Facebook macht glücklich

Die ganze Welt postet, teilt und klickt auf »Gefällt mir«. Warum ist das so? Eine FU-Studie belegt: Das soziale Netzwerk steigert das Wohlbefinden. Von Sarah Marschlich

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Der Gefällt-mir-Daumen von Facebook ist Wissenschaftlern zufolge nicht dafür verantwortlich, dass User sich besser fühlen. Foto: flickr.com

Julian Weicht hat mehr als 400 Freunde. Mit ihnen teilt er skurrile Szenen im Taxi, Gedanken zu interessant gekleideten Kommilitonen im Seminar und ab und zu auch mal sein Mittagessen. Alles auf Facebook. „Im besten Fall erhoffe ich mir natürlich schon, dass irgendwer das interessant oder zum Kotzen findet und dementsprechend auch darauf reagiert“, sagt der 24-jährige Politikstudent der FU.

Ein Leben ohne Facebook? Das ist für viele unvorstellbar. Mehrmals täglich informieren die meisten User ihre Freunde und Bekannten mittels der Status-Funktion darüber, was sie gerade denken, fühlen oder tun. Forscher an der FU haben jetzt herausgefunden, warum: Es macht glücklich.

Statusupdates gegen Einsamkeit

„Erlebnisse aus dem Alltag mit seinen Freunden zu teilen, sorgt möglicherweise dafür, dass man sich ihnen näher fühlt“, sagt Fenne große Deters. Sie ist Psychologie- Doktorandin an der Freien Universität und hat gemeinsam mit Professor Matthias Mehl von der Universität Arizona (USA) untersucht, wie sich das ständige Aktualisieren des Facebook-Status auf das Wohlbefinden auswirkt. Ihre Studie zeigt, dass sich User, die besonders häufig ihren Status aktualisieren, weniger einsam fühlen.

Doch warum erzählen viele so bereitwillig zum Teil fremden Menschen von ihrem Leben? „So ein bisschen geil ist es eben schon, wenn viele Leute den zynischen Taxifahrerspruch, den man postet, liken“, sagt Julian. Andy Warhols „15 minutes of fame“ seien auf Facebook zum „15 seconds of fame“ geworden, findet er.

Diesen Eindruck kennen wohl viele User. Für den Effekt gegen Einsamkeit seien die Reaktionen von Freunden in Form von „Gefällt- mir-Klicks“ oder Kommentaren aber nicht entscheidend, sagt große Deters: „Wer mehr Status-Updates gepostet hat, hat sich am Ende der Studie weniger einsam gefühlt – unabhängig davon, ob er viel oder wenig Feedback von seinen Freunden bekommen hat.“

Die Forscherin sieht eine mögliche Erklärung darin, dass die User sich durch das Posten ihres Status sozial aktiv fühlen: „Möglicherweise haben User schon beim Verfassen der Status-Updates ihre Freunde vor Augen und fühlen sich dadurch weniger einsam.“ Dieses sogenannte „Social Snacking“ halte aber nur kurze Zeit. „Das ist vergleichbar mit dem Verzehr kleiner Snacks, die lediglich helfen, die Zeit bis zur nächsten richtigen Mahlzeit zu überbrücken.“

Aktive Facebook-Nutzung

Eine Studie der Universität Michigan (USA) und der Universität Leuven (Belgien) widerspricht der FU-Studie: Demnach fühlten sich Menschen nach der Nutzung von Facebook noch schlechter als zuvor. Große Deters gibt zu bedenken, dass diese Studie nicht zwischen aktiver und passiver Facebook-Nutzung trennt: „Manche nutzen Facebook ausschließlich zum Spielen, andere schreiben bevorzugt private Nachrichten und wieder andere sind hauptsächlich damit beschäftigt, alten Freunden hinterherzuspionieren“, so die Forscherin. „Würde man da bei allen Nutzern tatsächlich die gleichen Auswirkungen auf das Wohlbefinden erwarten?“ Bei passiver Nutzung seien die Auswirkungen negativer, die FU-Studie aber habe sich auf die aktive Nutzung konzentriert.

Für Julian ist Facebook per se weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes. „Facebook ist wie das Internet an sich ein Werkzeug, das man benutzen kann.“ Daher sei es wichtig, den Umgang damit zu erlernen – zumal es das größte soziale Netzwerk unserer Zeit ist. Denn, so der Student: „Ich setze auch keinen Piloten in ein Flugzeug und gebe ihm nach dem Start erst die Bedienungsanleitung.“

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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