Ein Fundus studentischen Ungehorsams

Über Anwesenheitskontrollen empört sich der Asta schon lange. Nun hat er ein „Fundbüro für Anwesenheitslisten“ eingerichtet. Karl Kelschebach hat es sich angeschaut.

Für erfolgreichen Listenungehorsam hält der Asta eine Belohnung bereit. Foto: Melanie Böff

Bei dem Thema Anwesenheitskontrollen scheint der Asta voll in seinem Element zu sein. Mit Freuden wettert er gegen den Zwang, die Repression und die Fremdbestimmung, für die die Kontrollen seiner Ansicht nach stehen. Lucas Feicht, hochschulpolitischer Referent des Asta, hat jedoch auch einen ganz konkreten Einwand gegen die berüchtigten Teilnehmerlisten: Besuchten Studierende ihre Veranstaltungen freiwillig, gäbe die Zahl der regelmäßig Teilnehmenden über die Qualität der Lehre mehr Aufschluss als jeder Evaluationsbogen.

Der Akademische Senat will davon nichts wissen. Die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung , die seit diesem Wintersemester in Kraft ist, berechtigt sämtliche Fachbereiche, Anwesenheitskontrollen durchzuführen. „Allein die Fachwissenschaften können einschätzen, ob die regelmäßige Teilnahme an den einzelnen Lehrveranstaltungen für den Studienbereich unverzichtbar ist“, sagt Goran Krstin, Pressesprecher des FU-Präsidenten Peter-André Alt – und stellt klar: „Eine reguläre Anwesenheitspflicht ist im Rahmen der zentralen Ordnung nicht vorgegeben.“ Lukas Feicht sieht darin eine Chance. Es lohne sich, in den Fachbereichen gegen Anwesenheitskontrollen aktiv zu werden.

Ein Kick für Studierende

Bislang sind die Studierenden dem Asta scheinbar zu zahm. Daher gibt er ihnen einen kleinen Kick: Zum Wintersemester 2013/2014 hat er ein „Fundbüro für Anwesenheitslisten“ eingerichtet. Wer eine Anwesenheitsliste „findet“, kann sie dort abgeben. Was aber passiert mit den Listen? „Die werden dann sorgfältig verwahrt. Behördenpannen sind bei uns völlig ausgeschlossen“, sagt Lucas Feicht, „wir achten auch sehr auf den Datenschutz. Das hat allerdings auch zur Folge, dass wir gegenüber der FU nicht ohne weiteres Auskunft darüber erteilen, welche Listen bei uns abgegeben wurden und welche nicht.“ Als das Tonbandgerät ausgeschaltet ist, erwähnt Lucas Feicht noch scherzhaft den Asta-eigenen Aktenschredder.

Ein Bubenstreich? Lucas Feicht zieht es vor, die Asta-Initiative als „Satire“ zu bezeichnen – schließlich sei es nicht damit getan, nur darüber zu schmunzeln: „Danach muss das Nachdenken kommen.” Um das „Finden“ von Anwesenheitslisten voran zu treiben, hat er eine Prämie für den Finder oder die Finderin der meisten Anwesenheitslisten ausgesetzt. Worum es sich dabei handeln wird, verrät Lucas Feicht noch nicht – „um die Spannung zu steigern.“

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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