Die „Allgemeine Berufsvorbereitung“ an der FU ist nicht nur im Ganzen fragwürdig, sondern auch ein halbherzig durchgeführtes Projekt. Damit kann niemand glücklich sein, findet Matthias Bolsinger.
Herzlichen Glückwunsch! Zum ohnehin meist wertlosen Bachelorabschluss erhalten Studierende an der FU auch noch einen halbherzigen Business-Knigge. Der Dank gilt der „Allgemeinen Berufsvorbereitung“ (ABV). Dieser verpflichtende Studienbereich soll den Studierenden, so die Uni, „praxisbezogene Kompetenzen“ vermitteln. Ziel sei „die überfachliche Qualifizierung der Absolventinnen und Absolventen für komplexer werdende akademische Arbeitsmärkte“. Schön – sofern man das als sinnvolles Ziel erachtet. Doch nicht mal das wird erreicht.
Der Bachelor ist ein Schmalspurstudium. Und der ABV-Bereich verschlimmert die Misere: von den 180 Leistungspunkten nimmt er 30 ein. So verstreichen 16 Prozent der Studienzeit in Stunden, in denen Studierende sich mit „Jobtalk“, Rhetorik-Kursen oder „Business-Knigge“ beschäftigen, aber nicht mit der Wissenschaft.
Müssen Sprachen und Praktika in die ABV?
Auch der restliche Inhalt der ABV ist fraglich. Denn Praktika machen sowieso alle und Sprachen lernen wollen viele. Die Uni bürdet das den Studierenden in Form einer Pflichtübung auf – was in einem ohnehin viel zu kurzem Studium nicht nötig ist. Der Rahmen der Allgemeinen Berufsvorbereitung ist dafür zu groß. Denn er sorgt dafür, dass Studierende zusätzlich zu dem, was sie ohnehin tun, Veranstaltungen besuchen müssen, die sie kaum interessieren und ihnen Zeit rauben. Diese könnten sie ohne ABV mit Wesentlicherem verbringen: ihren Studieninhalten.
Bei berufsfeldnahen ABV-Kursen, die den Studierenden eine fachnahe Perspektive geben wollen, gehen die Meinungen über deren Sinn wohl auseinander. Eindeutig ist die Lage hingegen bei den Praktikumscolloquia: Müde, zähe Runden, die ihren Zweck meist verfehlen. „Gutes Benehmen“ im Betrieb oder ordentliches Netzwerken brauchen mehr als ein paar Stunden. Also sitzen viele diese Veranstaltungen einfach lustlos ab. Ertrag: null. Hinzu kommt: Dank der laxen Anrechnungspraxis dürfen Studierende das Apfelpraktikum im Birnenstudium anrechnen. Das macht diesen Teil der ABV endgültig nutzlos und beliebig.
Die Freiheit wird in die ABV gepfercht
Und selbst motivierte Studierende stoßen in der ABV an eine Wand. Ihre Leistungen fließen nicht in die Abschlussnote ihres Bachelors ein. Auch zum Leidwesen der Dozierenden, die ihre Veranstaltungen häufig vor einem unmotivierten, ab und an erscheinenden, weil nicht zur Anwesenheit verpflichteten Haufen halten müssen.
Im Sommersemester 2013 wurde im Akademischen Senat zwar eine neue Neufassung des ABV-Bereichs beschlossen. Im Wesentlichen blieb dabei aber alles beim Alten. Allgemeine Berufsvorbereitung, das bedeutet auch weiterhin: Zu viele Leistungspunkte für zu wenig Studieninhalt.
Halbherziger Schmalspurartikel. Nicht so wirklich tief recherchiert, dafür aber ein bisschen in der eigenen Einstellungskiste gekramt, gewürzt durch das, was an den Fachbereichen immer mal gern so über die ABV geschimpft wird. Schaffen wir es irgendwann vielleicht endlich mal, über die Pubertät hinauszuwachsen?
Die Teilnahme an einer Schreibwerkstatt könnte btw. etwas an Stil, Inhalt etc. ändern. Und die Teilnahme an einem “Grundkurs Recherche” würde ich auch noch empfehlen. Aufbaukurs “Nachdenken, bevor man schreibt”, wäre ein weiterer ganz heißer Tipp!