Der Akademische Senat hat Peter-André Alt und Monika Schäfer-Korting für das Amt des Präsidenten und der Ersten Vizepräsidentin nominiert. Raúl Rojas lehnte seine überraschende Nominierung ab. Von Matthias Bolsinger

Vier Stunden lang beschäftigte sich der Akademische Senat mit den Kandidaturen von Alt und Schäfer-Korting. Foto: Julian Daum
Die anstehende Präsidiumswahl dominierte die Sitzung des Akademischen Senats (AS) am Mittwoch, 12. Februar. FU-Präsident Peter-André Alt sowie Vize-Präsidentin Monika Schäfer-Korting wurden für eine weitere Wahlperiode nominiert und ernteten Kritik von der Studierendenschaft. Überraschend war auch Raúl Rojas für das Amt des Vizepräsidenten vorgeschlagen worden, lehnte aber resigniert ab.
Alt präsentierte seine Kandidatur als Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte unter prekären Bedingungen. Trotz des ständigen Kampfes um finanzielle Mittel sei die Freie Universität hervorragend für die Zukunft aufgestellt. Besonders betonte Alt die Erfolge in der Exzellenzinitative, die internationale Forschungsreputation der Universität, die Förderung des akademischen Nachwuchses sowie Fortschritte in der Gleichberechtigung.
Die Potenziale im wissenschaftlichen Umfeld der FU seien jedoch noch nicht ausgeschöpft. Zudem sei die „Leistungsbilanz“ der Lehre gesunken, sprich: Zu wenige Studierenden absolvieren ihr Studium in Regelstudienzeit. Nur so aber winken der FU die vollständigen Mittel aus den Hochschulverträgen. Dementsprechend warnte Alt vor der starken Abhängigkeit der FU von Drittmitteln und unabwägbaren politischen Entscheidungen.
Doch es gab auch Kritik: Die studentischen Mitglieder im AS kritisierten Alt für seinen konfrontativen Umgang mit den Studierenden während seiner Amtszeit und wiesen auf die von Alt verantworteten Polizeieinsätze auf dem Campus hin. Studierendenvertreter Mathias Bartelt warf Alt vor, den Akademischen Senat systematisch übergangen zu haben.
Mit 15 Ja-Stimmen von 22 anwesenden Mitgliedern wurde Alt vom AS als einziger Kandidat für eine weitere Amtszeit von vier Jahren nominiert. Monika Schäfer-Korting erhielt für die Nominierung für das Amt der ersten Vize-Präsidentin 12 Ja-Stimmen.
Botschaft aus Mexiko: Scharfe Kritik durch Rojas
Schäfer-Korting ist ebenfalls die einzige Kandidatin für ihr Amt. Also alles wie gehabt? Mitnichten: Ein oder mehrere Mitglieder des Senats hatten Raúl Rojas für den Posten des Ersten Vizepräsidenten vorgeschlagen. Der aber war davon vollkommen überrascht. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung wurde eine Erklärung des Professors verlesen, der zu Forschungszwecken in Mexiko weilt und seine Nominierung ablehnt. FURIOS liegt diese Erklärung vor.
Rojas bedankt sich darin für das Vertrauen und bekräftigt, es solle stets mehrere Kandidaturen geben. Das sei an anderen Universitäten üblich. „Nicht in Berlin: Es werden hier Blöcke im Vorfeld gebildet, die dann die eigentliche Wahl in einen Verwaltungsakt verwandeln“, so Rojas. Mit der Wahl eines „Einheitskandidaten“ werde eine demokratische Diskussionskultur „in der Wiege erwürgt“.
Man habe ihm mitgeteilt, seine Liste „Exzellenz und Transparenz“ werde im neuen Präsidium nicht berücksichtigt. Darin sieht Rojas einen kontinuierlichen Ausschluss relevanter Gruppen. „Bei anderen Universitäten ist es keine Schande, als Kandidat anzutreten“, so Rojas weiter. Hier aber habe sich eine „Sperrmehrheit“ bereits verständigt. „Bei einer Kandidatur hätte ich nur persönliche Angriffe zu erwarten.“
Für interessierte hier die ganze Stellungsnahme von Prof. Rojas:
“Sehr geehrte Mitglieder des Akademischen Senats,
Ich gebe zur Protokoll: Gestern bin ich darüber informiert worden, dass
ich als VP1-Kandidat aus dem Kreis des Akademischen Senats nominiert
worden bin. Ich befinde mich zur Zeit bei der Begutachtung des neuen
radiometrischen Teleskops in Mexiko, in 4500 Meter Höhe, und habe
begrenzten Zugriff auf Internet. Meine Zusage für die Teilnahme an der
Begutachtung habe ich vor 11 Monaten an das Forschungsministerium
gegeben. Vor meiner Abreise habe ich meine Nicht-Teilnahme an der AS-
Sitzung vom 12.2. an das Präsidium mitgeteilt.
Ich würde begrüssen wenn an der FU Berlin zwei oder mehr Kandidaturen für
Präsidiumspositionen der Normalfall wäre. Das ist was ich von anderen
Universitäten im Ausland kenne. Nicht in Berlin: Es werden hier Blöcke im
Vorfeld gebildet, die dann die eigentliche Wahl in Verwaltungsakt
verwandeln. Statt, dass die Kandidaten in einem Wettwerb der Ideen
Konzepte vorstellen, statt dass man sich auf mehrere Kandidaten und ihren
Debatten freut, wird alles über “Einheitskandidaten” geregelt. Eine
demokratische Diskussionskultur wird in der Wiege erwürgt.
Mir ist von Prof. Alt am 16.1., auf meine Anfrage, mitgeteilt worden,
dass das jetzige Präsidium bezweckt allein die Vereinte Mitte, die
Liberale Aktion und der Dientagskreis im neuen Präsidium einzubeziehen.
Unsere Liste, die zweite Liste mit den meisten Stimmen in 2011-2013, und
mit so vielen Sitze in 2013-2015 im erweiterten AS wie der
Dienstagskreis, soll vor einer Teilnahme ausgeschlossen bleiben.
Ich nehme an, dass der jetzige Vorschlag für meine Kandidatur aus der
andere Hälfte des AS kam, aus eine oder mehrere der nicht-professoralen
Listen. Ich bedanke mich dafür, für das Vertrauen. Ich bedauere Zugleich,
dass WiMis, SoMis und Studenten eigentlich kaum Einfluss bei solchen
Entscheidungen haben. Fast die Hälfte der AS-Mitglieder hat bei der
Präsidiumsbildung nur eine völlig untergeordnete Rolle.
Bei anderen Universitäten ist es keine Schande als Kandidat anzutreten.
In der aktuellen Situation an der FU, wo ein Block sich bereits im
Vorfeld verständigt hat, ist es jedoch zu erwarten, dass alternative
Kandidaten eher in die Ecke gedrängt werden.
Ich bedanke mich für die Nominierung von anonymen AS-Mitglieder, ich kann
die Nominierung aber nicht wahrnehmen. Es hat keinen Sinn: eine
Sperrmehrheit hat sich bereits verständigt. Bei einer Kandidatur hätte
ich nur persönliche Angriffe zu erwarten.
Raul Rojas”
Quelle: http://fuwatch.de/?p=4809