeit kassieren will ist angehalten, seine Reise zum Veranstaltungsort seines Kurses akribisch vorzubereiten. Denn ein Leitsystem, das einem im Zweifelsfall unter die Arme greift, gibt es an der Freien Universität schlichtweg nicht. Ja, dieses Gebäude schreit förmlich nach einem Leitsystem mit seinem undurchdringlichen Geflecht aus Straßen, Wegen und noch mehr Sackgassen. Oder bin ich es, der hier entnervt und immer noch planlos durch die Gänge wackelt?

FU 2.0: Richtungsweisend ist anders

Doch die Rettung naht! Bald haben wir die Möglichkeit, uns in 3D und vermutlich auch in High Definition interaktiv berieseln zu lassen. Wir werden in der Simulation bis vor die Türe unseres Kurses begleitet und werden uns den Streckenverlauf vermutlich nie merken können. Es sei denn, die Hightech-Vorführung findet in Slow Motion statt, was uns wiederrum zu viel Zeit kostet. Mist, Zwickmühle.

Jegliche technische Finesse, jeder elektronische Protz und Pomp, den ich mit dieser Investition verbinde, macht vor allem eines – keinen Sinn. Ich frage mich, wozu haben wir beispielsweise den Info-Point haben? Werden diese Mitarbeiter ab sofort zur Dekoration degradiert? Vielleicht kommen ja bald neue Zutaten in die Mensa-Cookies. Dann gibt’s Public Viewing vor der Silberlauben-Simulation – und alles ergibt wieder Sinn.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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