„Da kommt kaum Privatleben ins Spiel“

Pauline Schmiechen hat einen ungewöhnlichen Nebenjob: Sie ist Model. FURIOS hat mit der Studentin über den Alltag zwischen Laufsteg und Hörsaal gesprochen. Von Kirstin MacLeod

Pauline bei der Arbeit. Foto: Jai Brodie

Pauline bei der Arbeit. Foto: Jai Brodie

FURIOS: Pauline, es ist Fashion Week und Klausurphase. Wie bringst du das unter einen Hut?

Pauline Schmiechen: Das Modeln ist für mich vor allem ein Nebenjob, die Uni geht auf jeden Fall vor. Ich arbeite also vor allem am Wochenende. Die Fashion Week ist dann natürlich eine Ausnahmezeit: Ich habe jeden Tag gearbeitet. Am Montag bei einer Jeans-Präsentation von Seven-Jeans und die anderen Tage bin ich mehrere Shows auf dem Lavera-Showfloor im Umspannwerk am Alexanderplatz gelaufen. Die nächste Klausur habe ich erst in zwei Wochen, da bleibt ja noch genug Zeit zum Lernen.

FURIOS: Was modelst du hauptsächlich, Fotstrecken oder mehr Laufsteg-Aufträge?

Pauline: Ich mache meistens Fotos, also Editorials. Ich bin ja mit nur 1,75 Metern verhältnismäßig sehr klein. Viele Castings für den Runway, gerade bei der Fashion Week, fangen erst bei 1,78 Meter an. Außerdem ist die Fashion Week nur zweimal im Jahr, sonst sind nicht so viele Modenschauen. Ab und zu gibt es noch die Absolventenschauen der Unis.

FURIOS: Arbeitest du hauptsächlich in Deutschland?

Pauline: Nicht nur. Editorials mache ich zum Beispiel auch sehr viel für ausländische Zeitschriften. Ich habe auch schon zweimal Jobs für ein portugiesisches Magazin gemacht. Anfragen aus dem Ausland gab es schon öfter, vor allem aus Asien, da ist der europäische Typ gerade sehr gefragt. Vielleicht gehe ich im kommenden Jahr für ein paar Monate nach Japan, mal schauen. Irgendwann würde ich auch gern mal in London arbeiten, zum Beispiel für Magazine wie die „SLEEK“.

FURIOS: Gibt es auch einen bestimmten Designer, für den du gerne mal arbeiten würdest?

Pauline: So designerabhängig bin ich eigentlich nicht. Ich würde gern mal für COS oder ähnliche Marken arbeiten – Sachen, die ich selbst auch trage. Eher gibt es ein paar Fotografen, von denen ich gern mal fotografiert werden würde. Mein Lieblingsfotograf ist Peter Lindbergh – das wäre natürlich ein Traum. Ich setzte mir aber nicht zu hohe Ziele, das Modeln mache ich ja nur nebenbei.

FURIOS: Wie glamourös ist das Modeldasein denn wirklich – oder ist es einfach Arbeit?

Pauline: Es ist auf jeden Fall Arbeit! Die letzte Woche war schon sehr anstrengend. Um 9 Uhr da sein und dann bis abends um 22 oder 23 Uhr Durchhalten – wirklich glamourös, so wie man sich das vorstellt, oder im Fernsehen sieht, ist das nicht. Trotzdem macht es total viel Spaß. Es sind immer nette und kreative Leute da, das ist toll.

FURIOS: Was sagst du denn zu Germany’s Next Topmodel und den Klischees, die dort bedient werden?

Pauline: Ich würde dort niemals mitmachen. Für mich hat das nicht wirklich viel mit Modeln zu tun, es ist meiner Meinung nach einfach eine Unterhaltungsshow. Außerdem waren die Mädchen in dieser Staffel einfach viel zu jung. Der Großteil war ja gerade knapp 16 Jahre alt und hat die Schule dafür abgebrochen. Mit 16 rund um die Uhr vom Fernsehen verfolgt zu werden, hat nichts mit Modeln zu tun. Modeln ist ein Job, da kommt kaum Privatleben ins Spiel.

FURIOS: Nicht nur bei Germany’s Next Topmodel, auch bei vielen Shows fällt auf, dass die gebuchten Models sehr jung sind – der Trend ist erschreckend, oder?

Pauline: Als ich angefangen habe, damals mit 15, hat mein Vater den Agenturvertrag unterschrieben. Unter 18 kannst du ja keinen Vertrag unterschreiben, da spielen die Eltern schon eine Rolle. Meine Eltern waren am Anfang auch unsicher, viele Mädchen verändern sich schließlich sehr durch den Job. Als sie das Ganze näher kennen gelernt haben, war das kein Problem mehr. Ich mache sowieso keine Unterwäsche-Jobs und meiner Meinung nach sollten Mädchen unter 18 das auch nicht machen dürfen.

FURIOS: Eine Frage brennt Laien ja immer unter den Nägeln: Wie ist das mit dem Gewicht und dem Druck abzunehmen?

Pauline: Man kann beobachten, dass der Trend wohl gerade wieder eher zu Größe 36 statt 34 geht. Ich mache zum Beispiel gerade Fittings für Wunderkind und ich bin im Vergleich eben auch nicht die allerdünnste. Klingt krass, aber die geforderten Maße sind unnatürlich. Umso erfreulicher, dass jetzt auch verstärkt Mädchen gebucht werden, die wirklich Brüste haben – die meisten haben ja sehr männliche Figuren. Ich habe niemals abgenommen für den Job. Meine Agentur hat mir zum Glück nie Druck gemacht. Man macht sich wohl einfach selber viel Druck, wenn online die Maße von allen Mädchen in der Kartei nachzulesen sind. Das ist schon sehr persönlich.

Pauline Schmiechen ist 19 Jahre alt und studiert an der Technischen Universität Berlin Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft im zweiten Semester. Ob sie damit später in der Modebranche landen wird, weiß sie noch nicht.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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