Der plötzliche Herztod ist eine häufige Todesursache. Die FU rüstet sich daher mit „Laien-Defis“ aus. Was das ist, wo sie stehen und wie sie funktionieren, hat Corinna Lemler herausgefunden.
„Alle zurücktreten… lädt…“ Der Arzt geht zwei Schritte zurück, der Oberkörper des Patienten bäumt sich unter dem elektrischen Schock dramatisch auf: Defibrillatoren kennen die meisten nur aus Filmen, vielleicht noch aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Aber was, wenn man selbst einmal den lebensrettenden Stromstoß geben muss? An der FU sollen bald dreizehn „Laien-Defis“ die Ersthelfer von Menschen mit plötzlichen Herzbeschwerden unterstützen – und damit Leben retten.
Jährlich sterben in Deutschland etwa 130.000 Menschen jeden Alters den sogenannten plötzlichen Herztod. 80 Prozent dieser Todesfälle sind die Folge von Kammerflimmern oder Herzrasen – Symptome, bei denen der Einsatz eines Defibrillators den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann. Mit jeder Minute, die ohne Herzdruckmassage und Defibrillation verstreicht, sinkt die Überlebenschance eines Betroffenen um zehn Prozent.
Die FU ist spät dran
Seit etwa zehn Jahren werden deshalb in immer mehr Fußgängerzonen, in Bahnhöfen und anderen öffentlichen Gebäuden so genannte AEDs, Automatische Externe Defibrillatoren, angebracht. Auch die FU hat vor kurzem den dritten AED in der Rechtswissenschaftlichen Bibliothek installiert, zusätzlich zum Gerät in der Kleintierklinik und einem Defibrillator in der Philologischen Bibliothek. Hier wurde vor etwa vier Jahren, also noch vor der Anschaffung des Geräts, tatsächlich einmal eine Reanimation nötig. Bis Ostern 2014 sollen zehn weitere AEDs auf dem Campus installiert werden, jeweils an den Orten mit dem höchsten Publikumsverkehr. Dazu gehören der Henry- Ford- Bau, die Universitätsbibliothek und die Gebäude des Hochschulsports.
Die FU ist im universitären Vergleich eher ein Nachzügler: Auf dem Campus der Technischen Universität zum Beispiel gibt es schon 15 AEDs. Der Betriebsrat der FU hatte sich zunächst gegen die Investition gestellt. Der stolze Preis von etwa 1500 Euro pro Gerät lohne sich aber, beteuert Lutz Thormann von der Dienststelle für Arbeitssicherheit.
Thormann ist seit 32 Jahren Feuerwehrmann und weiß um die Herausforderung, vor der ein Laie bei einer Reanimation steht. Nicht umsonst aber nenne man den AED auch Laien- Defi: „Das Gerät kann jeder bedienen. Der AED gibt während der Reanimation Feedback und führt den Anwender durchs Programm. Die Analyse, die im Gerät stattfindet, ist so sicher, dass mit 98-prozentiger Sicherheit kein elektrischer Schock abgegeben wird, der gar nicht nötig wäre.“
Erste Hilfe mit genauer Anleitung
Angewendet wird der AED, sobald jemand das Bewusstsein verliert und keine Atmung mehr festzustellen ist. Dann öffnet man das neongrüne Plastikgehäuse und folgt den genauen Anweisungen der Stimme des Gerätes: Es gibt nicht nur den Rhythmus der Herzdruckmassage vor und gibt Anweisungen, wie die Elektroden anzubringen sind, sondern stellt auch fest, ob eine Reanimation überhaupt notwendig ist. Generell gilt aber: der AED ist nur eine Überbrückung bis zum Eintreffen des Notarztes. Bevor man einem Betroffenen zu Hilfe eilt, sollte man also immer zuerst einen Notruf absetzen.
Auch das wird durch den AED leichter: Die Kennung der Geräte ist bei der Feuerwehr hinterlegt. Wer also über 112 den Notruf absetzt, kann die Nummer des Gerätes durchgeben, zum Beispiel „AED FU03“ für das Gerät in der Philologischen Bibliothek. Der Notdienst weiß dann, wo der Betroffene sich befindet.
Wer genau wissen will, wo in seinem Umkreis Defibrillatoren stehen, kann sich die App „Defi Now“ herunterladen oder sich auf der Seite der Dienststelle für Arbeitssicherheit die Standorte auf dem FU-Campus anschauen.