Pelzmäntel und Discokugeln

Sie haben es erneut getan: Jennifer Lawrence und Bradley Cooper tanzen wieder. In David O. Russells neuem Film „American Hustle“ anders als in „Silver Linings“ aber nicht miteinander. Von Kirstin MacLeod

Vier Kulturgrößen: Bob Marley, Johann Wolfgang von Goethe, Woody Allen und William Shakespeare. Illustration: Luise Schricker

In unserer Serie Kulturreif berichten wir vom neuesten aus Musik, Literatur, Film und Theater. Illustration: Luise Schricker

Für ihre Darstellung als depressive, sexsüchtige Amateurtänzerin in Silver Linings“, Russells letztem Geniestreich, bekam Jennifer Lawrence den Oscar. Bradley Cooper brachte der Film statt Preisen vor allem verstärke mediale Aufmerksamkeit ein, denn in Silver Linings hatte man vor allem viel Mitleid mit seiner cholerischen und naiven Rolle.

Erzählstrang Fehlanzeige

Bei „American Hustle“ ist das alles anders: Es handelt sich weder um eine romantische Komödie, noch um ein hinausgezögertes Hook-Up von Lawrence und Cooper – beide spielen in O. Russells Drama, dieses Genre trifft es wohl am ehesten, lediglich Nebenrollen. Denn die eigentlichen Stars sind diesmal Amy Adams als Ex-Stripperin mit stets in Szene gestyltem tief ausgeschnittenen Dekolleté und Christian Bale, den wir als fetten und prolligen Kleinganoven kennenlernen.
Bale wiederum ist verheiratet mit Lawrence, einer verzweifelten Hausfrau aus New Yersey mit einem Gefallen für den Geruch von Nagellackentferner. Cooper ist ein nach Anerkennung suchender Polizist, der eine Affäre mit Adams eingeht, die aber eigentlich Bales Geliebte ist – so weit, so verworren und leider zieht sich dieses Thema durch den ganzen Film.
Es ist nicht klar, was genau die vier dort auf der Leinwand tun und schnell interessiert es auch nicht mehr so wirklich: New York, 1970er Jahre; es geht um Geldwäsche, illegalen Kunsthandel, bestechliche Politiker, kurz gesagt: „American Hustle“ glänzt sicher nicht durch seine Storyline.

Trotzdem oscarverdächtig

Die Darstellung wiederum ist, so könnte man es wohl am besten ausdrücken, handwerklich einfach sehr gut, ja vielleicht überragend. Nicht nur, dass sich Bale im Vorfeld die nötigen Pfunde angefressen hat: seine Angst, sein angeklebtes Toupé könnte ihm vom Kopf rutschen, wirkt so authentisch, als er hätte sich noch nie über etwas anderes Gedanken gemacht.
Ja – „American Hustle“ überzeugt vor allem im Detail: Wenn wir den noch bei Mutti wohnenden Bradley Cooper mit dutzenden kleinen Lockenwicklern im Haar sehen, wenn Christian Bale mit den hängegebliebenen Pelzmänteln in seiner Wäscherei tanzt, wenn Amy Adams sich der Disco-Musik der New Yorker 70er Jahre hingebt und vor allem, wenn Jennifer Lawrence ihre eigene, unvergessliche Interpretation des James Bond Soundtrack Klassikers „Live and let die“ zum Besten gibt.

Typische Jennifer Lawrence Fans, die sie als furchtlose Kämpfernatur Katniss aus „The Hunger Games“ vergöttern, wird „American Hustle“ enttäuschen. Auch solche, die bei „Silver Linings“ zu Tränen gerührt wurden, sollten sich zwei Mal überlegen, ob sich der Besuch des 138 Minuten langen Films lohnt. Wer aber schon in „Winter’s Bone“ von Lawrence’ Talent überzeugt war, der wird sich an „American Hustle“ und vor allem dem Schauspiel, das einem hier geboten wird erfreuen.
Und wenn nicht, dann gibt es ja immer noch Amy Adams omnipräsente Brüste zu bestaunen.


American Hustle
Regie: David O. Russell
Mit: Jennifer Lawrence, Amy Adams, Bradley Cooper, Christian Bale
Kinostart: 13. Februar 2014

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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