Alles, nur keine Hausarbeiten

Schon mal Eierwärmer gefilzt? Oder alte Plastiktüten zu einer neuen zusammengeschmolzen? Unzählige Workshops und Sommerkurse bieten die perfekte Abwechslung vom Hausarbeitsstress. Von Friederike Oertel

Wer in der Sommerhitze prokrastinieren will, kann’s mal mit Stricken versuchen. Foto: flickr.com

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„Ich wollte schon immer lernen, wie man einen Eierwärmer selber filzt“, war nicht gerade mein Gedanke als ich begann, mich im Internet durch das Sommerkursangebot Berlins zu klicken. Eher trieb mich bei der Entdeckung von Workshops wie diesem der noch unberührte Bücherstapel auf meinem Schreibtisch an, den ich in drei Hausarbeiten verwursten soll. Er ist es, der verhindert, dass ich mit Beginn der Semesterferien sofort das Weite suche. Auf seine Kosten geht auch die Suche nach aktiver Abwechslung – noch bevor die Gliederung steht. Das nennt man prophylaktische Bekämpfung der Hausarbeitsmonotonie.

Ob Tiefenentspannung beim Yoga, Qigong, Autogenem Training oder Auspowern beim Aikido, Stepptanz oder Trampolinspringen: Stressbewältigung und beweglicher Ausgleich werden auch während der vorlesungsfreien Zeit geboten. Dank dem Hochschulsport an der FU zum kleinen Preis – ich melde mich an.

Die bisher noch nicht physisch freigesetzten Kräfte können in zahlreichen Kreativ-Workshops zu ihrer künstlerischen Entfaltung finden. Neben Do-It-Yourself-, Skate-, Photographie-, Streetart-, Druck-, und Schreibworkshops scheinen Häkeln und Stricken diesen Sommer besonders angesagt zu sein. Und wer weiß, vielleicht kann man beim „Freien Klöppeln“ oder „Experimentellen Stricken“ ja mal so richtig die Seele baumeln lassen. Fast so wie in der Hängematte am Strand der Algarve. Ich melde mich so was von an!

Als Ventil für den Frust über den verpassten Alpenurlaub dient der Jodelworkshop und für kulinarische Abwechslung der passende Kochkurs. Die nötige Inspiration findet sich bestimmt beim Designen von Jutebeuteln aus alten Plastiktüten oder beim Herstellen von Schmuck aus Betonbrocken ein. Mag komisch klingen, aber das lasse ich mir nicht entgehen.

Mitten im Dickicht des Angebot-Dschungels wird mir klar: Der Sommer in Berlin wird nicht langweilig. Vielmehr rast er mit Stricknadel-Kursen und Jutebeuteln bestückt auf die Abgabefrist meiner Hausarbeit zu. In vier Wochen fahre ich in den Urlaub — komme, was wolle. Wie ich bis dahin die drei Arbeiten schaffen soll, ist mir mit Blick auf meinen Workshop-Plan schleierhaft. Aber Moment! Gab es nicht einen Work­shop gegen Moti­va­ti­ons­tiefs und für bes­se­res Zeit­ma­nage­ment? Viel­leicht sollte ich mich da auch noch anmelden.

Ach ja, einen Eierwärmer habe ich mir auch noch nie selbst gefilzt. Das wäre dann das erste Ferien-Erfolgserlebnis.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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