Das Problem der Postmoderne

Vom 15. bis zum 17. November fand die studentische Tagung „Perspektiven nach der Postmoderne“ statt. Was ist die Postmoderne, und was bedeutet sie für uns? Von Josta van Bockxmeer

Die Organisatoren der Tagung: Simon Godart und Sara Ehrentraut. Foto: Josta van Boxmeer, Front Page Illustration: Plakat der Veranstaltung

Die Organisatoren der Tagung: Simon Godart und Sara Ehrentraut. Foto: Josta van Bockxmeer, Front Page Illustration: Plakat der Veranstaltung

Die alte Bibliothek des Instituts für Philosophie ist voll, die Stimmung konzentriert. Es sind viele Jacketts zu sehen: Offensichtlich ambitionierte Studierende sprechen über „die Postmoderne“ und ihre Bedeutung. Sie alle sind an einem Wochenende in die Uni gekommen.

Diesmal nämlich waren es nicht die Professoren, die hinter dem Rednerpult standen: Bei der Tagung „Perspektiven nach der Postmoderne“ am 15. November stellten Studierende ihre Arbeiten vor – auf einem Niveau, das dem einer „echten“ Tagung in nichts nachstand. Studierende der Philosophie hatten die Konferenz organisiert, die meisten Vorträge stammten aus der Philosophie und der Literaturwissenschaft.

„Die Postmoderne“, eine Strömung von Denkern und Künstlern, die sich Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gegen Ideologien wie den Nationalsozialismus oder den Kommunismus wandten. Sie läuteten das Ende der „großen Erzählungen“ ein, wie es der französische Philosoph Jean-Francois Lyotard formulierte. Stattdessen bevorzugten sie eine Vielfalt gleichberechtigter Perspektiven, die sich einheitlichen Begriffen entziehen. Eine Denktradition zu definieren, die feste Definitionen in Frage stellt, ist nicht einfach. „Die Postmoderne will Nichteinheit, Differenz, Spiel und Unterbrechung. Darum ist es so schwer, einen Begriff von ihr zu entwickeln“, sagte Konstantin Bethschneider, Student der Philosophie.

Auch heute relevant

Was aber darf man noch sagen, wenn einheitliche Begriffe Tabu sind? Mit diesem Problem beschäftigten sich viele der Vorträge. In Abgrenzung zu einer totalitären Ideologie wird die Funktion postmoderner Theorien sofort klar, danach aber verliert sie sich schnell in ein unendliches Spiel der Begriffe und – wie Sven, Organisator und Student der Neueren Deutschen Literatur, in seinem Vortrag warnte – in absurder Sprache à la Beckett. Der irische Schriftsteller gilt aufgrund seiner sprachlichen Spiele als einer der bedeutendsten des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine Lösung schien es nicht zu geben. „Ich finde es wichtig, sich weiterhin verstehen zu wollen“, so Sven.

Dieses Problem zu lösen und damit über die Postmoderne hinauszukommen war auch nicht das Ziel der Tagung. Es gehe darum, sich zur Postmoderne verhalten zu können, wie Organisatorin Sara Ehrentraut bei der Eröffnung sagte. „Wir möchten die Postmoderne weitertragen“, so Organisator Simon Godart. Manche neueren Versuche, das Problem der Postmoderne zu lösen, halte er für „überstürzt“.

Wie die Professoren

Auffällig war das – zur Postmoderne passende – hohe Maß an Selbstreflexivität bei der Konferenz. Bei der Abschlussdiskussion am Sonntag dachten die Teilnehmenden über das Format der Tagung nach. Ist es für eine studentische Tagung nicht langweilig, sich an dem klassischen Format von Vorträgen und Diskussionen zu halten? Eine passende Frage auf einer Konferenz, auf der viele herumliefen, als sähen sie sich schon hinter dem Professorenpult. Vorschläge, wie man es sinnvoll anders machen könnte, gab es nicht.

Eine Schlussfolgerung zur Tagung – vorsichtig formuliert: Aus dem ständigen Infragestellen geltender Definitionen kommen wir vorläufig nicht heraus. Woraufhin sich wahrscheinlich eine in Jackett gekleidete Hand heben würde, und ein Teilnehmer fragen würde: „Aber soll das überhaupt unser Ziel sein?“

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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