„Rap bleibt unter seinen Möglichkeiten“

Seit 2005 macht der Berliner Rapper Kobito von sich reden. Mit FURIOS plaudert er über Rap und erzählt von seinem geheimen Studentenleben an der FU. Von Sophie Krause

Sowohl auf der Bühne als auch an der FU anzutreffen: Rapper Kobito. Foto: Christoph Spiegel

Mehr als Rap über Rap: Seit 2005 ist Kobito im Geschäft. Ob als „Deine Elstern“ mit Rapperin Sookee, in der Combo „Schlagzeiln“ oder als Teil der „Ticktickboom-Crew“ – der 26-jährige Berliner geht mit einer Mischung aus Rap, Punk und Pop seinen ganz eigenen Weg. Seit 2013 ist er bei dem Indielabel „Audiolith“ unter Vertrag und bringt 2014 sein viertes Soloalbum raus. FURIOS sprach mit ihm über seine Musik und warum er sein Publizistik-Studium so gar nicht leiden kann.

FURIOS: Kobito, du bist ja nun schon eine Weile im Geschäft. Wie würdest du deine Musik und deine musikalische Entwicklung beschreiben?

Kobito: Ich hab auf Freestyle-Sessions angefangen, aber nie wirklich geschrieben, sondern mich immer nur im Battle mit Leuten gemessen. Irgendwann hab ich dann angefangen sehr politische Texte zu schreiben. Die waren aber schon wieder viel zu politisch und weder lustig noch unterhaltsam, sondern richtig „Auf die Fresse“.

FURIOS: Wie ging es dann weiter?

Kobito: Dann hab ich zwischendurch auch mal ganz viel Rap über Rap gemacht, also so inhaltsleeren Kram. Ich bin dann mit einen Kumpel, Refpolk, mit dem ich dann „Schlagzeiln“ gemacht habe, immer in so linken Zentren aufgetreten. Da hab ich gemerkt, dass es einfach auch eine Subkultur gibt, die dazu gehört, die ich davor echt nicht kannte. So bin ich dann in eine echt politische musikalische Richtung gegangen.

FURIOS: Was nervt dich an anderen Rappern?

Kobito: Mich nervt vor allem, dass sie dieses Medium so schlecht nutzen. Ich denke, man kann gerade mit Rap so krass viel machen, weil es einfach unglaublich viele Wörter gibt. Du kannst ja einen Country-Song nicht mit tausend Wörtern voll knallen, aber einen Rap-Song eben schon. Da schlummert ein irres Potenzial, Geschichten zu erzählen, meinetwegen auch Probleme anzusprechen oder einfach mal was Lustiges zu erzählen. Mich nervt, dass es ganz viel Rap gibt, der sich einfach um sich selbst dreht und der nur im Imaginären stattfindet. Wie krass bin ich? Wie scheiße bist du? Ich glaube, da bleibt die Musik ganz oft unter ihren Möglichkeiten.

FURIOS: Wo möchtest du mit deiner Musik mal ankommen? Zum Beispiel den Echo 2050 für‘s Lebenswerk? Oder willst du irgendetwas Höheres mit deiner Musik erreichen?

Kobito: Eigentlich weiß ich das gar nicht so genau. Ich finde es total cool, wenn die Musik ankommt, wenn sie gehört wird und wenn sie einen Platz hat im Leben der Leute. Ehrlich gesagt will ich gar keine Auszeichnungen haben. Was mich freut ist, wenn die Bühnen größer werden, wenn die Aufmerksamkeit größer wird und somit meine Inhalte auch mehr gehört werden.

FURIOS: Neben deiner musikalischen Karriere gehst du zur Uni. Du studierst an der FU Publizistik und Geschichte. Das ist doch kein Leben für einen Rapper!

Kobito: Da hast du recht, das ist kein Leben für einen Rapper. Punkt. Ist einfach kein Leben. Ich muss damit fertig werden und wenn ich damit fertig bin, dann geht’s mir vielleicht besser. Ich mag’s nicht, ich studiere nicht gerne.

FURIOS: Also willst du mit deinem Studium nichts anstellen?

Kobito: Doch, ich arbeite ja journalistisch und will neben der Musik auch gerne weiter journalistisch arbeiten. Wenn mein Leben nur noch daraus besteht, Musikerinnen und Musiker zu treffen und darüber nachzudenken, was für einen Song ich mache, dann lande ich in einer Endlos-Schleife. Journalismus ist cool, man kommt viel rum, man lernt viele Leute kennen, man muss sich mit Themen beschäftigen, man wird wütend, man wird traurig und daraus kann man was machen.

FURIOS: Hat denn deine musikalische Karriere deine Sicht auf das Leben verändert?

Kobito: Es ist positiv gesehen beeindruckend, wie ich aufgenommen werde. Wenn sich Leute den Arsch aufreißen, dass man eine gute Veranstaltung hat. Wenn Leute aus anderen Städten anreisen, um den Gig zu hören. Negativ ist, dass sich die Leute gerne auf dich projizieren. Sie hören einen Song von dir und sind dann der Meinung, dass sie dich ziemlich gut kennen. Man muss auch klarstellen, dass es manchmal einfach eine Kunstperson ist, mit der ich arbeite. Es ist nicht alles ich.

FURIOS: Was können wir musikalisch von dir dieses Jahr noch erwarten?

Kobito: Dieses Jahr gibt es eine Videosingle auf dem Audiolith Sampler, weil das Label zehn Jahre alt wird. Und dann bereite ich gerade mein Album vor. Eigentlich sollte das dieses Jahr kommen, ich hab es aber gerade auf Anfang 2014 verschoben. Es wird ein Video und eine Single geben. Ich arbeite mit sehr, sehr coolen Leuten zusammen, was mich ziemlich froh und stolz macht. Es wird deshalb, glaube ich, ziemlich geil. (grinst)

FURIOS: Da du ja selbst als Journalist arbeitest: Welche Frage wolltest schon immer mal gestellt bekommen?

Kobito: Ich find‘ die Frage ganz gut: was ist das Negative am Musikmachen? Das wird ganz selten gefragt. Meistens wird gefragt, was ist total cool daran. Die Frage würde ich so beantworten: mein Studium leidet ganz krass drunter, ich bin kein guter Student, obwohl ich wahrscheinlich gar nicht so blöd bin. Aber ich habe keine Zeit dafür.

FURIOS: Sonst noch etwas?

Kobito: Und dann gibt es diese Wartezeit wie jetzt gerade. Ich hab ein halbes Album fertig, keiner hat es gehört und ich krieg‘ nicht das zurück, was ich da reinstecke. Man muss warten auf den Moment, in dem das Album rauskommt. Das wäre auch eine gute Frage: Wie ist die Wartezeit zwischen Arbeit und Release? Die ist nämlich schmerzhaft, ohne Scheiß. Das zerfrisst mich manchmal ein bisschen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. Steffen sagt:

    Schade, aus dem Interview hätte man mehr machen können, z.B. Fragen nach dem Projekt mit Sookee (Deine Elstern) oder auch Feine Sahne Fischfilet. Oder was er vom Sexismus in der Rapszene hält, bzw. wie er damit umgeht.
    Aber Musik soll ja nicht politisch sein, jedenfalls wenn man diesem Artikel liest…

  2. Demokratie an der Uni sagt:

    Nur die Furios schafft es einen politischen Rapper zu Interviewen, der selber das Thema Politik auchnoch anspricht, aber dann tatsächlich nicht in einer Frage auf politische Themen einzugehen…o.O

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