Sitzt bald ein Student im Präsidialamt? Möglich wäre es: Im Akademischen Senat ist ein Asta-Referent für die Wahl zum Vizepräsidenten für Lehre aufgestellt worden. Von Mareike Edler und Julian Daum
Überraschend ist am Mittwoch im Akademischen Senat (AS) der Asta-Referent Philipp Bahrt für die Wahl zum Vizepräsidenten für Studium und Lehre nominiert worden. Die Nominierung des Informatikstudenten war zuvor im erweiterten AS gescheitert. Bei der jüngsten Zusammenkunft des AS aber glückte die Aufstellung, da das Gremium über ein gesondertes Nominierungsrecht verfügt. Nach den Ein-Personen-Wahlen von FU-Präsident Peter-André Alt und der der ersten Vizepräsidentin Monika Schäfer-Korting gibt es nun wieder zwei Kandidaten, die die Nachfolge des amtierenden Lehr-Vizepräsidenten Michael Bongardt antreten wollen.
Bahrts Nominierung erfolgte mit zehn Ja- und neun Nein-Stimmen; zwei Personen enthielten sich. Im Hinblick auf seine Kandidatur formulierte er seine Kernforderungen: Dazu zählt neben der Qualitätssicherung von Lehre und Forschung auch die Einführung einer Zivilklausel. Kritik übte er am Konzept der Uni als wettbewerbsorientiertes Unternehmen. Für ihn sei die FU links und diskursiv.
Mit seiner Kandidatur bildet Bahrt ein Gegengewicht zu der in studentischen Kreisen kontrovers diskutierten Nominierung des Jura-Professors Klaus Hoffmann-Holland, den einige für einen konservativen „Hardliner“ halten. Für Hoffmann-Holland ist es vor allem die Gemeinschaft von Lehre und Studium, die eine Uni ausmacht. Besonders die Lehre solle kein Spielball der Politik sein. Außerdem müsse die Expertise aus den Fachbereichen bei Planungen, Entscheidungen und deren Umsetzungen mit einbezogen werden.
Des Weiteren wurden – jeweils ohne Gegenkandidaten – Klaus Mühlhahn für das Amt des Vizepräsidenten für Internationales und Brigitta Schütt nominiert. Schütt will eine weitere Amtsperiode als Vizepräsidentin für Forschung bestreiten und mahnte im AS vor kommenden finanziellen Problemen, die vor allem nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative 2017 entstehen könnten.
Differenzierter Blick jenseits von Propaganda
Nach den Nominierungen der Vizepräsidenten beschloss der AS die Einrichtung des Doppelstudiengangs „Global Communication And International Journalism“, ein Fach, dass die FU in Kooperation mit der Universität Sankt Petersburg anbieten möchte. Nachdem die Abstimmung in der vorherigen Sitzung aufgrund mangelnder Informationen vertagt wurde, gab es auch dieses Mal Diskussionsbedarf: Aus allen Statusgruppen wurden Befürchtungen laut, dass angesichts der derzeitigen politischen Situation eine pluralistische Ausbildung nicht gewährleistet sein könnte.
Befürworter bekräftigten jedoch, dass Sankt Petersburg sehr international und durch westlich orientierte, junge Lehrende geprägt sei. Es gebe derzeit keinen Anlass, einen politischen Eingriff in das Curriculum zu vermuten. Außerdem könne durch die an der FU angesiedelten Lehrveranstaltungen eine Ergänzung geschaffen werden, sodass den potenziellen Studierenden gerade dadurch ein differenzierter Blick jenseits von Propaganda ermöglicht werde.
Das nächste Mal tagt der AS am 18. Juni. Dann wird sich unter anderem auch entscheiden, ob mit Philipp Bahrt ein Student ins Präsidialamt einziehen wird.
Hat er wirklich gesagt, dass “vor allem die Gemeinschaft von Lehre und Studium, die eine Uni ausmacht”. Ich dachte dieser nichtssagende Standartsatz müsste heißen, dass vor allem die Gemeinschaft von Forschung und Lehre eine Universität ausmacht. Was für ein Quatsch!