Gleiche Leistung – weniger Anerkennung

Frauen aus MINT-Fächern fühlen sich oft benachteiligt und zurückgesetzt – zu Recht? Max Krause und Lisbeth Schröder diskutierten nach der Vorlesung ,,Doing gender – doing science“ des offenen Hörsaals.

Prof. Dr. Anina Mischau bei der Ringvorlesung "Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?" Foto: Lisbeth Schröder

Prof. Dr. Anina Mischau bei der Ringvorlesung “Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?” Foto: Lisbeth Schröder

Frauen leisten genau so viel wie Männer, bekommen aber weniger Anerkennung – dieser Vorwurf ist häufig aus dem feministischen Lager zu vernehmen. Nachweisen lässt er sich aber nur schwer. In der Ringvorlesung „Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?“ diskutieren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über dieses Thema im Kontext der universitären Forschung. Dort sprach die Mathematik-Professorin Prof. Dr. Anina Mischau am vergangenen Donnerstag über die Gleichberechtigung in den angeblich männerdominierten MINT-Fächern, speziell Physik und Mathematik, und belegte: Es besteht kein qualitativer Unterschied zwischen der Leistung von Frauen und Männern, doch Frauen empfinden, dass ihre Leistung seltener anerkannt wird. Ein Mathematikstudent und eine Biologiestudentin hörten sich die Vorlesung an:

Max: Zumindest hier im Seminarraum sind Frauen nicht unterrepräsentiert; außer mir hat es nur eine handvoll männlicher Zuhörer zu dem Vortrag geschafft – und die Hälfte davon wird nicht bis zum Ende durchhalten. Kein Wunder, möchte man sagen, denn Mischau beginnt ihre Vorlesung damit, hämische Seitenhiebe gegen die Deutsche Mathematikervereinigung (DMV) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) zu verteilen, deren Homepages nicht „gendergerecht“ genug seien.

Ignoriert man die unterschwellige Aggression, die im Vortrag immer wieder durchklingt, hat Mischau interessante Fakten zu präsentieren.Und ihr Ärger ist durchaus verständlich: Von ihren eigenen männlichen Kollegen, den Professoren in der Mathematik, hat es niemand für nötig befunden, sich ihren Vortrag anzuhören, obwohl die Ergebnisse doch gerade ihnen zu denken geben sollten. Stattdessen sitzt hier eine vertraute kleine Gruppe von Frauenbeauftragten und anderen universitären Gender-Aktivistinnen zusammen – und wird, wie so oft, nicht gehört. Da ist es den Anwesenden nachzusehen, dass sie die Debatte teilweise sehr auf ein „wir“ gegen „die“ verkürzen.

Lisbeth: Kann mir Jemensch das erklären? Plötzlich steigen die Feminist*innen aus ihren Höhlen, beschweren sich über zu wenig Gleichberechtigung und über eine männerdominierte Welt. Sie bringen die Debatte um das Geschlecht wieder ins Leben und schließlich an die FU.

Das Thema sollte nicht tot geschwiegen werden, wird aber zur Zeit dermaßen auseinander gepflückt, dass es für die Jüngeren behindernd sein könnte, denn die Absolventen dieser Generation steigen schon vorbelastet ins Berufsleben ein. Aus einem vergessenen ‘innen’ eines Kollegen kann eine Gleichstellungsdebatte werden. Wenn sich immer nur Frauen beschweren, fühlen sich Männer untergebuttert, auch wenn sie dies nicht zugeben wollen. Somit fällt die Zusammenarbeit schwerer und es entstehen zwei Lager der Geschlechter. Außerdem können wir die Debatte der Gleichstellung der Frauen nicht ohne eine Debatte der Gleichstellung der Männer führen. Diese klang nur kurz bei der Diskussion an, wird jedoch allzu gern unter den Tisch gekehrt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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