Sprachlos in Dahlem

Die Anmelde-Prozedur für die Sprachkurse an der FU ist nicht nur ein langsamer, nerviger Hindernislauf. Sie ist vor allem ungerecht. Von Fabienne Bieri

montagskommentar_edited

Wer sich für einen Kurs im Sprachenzentrum anmelden will, hat es nicht leicht. Warum muss es so kompliziert sein? Ob schlecht organisiert oder Absicht, es ist nicht nur mühsam und unnötig, sondern widerspricht auch der Weltoffenheit, mit der sich die FU so rühmt.

Diejenigen, die eine Sprache neu erlernen möchten, haben es verhältnismäßig leicht. Sie umgehen den Einstufungstest, der praktischerweise in den Semesterferien liegt. Also genau die Zeit, in der sich viele Studierende außerhalb Berlins befinden. Doch auch ohne Einstufungstest wird erwartet, dass die Anmeldung am besten persönlich bis zum 7. April im Gang KL25 deponiert wird. Auch Studierende, die schon einen Kurs belegen, müssen sich jedes Semester so zurückmelden. Gesichert ist der Platz sonst nicht. Wer nicht zufällig Anfang April in Dahlem rumhängt, dem ist netterweise erlaubt, den Bogen auch per Post zu schicken. Wer im Ausland ist, hat Pech gehabt. Alternativen gibt es nicht.

Warum die Anmeldung für die Sprachkurse nicht, wie für alle anderen Kurse auch, online erfolgen kann, weiß man nicht. Ob dem Sprachenzentrum einfach das technische Know-how fehlt oder ob die Anmelde-Prozedur eine ausgefuchste Taktik ist, die Bewerberzahl zu verringern, ist unklar. Wenn man aber den großen Andrang auf beliebte Sprachen wie Spanisch oder Französisch bedenkt, ist letzteres wahrscheinlicher. Ob man zu den Auserwählten gehört, erfährt man (Überraschung!) nicht unkompliziert und studierendenfreundlich online, sondern zwischen K- und L-Straße auf ausgehängten Listen.

Viele Studierende scheitern am Stundenplan

Noch komplizierter wird der Prozess für die Studierenden, weil sie sich vor Erhalt des Stundenplans anmelden müssen. In den Sozialwissenschaften beispielsweise ist das aufgrund eines flexiblen Stundenplans vielleicht noch machbar. Doch in anderen Studiengängen, wo viele Termine festgelegt sind, scheitert der geplante Sprachkurs am Stundenplan. Deshalb fallen auch nachträglich viele Studierende weg, die zuvor einen Platz bekommen haben. Offizielle Nachrückplätze für die vielen Leute, die sich vergeblich angemeldet haben, gibt es aber nicht. Auch wenn es für die Übriggebliebenen ganz nett sein mag, eine kleinere Gruppe zu haben, gehen so manchmal sogar die Hälfte der kostbaren Plätze verloren.

Es ist wirklich unverschämt, dass ein für viele so wichtiger Teil des Studiums so erschwert wird. Den Anmeldeprozess könnte man für alle vereinfachen, indem man ihn in das Internet verlegt. Auch der Einstufungstest ließe sich einfach vor den Ferien ansetzen, oder zumindest am Anfang der vorlesungsfreien Zeit.

Falls diese Hürden ein Resultat von limitierten Kapazitäten ist, sollte unsere Uni diese erweitern. So könnten alle schneller, einfacher und gerechter einen Platz im Sprachkurs erhalten. Sprachen lernen gehört für viele Studierende nicht nur unentbehrlich zu Studium und Beruf, sondern hilft auch, uns kulturell zu sensibilisieren und unsere Blicke auf die Welt zu öffnen. Eben aus diesen Gründen sollte die Teilnahme für Studierende gefördert werden. Bisher wurde sie eher verhindert.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Ähnliche Artikel

4 Responses

  1. Laura sagt:

    Dazu kann ich nur sagen, dass ich als Erstsemestlerin die Termine gefunden habe und auch an den Einstufungstests teilnehmen konnte – die sind eine Woche vor VL-Beginn, das heißt dann, wenn auch Erstsemester meist wegen der Erstitage in der Uni sind.

  2. Steffen sagt:

    Erstsemester haben mitnichten eine Chance auf Plätze in den Sprachkursen, weil es schon ziemliche genaue Kenntnisse der FU-Homepage braucht, um zu erfahren, wann diese Einstufungstests sind – und wenn die Leute an der Uni ankommen, dann sind die Tests auch schon gelaufen.
    Und die Unart, die Ergebnisse nicht ganz einfach per Mail rauszuschicken (und dazu ist das Mailsystem der Uni ja auch da), sondern Listen auszuhängen, die bis zum Boden reichen und man mal eben den Staub aus dem Teppich pusten kann, ist auch eine Frechheit.
    Besonders großartig ist übrigens auch der Umstand, dass das Sprachen(!)Zentrum, kein englisches Webangebot hat – was für Erasmus-Studis, die oft auch Deutsch lernen wollen (was ja auch geht) natürlich total praktisch ist.

    Es bleibt dabei: Nothing good happens in the Sprachzentrum.

    • ja sagt:

      Das ist auf jeden Fall zutreffend, allerdings soltle auch ergänzt werden, dass die “F”U Website in so ziemlich allen bereichen eine schire Katastrophe ist!

      Die meisten Menschen nutzen externe Suchmaschienen um an die gewünschten subseiten zu gelangen, weil sowohl die Navigation alles andere als intuitiv ist, als auch die integrierte suchfunktion absolut nutzlos.
      Dazu kommt, dass es zu vielen themen verschiedene ähnliche aber nicht identische subseiten gibt, die nicht aufeinander verweisen, so dass es oft ein hin udn hersuchen auf vershciedenen Ebenen ist, bis mensch wirklich fidnet was mensch sucht.
      Auch das Links auf andere subseiten irreführend benannt sind und die – falls vorhandenen – anderssprachlichen übersetzungen oftmals ganz andere Inhalte suggerieren macht alles nicht unbedingt leichter.

      Ich frage mich bei aushängenden Prüfungsergebnissen (nutzen sie da Tokenwords, namen oder Matrikelnummern?) ob da dem Datenschutz genüge getan wird. Online wäre das sicher zumindest auf dem üblichen level machbar (Die NSA können wir vermutlich nicht fernhalten).

  3. Laura sagt:

    Also meine Einstufungstests waren bisher immer eine Woche vor Vorlesungsbeginn – ich halte das für eine gute Zeit, erstens, weil man vor den Ferien wegen Klausuren oder anderen Kursen vielleicht gar keine Zeit dafür hat und zweitens, weil dann auch Erstsemester daran teilnehmen können, die zu einem früheren Zeitpunkt ja nicht mal wissen, dass sie an der FU sind. Außerdem finde ich die Kritik etwas undankbar – an der TU und der HU kosten die Sprachkurse Geld und die Plätze werden nach dem Motto “wer zuerst kommt, mahlt zuerst” vergeben anstatt nach Kriterien bzw. ausgelost – das ist unfair! Auch gibt es dort oft Kurse, die nicht von Muttersprachlern gehalten werden – an der FU gibts das soweit ich weiß nicht. Ich bin mit meinen insgesamt drei Sprachkursen, die ich bisher gemacht habe, jedenfalls sehr zufrieden gewesen. Und ja: Das Anmeldeverfahren mag etwas umständlich sein – unfair ist es deswegen aber noch lange nicht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.