Ein Sektchen vor dem OSI

Die „Mensa 3“ ist mit 22 Jahren im besten Studentenalter. Zum Schnapszahl-Geburtstag blicken die Imbisswagenbetreiber am OSI auf Vieles zurück. Friederike Werner hat zugehört und mitgefeiert.

Hafize (l.) und Zakir stoßen auf 22 gemeinsame Jahre an der FU an. Foto: Fabian Hinsenkamp

Mittags, 12 Uhr in Dahlem: Der weiße Imbisswagen an der Ihnestraße 21 verströmt Kaffeeduft. Schnell bildet sich eine Schlange. Hafize und Zakir Akin, seit 30 Jahren miteinander verheiratet, bedienen ihre jungen Kunden mit freundlichem Lächeln. Dabei haben sie stets einen Scherz auf den Lippen. Der Umgang mit den Studenten wirkt vertraut – man kennt sich.

„Mein Mann hatte damals diese Idee: Er wollte unbedingt einen Imbiss aufmachen“, erzählt Hafize. Das war vor 22 Jahren, kurz nach der Wende. Erfahrung mit einem Imbissbetrieb hatten Hafize und Zakir bis dahin noch nicht.

Seit sie Ende der 1970er Jahre aus der Türkei nach Deutschland gezogen waren, arbeiteten sie in verschiedenen Reinigungs- und Textilfirmen. Aus Angst vor der drohenden Arbeitslosigkeit wollte sich das Paar selbstständig machen. So kauften sie 1991 den Imbisswagen. „Wir haben lange gesucht, bis wir den Platz hier gefunden haben“, erinnert sich Hafize.

Fünf Tage die Woche verkauft das Paar seitdem Falafel, Brötchen, Kaffee und Schokoriegel – auch in der vorlesungsfreien Zeit. Von 12-14 Uhr arbeiten sie zusammen, den Rest des Tages wechseln sich die beiden 49-Jährigen ab. Wenn keine Schule ist, helfen auch die beiden Zwillingssöhne der Akins aus.

1998 wagten Hafize und Zakir ein Experiment: Sie verließen ihren Imbisswagen und eröffneten im anliegenden Gebäude eine Cafeteria. Doch nach sieben Jahren war wegen persönlicher Differenzen dort Schluss und der Imbisswagen hatte sie wieder.

Liebeserklärung an die dritte Mensa

„Studenten als Kunden zu haben macht uns großen Spaß!“, sagt Zakir. Das Paar hört gespannt zu, wenn Studierende von ihren Seminaren berichten und junge Menschen aus dem Ausland ganz unterschiedliche Kulturen an ihren Imbiss herantragen.

Zakir lobt auch den Umgang der Kommilitonen untereinander. Er findet es bewundernswert, dass Vertreter ganz unterschiedlicher politischer Ansichten in der Warteschlange friedlich miteinander diskutieren, ohne in Streit auszubrechen.

So wie Zakir und Hafize ihre Kunden schätzen, so werden sie auch von ihnen geschätzt. Eine Politikstudentin erzählt, sie kaufe gern bei den Akins: „Da wird auch mal ein Auge zugedrückt.“ Fehlen die letzten fünf Cent für einen Kaffee, bekommt man ihn trotzdem. Zakir vertraut seinen Kunden. Wer das Portmonee vergisst, kann auch mal anschreiben lassen. Viele Studierende nennen den Imbisswagen liebevoll „Mensa 3“.

Der Imbisswagenbesitzer erzählt, dass sich mit manchen Kunden eine richtige Freundschaft entwickelt: „Sie kommen uns dann besuchen, wenn sie wieder in Berlin sind.“

Club Mate – was ist das?

Die Akins haben viele Studenten der FU kommen und gehen sehen. So konnten sie auch miterleben, wie die Studentenschaft und ihre Essgewohnheiten sich im Laufe der Jahre entwickelt haben. „Früher hatten wir Pommes und Currywurst im Angebot. Heute verkaufen wir viel mehr belegte Brötchen“, erzählt Zakir.

Er erinnert sich auch daran, wie der Club Mate-Hype begann. „Am Anfang wussten wir überhaupt nicht, nach was die Studenten fragen. So Limonade, die wach macht. Ich hab die dann mal gekauft und beim Autofahren ausprobiert, aber Club Mate hat mich eher müde als wach gemacht“, sagt Zakir und lacht. Heute ist das Getränk aus ihrem Sortiment nicht mehr wegzudenken.

22 Jahre – das ist eine lange Zeit. Doch für Zakir und Hafize soll es auch in Zukunft so weiter gehen: „Es gab wirklich viele schöne Augenblicke. Wir wollen niemals einen anderen Job, auch wenn wir vier Mal so viel Geld verdienen würden.“

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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