Ein Kunstpatron wacht über die FU

Die Otto-von-Simson-Straße ist eine der zentralen Straßen für die Geisteswissenschaftler der FU. Friederike Werner hat die Spuren ihres renommierten Namensgebers verfolgt.

Die Otto-von-Simson-Straße beginnt hier an der Faradystraße und verläluft entlang der Silberlaube bis zur Habelschwerdter Allee. Foto: Christopher Hirsch

Die Otto-von-Simson-Straße beginnt hier an der Fabeckstraße und verläluft entlang der Silberlaube bis zur Thielallee. Foto: Christopher Hirsch

Wer der Silberlaube einen Besuch abstattet, hat sich bestimmt schon einmal an dem melodischen Klang der Otto-von-Simson-Straße erfreut. Vom U-Bahnhof Dahlem-Dorf aus führt kein Weg an dieser mit Bäumen gesäumten Straße vorbei, die direkt am Eingang zur großen Mensa endet.

Was kaum einer weiß: Die Otto-von-Simson-Straße ist mit ihren Namen noch relativ jung. Bis zum Jahre 1999 hieß sie noch Kiebitzweg. Zum Gedenken an den renommierten Kunsthistoriker Otto von Simson, der 15 Jahre lang Direktor des Kunsthistorischen Instituts an der FU war, wurde sie umgetauft.

Ein Leben geprägt von Kunst

Otto von Simson entsprang einer angesehenen deutschen Familie – sein Vater Ernst von Simson war Diplomat und sein Urgroßvater Eduard von Simson 1871 der erste Reichstagspräsident.

1912 in Berlin-Wannsee geboren und bei seinem Großvater, dem Chemiker Franz Oppenheim, aufgewachsen, entdeckte Otto von Simson früh seine Liebe zur Kunst. Die Villa, in der er seine Kindheit verbrachte, war mit einer imposanten Kunstsammlung ausgestattet. Hier entschloss er sich später, ein Studium der Kunstgeschichte aufzunehmen; zunächst in Freiburg und dann in München, wo er im Jahre 1936 auch promovierte.

Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln sah sich von Simson 1939 gezwungen, vor den Nationalsozialisten zu fliehen. Seine Flucht führte ihn in die USA. Während der knapp 20 Jahre, die er im Exil verbrachte, lehrte er an verschiedenen Hochschulen und wurde Mitglied des Committee on Social Thought an der University of Chicago.

Rückkehr in die Heimat

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück, wo sich von Simson der Bewahrung des künstlerischen Welterbes widmete und das erste deutsche Mitglied der Unesco wurde. Von 1975 bis 1986 war er Präsident der deutschen Unesco-Kommission.

1964 führte ihn sein Weg schließlich an die FU. Bis zu seiner Entlassung im Jahre 1979 lehrte er als Professor für moderne Kunstgeschichte und war Direktor des Kunsthistorischen Instituts. Seine Verbindung zu den USA ließ er während verschiedener Gastprofessuren an der Brown University und in Harvard wieder aufleben.

Von Simson beschäftigten verschiedene kunsthistorische Themen, wie die Ikonologie mittelalterlicher Architektur oder der Zusammenhang von Kunst und Liturgie. Als Verfasser zahlreicher kunsthistorischer Bücher nahm er großen Einfluss auf die Architekturgeschichte.

Als er 1993 in seiner Heimatstadt starb, hatte er viele Spuren in der Welt der Kunst hinterlassen. Es erscheint also nur gerechtfertigt, dass man den Kiebitzweg sechs Jahre nach seinem Tod umbenannte – sodass der einstige Kunstpatron nun über das Gebäude der Geisteswissenschaften wacht.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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