Von knappen Kassen und großen Bauten

Es gibt nicht das eine große Thema, das die diesjährigen Wahlen zum Studierendenparlament prägt. Vielmehr gilt es viele kleine Baustellen zu bearbeiten. Von Melanie Böff und Veronika Völlinger

Auf zu den Urnen! An der FU werden die akademischen Gremien gewählt. Illustration: Luise Schricker
Auf zu den Urnen! An der FU werden die akademischen Gremien gewählt. Illustration: Luise Schricker

Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle getitelt: „Wahlen in Zeiten der RSPO“. Die Wahlen zum Studierendenparlament (Stupa) 2013 waren durchdrungen vom Tauziehen um die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) zwischen Aktivisten des Bildungsprotests, der Studierendenvertretung und der Unileitung. Mehr als ein halbes Jahr gab es heftigen Streit um die RSPO. Ende März, bereits wenige Wochen nach der Wahl im Januar 2013 wurde sie durch den Akademischen Senat beschlossen; seit dem aktuellen Wintersemester ist sie in Kraft.

In der kommenden Woche darf die Studierendenschaft vom 14. bis zum 16. Januar erneut zu den Wahlurnen in ihren Fachbereichen pilgern und ihre Vertretung im Stupa wählen. Das eine große Aufreger-Thema, wie das Zerren um die RSPO, gibt es diesmal nicht. Jedoch drängen sich mehrere kleine Themen auf, die bereits den Wahlkampf bestimmen und die in der kommenden Legislaturperiode wichtig werden.

Zunächst einmal beschäftigen die RSPO und ihre Auswirkungen die Studierendenschaft noch immer – vor allem die Möglichkeit der Fachbereiche, selbst über das Führen von Anwesenheitslisten zu entscheiden. Wie FURIOS bereits berichtete, ließ studentischer Gegenwind gegen die Anwesenheitskontrollen nicht lange auf sich warten. Schnell war in der Asta-Villa ein Fundbüro für „verloren gegangene“ Listen eingerichtet. Die ordnungsgemäße Aufbewahrung der eingegangenen Listen versteht sich von selbst.

So fehlt die RSPO selbstverständlich auch nicht in den Wahlkampfzielen vieler Gruppierungen. Die Liste „Studierende mit Kind“ etwa fordert die Abschaffung der „entmündigenden Anwesenheitspflicht“. Die FSI Wiwiss und die Jusos gehen einen Schritt weiter und verlangen eine gänzliche „Revision der RSPO“. Gleich, welche Listen in das Stupa einziehen werden – Kritik an der RSPO wird auch die kommende Legislaturperiode prägen.

Neue Holzlaube: Potenziale und Probleme

Hinzu kommen sehr praktische Fragen. Seit 2014 sind die neuen Hochschulverträge des Landes Berlin in Kraft. Nun können die vereinbarten Mittel an die FU fließen. Deren Umfang stufen die Optimisten als ausreichend für die Kernaufgaben der Uni ein, während die Kritiker der Verträge Einschränkungen zu Lasten der Studierenden fürchten. Was tatsächlich der Fall sein wird, wird sich vielleicht schon in diesem Jahr zeigen.

Kritikwürdig ist in jedem Fall, dass fast ein Drittel der insgesamt verfügbaren Mittel von der Anzahl der Absolventen in Regelstudienzeit abhängt. Auch hier kann das Stupa versuchen, in einem möglichst breiten Konsens weiter Druck aufzubauen.

Auch auf die Verteilung des neu entstehenden Raumes an der Uni kann das Stupa in diesem Jahr versuchen Einfluss zu nehmen: Am Ende der Legislaturperiode soll die Baustelle der neuen Holzlaube neben der Rost- und Silberlaube fertig sein. Kurz darauf werden die Umzüge stattfinden; 17 Institute des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften – die so genannten „Kleinen Fächer“, ziehen dann aus ihren in ganz Dahlem verteilten Villen in die Holzlaube. Außerdem sollen 24 Teilbibliotheken im Bibliotheksneubau zusammengeführt werden.

Studierende der betroffenen Fachbereiche fürchten nicht nur Anonymität im großen, neuen Gebäudekomplex, sondern auch dass die Bestände der Teilbibliotheken in einer zentralen Einrichtung schrumpfen könnten. Auch ob es im Neubau Platz für studentische Räume wie Cafés geben wird, ist noch offen. Hier könnte sich das Stupa einschalten. Ob sich die Studierenden auf die Holzlaube freuen dürfen, wird auch davon abhängen, wie deutlich das Parlament die Interessen jener artikulieren wird.

Bevor all diese Themen Einzug ins Stupa halten, wird es auch bei der Wahlbeteiligung noch einmal spannend. Trotz des großen Themas RSPO sank sie im Jahr 2013 weiter auf 10,3 Prozent. Nun wird sich zeigen, ob die Angst vor Anwesenheitspflicht, knappe Kassen und ein nahender Umzug überhaupt noch Studierende an die Urnen locken – oder ob es eine Überraschung bei der Wahlbeteiligung gibt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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