Die dritte Laube

Stahlstreben, Beton, Kräne: Was entsteht da eigentlich neben der Rost- und Silberlaube? Margarethe Gallersdörfer hat einen kleinen Spaziergang gewagt – durch die „Holzlaube“ im Jahr 2015.

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Die Rost- und Silberlaube wird erweitert. Seit Anfang 2012 laufen die Bauarbeiten, Ende 2014 sollen sie beendet sein. 51,5 Millionen Euro soll das Projekt insgesamt kosten, der Bund zahlt ein Drittel davon. An der Ostseite des FU-Hauptgebäudes entsteht eine neue Bibliothek. Außerdem bekommen die so genannten „Kleinen Fächer“ des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften ein gemeinsames Dach über dem Kopf – Institute wie die Iranistik, die Judaistik oder das Ägyptologische Seminar.

Noch sind sie in Dahlem verteilt und in Villen untergebracht, denen der Zahn der Zeit an der Bausubstanz knabbert – feuchte Keller, schimmelnde Bücher, einsturzgefährdete Balkone. Auch von Barrierefreiheit kann vielerorts keine Rede sein.

Im Sommersemester 2015 soll mit alldem Schluss sein: 17 Institute siedeln auf das Obstbaugelände um, die 16 Teilbibliotheken der Kleinen Fächer sowie die der Mathematik, der Informatik und der Naturwissenschaften werden im Bibliotheksneubau unter einem Dach vereint. Der Neubau ist in jeder Hinsicht eine Fortsetzung der „Rost- und Silberlaube“; was die Fassaden angeht, ist nach Kupfer und Aluminium jetzt Holz an der Reihe. Die Folgen sind klar: „Ein offizieller Name für den Neubau für die Kleinen Fächer mit Naturwissenschaftlicher Bibliothek steht bisher nicht fest“, lässt das Präsidium zwar verlauten – dabei hat man selbst Universitätspräsident Peter-André Alt das Gebäude schon „Holzlaube“ nennen hören. Sehen wir uns in ihrem Inneren um!

Bauplan: Florian Nagler Architekten

Der Spaziergang beginnt im L-Gang der Silberlaube [1] . Wir gehen durch den neuen Eingang; direkt an die bestehende Erziehungswissenschaftliche Bibliothek [2] angeschlossen ist ein Büro- und Auskunftsbereich [3] , der gleichzeitig auch Teil der neuen Bibliothek [4] sein wird. Hier stehen wir in einer Art mehrstöckigem Atrium [5] in der Mitte der Bibliothek. Durch ein Glasdach fällt Tageslicht bis in die unterste Ebene. Im Erdgeschoss, wo wir stehen, und im ersten Stock sind die Teilbibliotheken der Kleinen Fächer untergebracht; im Keller befinden sich die Bestände der Mathematik, der Informatik und der naturwissenschaftlichen Bibliotheken. Etwa 920 Arbeitsplätze für die Besucher sollen in der Erziehungswissenschaftlichen Bibliothek, die derzeit saniert wird, und in der neuen Bibliothek entstehen.

Wir verlassen die Bibliothek und stehen im zweiten Teil des Neubaus, in der „Seminarspange“ [6] . Hier befinden sich die Lehrräume. Zu unserer Linken sind es sechs Stück – jeweils zwei auf einer Etage. Auf der anderen Seite der Spange gibt es auf allen drei Etagen jeweils einen großen Raum. Die Spange ist geteilt durch einen Innenhof [7] , denn auch dieses Prinzip der Rost- und Silberlaube wird im Neubau fortgeführt: Die Gebäudezüge laufen wie Straßen um quadratische bepflanzte Innenhöfe mit Sitzgelegenheiten herum. Drei von ihnen wird es in der Holzlaube insgesamt geben. Auch die tieferen Höfe, die durch die Feuerwehrzufahrt entstehen, sollen begrünt werden.

Hier befinden wir uns im Herz des dritten Gebäudeteils, in dem auf Ebene 0 und 1 die 17 Institute [8] des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften ansässig sein sollen. Im Keller werden Drittmittelprojekte und Archive untergebracht. Schon machen Gerüchte die Runde, der Platz werde nicht ausreichen, Dozenten ohne feste Stelle und Doktoranden beispielsweise bekämen keine Büros. Laut Michael Vallo, Verwaltungsleiter des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, wird über die Belegung des Gebäudes erst entschieden, wenn feststeht, wie viel Personal 2014 am Fachbereich arbeiten wird.

Für Studierende interessant: Neben Büros und Seminarräumen sollen hier zwei Aufenthaltsflächen [9] entstehen, jeweils 100 Quadratmeter groß. Im Kellergeschoss wird es nur eine dieser „Multifunktionsflächen“ geben, da hier die Feuerwehrzufahrt [10] verläuft. Tische und Sitzgelegenheiten sind geplant – ob man sich dann dort auch wirklich aufhalten möchte, bleibt abzuwarten. Schon einmal ist ein solcher Plan nicht ganz aufgegangen: Auch das Foyer der großen Mensa in der Silberlaube war als Aufenthaltsraum gedacht, ist aber im Unialltag eher ein Durchgangsbahnhof geworden.

Wir haben das Gebäude auf der Südseite verlassen und einen Säulengang [11] durchquert, der die Fortsetzung des L-Gangs der Silberlaube ist. Jetzt stehen wir auf einer der einschneidendsten Neuerungen für den gesamten Komplex: ein Eingangsplatz [12], auf der Internetseite des Bauamts etwas pompös „Kirschbaumhain“ genannt. Mit 48 Bäumen ist er bepflanzt – leider nur Zierkirschen. Sie sind Auflage des Bezirksamts Steglitz- Zehlendorf, weil die FU für den Neubau 40 Apfelbäume hat fällen lassen. Der Platz ist etwa so groß wie der Institutsteil des Neubaus und endet an der Achse der K-Straße.

Die Wiese [13], die den Eingangsplatz noch von der Silberlaube trennt sowie der ganze Bereich zwischen den Achsen der J- und der K-Straße bleiben frei. Auf der Homepage des Münchner Architekturbüros „Florian Nagler Architekten“ ist noch zu sehen, dass ursprünglich auch diese Flächen bebaut werden sollten. Nun dienen sie als „Baulandreserve“ – FURIOS freut sich schon auf die Goldlaube!


Ihr wollt mehr über den Neubau wissen? Dann lest hier, was eigentlich die betroffenen Institute von ihrem Umzug in die Holzlaube halten.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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