Ein Richtungswechsel muss her

Am vergangenen Mittwoch diskutierten Umweltexpertinnen bei einer Podiumsdiskussion am OSI über die Chancen eines ökologisch ausgerichteten Wirtschaftssystems. Die Antworten klangen pessimistisch. Von Fabienne Bieri

Prof. Dr. Birgit Mahnhof und Prof. Dr. Markus Wissen bei der Podiumsdiskussion am OSI. Foto: Fabienne Bieri

Prof. Dr. Birgit Mahnhof und Prof. Dr. Markus Wissen bei der Podiumsdiskussion am OSI. Foto: Fabienne Bieri

Der Wachstumszwang, das Produktionssystem und die damit einhergehende Ausbeutung und Überlastung der natürlichen Ressourcen leiten uns in eine düstere Zukunft. Weil diese Ressourcen auslaufen und unseren Konsum langfristig nicht stützen können, gerät unsere Gesellschaft in eine Krise, die nicht nur ökonomischer, sondern automatisch auch ökologischer Natur ist. Da diese Eigenschaften einen intrinsischen Teil des kapitalistischen Systems bilden, kann nur ein fundamentales Umdenken unserer Gesellschaft, nämlich ein Rückzug vom Konsum, zu einer wirklich nachhaltigen Welt führen.

So argumentierten am Mittwochabend am Otto-Suhr-Institut auf der Podiumsdiskussion „Ist ein grüner Kapitalismus möglich?“ Birgit Mahnhof und ihr Kollege Markus Wissen, beide von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Wissen brachte vor allem die Reaktionen zum Klimawandel zur Sprache: Wie gehen wir mit der Krise um, als Individuen, als Gesellschaft und in der Politik? Schützen wir uns intuitiv mit Großwägen vor dem Klimawandel? Verdrängt die Politik den Höhepunkt der ökonomisch-ökologischen Krise durch weitere Ausbeutung der Natur, anstatt reale Veränderung herbeizuführen? Moderiert und kritisch hinterfragt wurde die Diskussion von Susanne Götze, Journalistin für das Magazin „Klimaretter“.

Für strukturelle Änderungen reicht es nicht

Die durch die Überakkumulation bevorstehende Ressourcenarmut bedeutet für uns in den nächsten Jahren noch keine existentielle Krise. Was in Deutschland erstmal nur Verzicht heißt, bedeutet aber anderswo einen Kampf um Leben und Tod. Denn unsere Ausbeutung der Natur geht auf Kosten ärmerer Länder. Umso wichtiger ist ein Richtungswechsel – zumal unser Lebensstil eine Vorbildfunktion mit sich trägt. Denn viele Länder eifern dem „Westen“ in seinem selbstzerstörerischen System nach. Aber für die Menschen, die nicht so „bescheuert leben wollen wie wir“ könnte der Demonstrationseffekt auch umgekehrt funktionieren, „wenn wir deutlich machen, dass wir auch anders leben können“, erklärt Mahnhof.

Können Individuen mit der Entscheidung umweltfreundlich und klimabewusst zu leben wirklich etwas verändern? Er habe seine Zweifel, antwortet Markus Wissen pessimistisch, inwieweit es möglich sei, das Problem am Ansatz des Konsumverhaltes Einzelner zu ändern. Dass Einzelne auf nachhaltigen Konsum achten sei zwar wichtig, für eine grundsätzliche Strukturänderung reiche es aber nicht. Das bedeutet: Der Wandel funktioniert nur im Kollektiv.

Organisiert wurde die Podiumsdiskussion von dem studentischen Projektkurs „Vom Wissen zum Handeln – Sozial-ökoligische Transformation in Zeiten multipler Krisen“ am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität. Ziel des Projekts ist es, die transformationstheoretischen Debatten des Instituts mit konkreten und praktischen Projekten von Studierenden zu ergänzen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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