Präsident und Dystopie

FU-Präsident Alt spricht von einer Universität der Zukunft, die nur noch Masterstudiengänge anbietet. Eine FU ohne Bachelor? Julian Niklas Pohl fragt sich, wie man ein Konzept so missverstehen kann.

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen zwischen den Universitäten und Fachhochschulen, zwischen Bachelor- und Masterstudenten, zwischen Forschung und Lehre. Doch FU-Präsident Peter-André Alt hat zumindest mal laut darüber nachgedacht, neulich, bei den „Berliner Wirtschaftsgesprächen“. Seine Vision: „Die Spitzenunis sind für die Masterprogramme zuständig, die Fachhochschulen für die Bachelorprogramme – diese Debatte muss es geben.“ Ein gewagter Vorschlag, medial publik gemacht ganz nach dem Motto: Das wird man wohl noch sagen dürfen!

Ginge es nach Herrn Alt, hätten in Zukunft die U15 – der lockere Zusammenschluss „exzellenter und forschungsstarker“ Universitäten – mit der akademischen Grundsteinlegung in den Köpfen junger Studenten nichts mehr zu tun. Genau so wenig hätten Fachhochschulen noch Anspruch auf selbstständige Forschung und den Endschliff ihrer Studenten. Alts Begründung laut Tagesspiegel: „Angesichts der Studierendenmassen, die die Uniprofessoren vom Forschen abhalten, sei eine Arbeitsteilung geboten“.

Zwar sieht der Präsident ein, dass heute auch an Fachhochschulen der Drang nach mehr Forschung und Promotionen bestehe. Aber: Nicht alle können alles können. Die Alt’sche Dystopie: Wir nervigen Bachelorstudenten hindern in Zukunft nur noch die B-Profs an den Fachhochschulen am Arbeiten. Und erst, wenn wir kleinen Produktivitätsbremsen uns als würdig erwiesen haben, nehmen uns die U15 anschließend in ihren forschungsstarken Schoß auf.

Aufregen? Nachdenken!

Nun könnte man Zeit damit verschwenden, sich aufzuregen. Man könnte von Kosten, Praktikabilität, Fairness oder gar von Anstand gegenüber Fachhochschulstudenten und -mitarbeitern reden. Aber eigentlich ist doch jedem Menschen, der die Uni aus einem bildungsempfangenden, nicht bildungsgebenden Blickwinkel sieht, schnell klar, dass Alts Vorschlag Unsinn ist. 15 der besten und größten Unis des Landes bieten nur noch Master an? Was für eine unrealistische Schnapsidee!

Eine wichtige Frage aber kommt schon auf: Wie nehmen diejenigen, die Universitäten entscheidend mitgestalten, die Funktion dieser Institutionen wahr? Was sagt Alts Vorschlag darüber aus, wie er das Konzept Uni erdenkt?

Sicherlich sollten die präsidialen Aussagen im Kontext gelesen werden. In Wirtschaftsgesprächen steht eben die universitäre Funktion des Selbsterhalts im Vordergrund: Es geht um Prestige, Drittmittel und die größten Batzen aus den Bundes- und Landesetats. Eine bankrotte Universität macht uns auch keine gute Bildung, das sollte man einsehen. Doch den 30.000 Studenten an der FU geht es um mehr als schwarze Zahlen, es geht ihnen in ihrer persönlichen Beziehung zur Universität vor allem um eins: Bildung, die erleb- und bezahlbar ist und die sowohl jedem Einzelnen als auch der Gesellschaft als Ganzes eine bestmögliche Zukunft garantieren kann.

Keine Zweiklassenuni!

Denn uns jungen Studenten, die wir mehrheitlich einen nichtakademischen Berufsweg einschlagen werden, ist es erst mal völlig egal, ob eine Uni „forschungsstark“ ist oder ob sie mehr Drittmittel bekommt als andere. Ich messe gute Dozenten an dem, was sie für meine Bildung tun – nicht an der Qualität dessen, was sie außerhalb eines Seminarraumes so anstellen.

Dass das Eine mit dem Anderen häufig verknüpft ist, steht außer Frage. Um beiden wissenschaftlichen Sphären – Forschung und Lehre – gerecht zu werden, sollte jede Universität und jede Fachhochschule deshalb immer beides bleiben: Treffpunkt der Masse und Ort des Einzelnen. Becken zum Eintauchen und Sog der Vertiefung. Kaltes Wasser und heiße Luft. Unter- und Überbau. Gesellschaftsspiegel und Gesellschaftspflug. Langeweile und Vision. Peter-André Alts Traum der Zweiklassenuniversität wird der Natur der Wissenschaft nicht gerecht.

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen, zwischen den Universitäten und Fachhochschulen, zwischen Bachelor- und Masterstudenten, zwischen Forschung und Lehre. Doch Peter-André Alt hat zumindest mal laut darüber nachgedacht, neulich, bei den „Berliner Wirtschaftsgesprächen“. Seine Vision: „Die Spitzenunis sind für die Masterprogramme zuständig, die Fachhochschulen für die Bachelorprogramme – diese Debatte muss es geben.“ Ein gewagter Vorschlag, medial publik gemacht ganz nach dem Motto: Man wird das wohl noch sagen dürfen!

Ginge es nach Herrn Alt hätten die U15 – der lockere Zusammenschluss „exzellenter und forschungsstarker“ Universitäten – mit der akademischen Grundsteinlegung in den Köpfen junger Studenten in Zukunft nichts mehr zu tun. Genau so wenig hätten dann Fachhochschulen noch Anspruch auf selbstständige Forschung und den Endschliff ihrer Studenten. Alts Begründung laut Tagesspiegel: „Angesichts der Studierendenmassen, die die Uniprofessoren vom Forschen abhalten, sei eine Arbeitsteilung geboten“. Zwar sieht der Präsident ein, dass heute an Fachhochschulen der Drang nach mehr Forschung und Promotionen durchaus bestehe. Aber: Nicht alle können alles können. Die Realität soll anders aussehen: Wir nervigen Studenten hindern die B-Profs an den Fachhochschulen ständig am Arbeiten. Und nur wenn wir kleinen Produktivitätsbremsen uns als würdig erweisen, nehmen uns die U15 anschließend in ihren forschungsstarken Schoß auf.

Nun könnte man Zeit damit verschwenden, sich aufzuregen und von Kosten, Praktikabilität, Fairness, oder gar von Anstand gegenüber Fachhochschulstudenten und -Mitarbeitern zu reden. Aber eigentlich ist doch jedem Menschen, der die Uni aus einem bildungsempfangenden, nicht bildungsgebenden Blickwinkel sieht, schnell klar, dass Alts Vorschlag Unsinn ist. Fünfzehn der besten und größten Unis des Landes bieten nur noch Master an? Was für eine unrealistische Schnapsidee!

Eine wichtige Frage aber kommt schon auf: Wie nehmen diejenigen, die Universitäten entscheidend mitgestalten, die Funktion dieser Institutionen wahr? Was sagt Alts Vorschlag darüber aus, wie er das Konzept Uni erdenkt?

Sicherlich sollten die präsidialen Aussagen im Kontext gesehen werden. In Wirtschaftsgesprächen steht eben die universitäre Funktion des Selbsterhalts im Vordergrund: Es geht um Prestige, Drittmittel und die größten Batzen aus den Bundes- und Landesetats. Eine bankrotte Universität macht uns auch keine gute Bildung, das sollte man einsehen. Doch den 30.000 Studenten an der FU geht es um mehr als schwarze Zahlen, es geht ihnen in ihrer persönlichen Beziehung zur Universität vor allem um eins: Bildung, die erleb- und bezahlbar ist und die sowohl jedem Einzelnen als auch der Gesellschaft als Ganzes eine bestmögliche Zukunft garantieren kann.

Denn uns jungen Studenten, die wir mehrheitlich einen nichtakademischen Berufsweg einschlagen werden, ist es erst mal scheißegal, ob eine Uni „forschungsstark“ ist oder ob sie mehr Drittmittel bekommt als andere Unis. Ich möchte gute Dozenten, messbar nach dem, was sie mir für meine Bildung geben – nicht nach der Qualität dessen, was sie außerhalb eines Seminarraumes so anstellen. Dass das Eine mit dem Anderen häufig verknüpft ist, steht außer Frage. Um beiden wissenschaftlichen Sphären – Forschung und Lehre – gerecht zu werden, sollte jede Universität, und jede Fachhochschule deshalb immer beides bleiben: Treffpunkt der Masse und Ort des Einzelnen. Becken zum Eintauchen und Sog der Vertiefung. Kaltes Wasser und heiße Luft. Unter- und Überbau. Gesellschaftsspiegel und Gesellschaftspflug. Langeweile und Vision.

Peter-André Alts Traum der Zweiklassenuniversität wird der Natur der Wissenschaft nicht gerecht.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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