Deutschlands ärmste Professoren

Berliner Professoren wollen mehr Geld. Kein Wunder: Sie verdienen weniger als ihre Kollegen im Rest der Republik. Eine Aussicht auf Besserung zeichnet sich nicht ab. Von Julian Daum

Professoren-Besoldung

Illustration: Robin Kowalewsky

Die Professoren der Hauptstadt-Unis sind unzufrieden: Der Berliner Senat will ihre Besoldung ändern. Bisher befindet sich die entsprechende Gesetzesänderung in der Planungsphase – wie genau sie aussehen wird, weiß noch niemand. Dennoch fürchten die Professoren einen Sparkurs des Landes und dass sie noch weniger verdienen könnten.

Berlin bildet im Bundesvergleich das Schlusslicht bei der Grundvergütung seiner Professoren. Die Differenz zum Grundgehalt eines Professors in Baden-Württemberg kann mehr als 700 Euro im Monat betragen. Die Unis haben ein zusätzliches Budget – die so genannten Leistungsbezüge – um weiteres Geld zu verteilen, etwa bei außergewöhnlichen Leistungen in Forschung und Lehre.

Mit den Leistungsbezügen können in Berlin die Unterschiede bisher teilweise ausgeglichen werden. Theoretisch sind den Unis für die Bezuschussung einzelner Professoren keine Grenzen gesetzt. Da aber der Gesamtetat gesetzlich gedeckelt ist, wird es schwierig, viele Spitzenverdiener zu halten. Denn mehr Geld für einen Topforscher bedeutet weniger für die anderen. Nun befürchten einige Profs, dass es genau dort zu Kürzungen kommen könnte.

Leistungsbezüge als einziger Angriffspunkt

Die Situation ist vertrackt: Das Land Berlin darf bei seiner geplanten Änderung das Grundeinkommen der Professoren nicht antasten. Die nämlich sind nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts angehoben worden, um dem vorgegebenen Alimentationsprinzip zu entsprechen. Dieses sichert den Beamten einen angemessenen Lebensunterhalt durch den Arbeitgeber zu und wurde bis zu dem Urteil nicht erreicht. Daher können sie nicht herabgesetzt werden – der einzig verbleibende Angriffspunkt sind die Leistungsbezüge.

Um bei der geplanten Gesetzesänderung mitreden zu können, hat der Akademische Senat der FU (AS) im Oktober eine Resolution verabschiedet. Denn obwohl bisher die Hochschulen noch nicht in die Planung einbezogen wurden, besteht die Befürchtung, dass mit den jetzt geplanten Änderungen die bisherigen leistungsabhängigen Zuschüsse geringer ausfallen könnten, da sie auf das Grundgehalt angerechnet werden. Das macht den Spielraum zunichte, der derzeit besteht: Forschungsstarke Professoren könnten dann keine höheren Bezüge auf ihre ohnehin im Vergleich geringen Grundgehälter mehr erhalten.

Eliteuni bald ohne Eliteprofs?

Daher fordern die AS-Mitglieder in der Resolution höhere Grundgehälter sowie die Abschaffung des sogenannten Vergaberahmens. Dieser regelt die Gesamthöhe und damit die Deckelung aller Zuschüsse, die etwa für besondere Leistungen in Lehre und Forschung verteilt werden.

Die AS-Mitglieder hoffen, dass Berlin als Wissenschaftsstandort weiterhin konkurrenzfähig bleibt. Denn die Stadt beheimatet zwei Eliteuniversitäten, die darum bemüht sind, auch weiterhin exzellentes Personal für Forschung und Lehre beschäftigen zu können. Der Beschluss des AS spiegelt somit auch die Angst wider, dass die besten Köpfe nicht mehr dem Ruf an die FU folgen, sondern lukrativere Angebote annehmen könnten. Das betrifft letztendlich auch die Berliner Studenten: Wenn diese sich für einen Standort entscheiden, so erwarten sie von ihrer Hochschule eine gute Ausbildung, die natürlich nur mit ausreichenden Mitteln gewährleistet ist.

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Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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