Wie erwartet wurde Monika Schäfer-Korting erneut zur Ersten Vizepräsidentin der FU gewählt. Doch um ihre Wiederwahl ranken sich wilde Gerüchte. Sophie Krause findet: Hier zeigt sich die Uni-Demokratie in ihrer Jämmerlichkeit.
Ruhmreich und glanzvoll war die Wiederwahl von Monika Schäfer-Korting zur Ersten Vizepräsidentin der FU nicht. Die Pharmakologin erhielt erst im zweiten Wahlgang des erweiterten Akademischen Senats (eAS) die erforderliche absolute Mehrheit von 32 Ja-Stimmen – bei 25 Nein-Stimmen – und damit ein Mandat für weitere vier Jahre. Es wäre gelogen zu behaupten, sie habe sich bei der Wahl gegen eine Vielzahl kompetenter Gegenkandidaten durchgesetzt – denn Schäfer-Korting war die einzige Kandidatin. Die holprige Wiederwahl der Ersten Vizepräsidentin sorgte für Unruhe in den Reihen des politischen Betriebes der FU. Denn die Notwendigkeit eines zweiten Wahlgangs zeigt eindeutig, dass sich die Begeisterung für die alte neue Amtsinhaberin in Grenzen hält.
Doch woher kam der plötzliche Umschwung im zweiten Wahlgang? Die anonyme Abstimmung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das facht die Gerüchteküche rund um den eAS an, der in den vergangenen zwei Wochen aus gegebenem Anlass bereits dreimal getagt hatte. Beobachter halten es für sehr wahrscheinlich, dass einige Mitglieder Schäfer-Korting einen Denkzettel verpassen wollten, indem sie ihr ihre Stimmen verweigerten. Denn böse Zungen behaupten, sie zeichne sich in ihrem Amt nicht nur durch ihre geringe Beliebtheit, sondern auch durch Inkompetenz aus. Das zeigt deutlich, dass im eAS immerhin noch nicht alles kommentarlos abgenickt wird und dass die bestehende Unzufriedenheit auch geäußert wird.
Das geringere Übel
Allerdings blieb den Wählern im eAS keine wirkliche Wahl – was die eigentliche Tragödie bei der Abstimmung ist. Denn offenbar mangelt es dem Präsidium der FU schlicht an kompetenten Alternativen, wodurch die Wahl mit nur einer Kandidatin unfreiwillig nach einer Scheindemokratie aussieht. Wäre Schäfer-Korting ein weiteres Mal durchgefallen, hätte das gesamte Wahlprozedere von Neuem aufgerollt werden müssen und das unvollständige Präsidium und die beteiligten Mitarbeiter wären für längere Zeit in ihrer Arbeit behindert gewesen, was auch das Behalten des Exzellenzstatus gefährdet hätte. Somit erschien ihre Wiederwahl einigen als geringeres Übel, auch angesichts der Tatsache, dass ein neuer Kandidat aus dem Fachbereich Medizin oder Pharmazie hätte kommen müssen, um die Charité ebenfalls im Präsidium zu vertreten. Das hätte die Sache natürlich unnötig verkompliziert.
Doch im Gegensatz zu solchen Spekulationen könnte die Erklärung natürlich auch denkbar banal sein: Es wird vermutet, man habe man sich beim ersten Mal schlicht verzählt – schließlich scheiterte der erste Wahlgang an einer einzigen Stimme. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar spekuliert, ob die fehlenden Stimmen für den zweiten Wahlgang „gekauft“ wurden. Doch diese These ist nicht nur etwas unverschämt, sondern auch ziemlich unwahrscheinlich.
Es war wohl der Chef höchstpersönlich, der ein Machtwort sprach. FU-Präsident Peter-André Alt richtete sich unmittelbar vor dem zweiten Wahlgang im eAS speziell an die wissenschaftlichen Mitarbeiter und kündigte die Errichtung eines gemeinsamen Gesprächsforums an. Es wird vermutet, dass er dadurch möglicherweise für die letzten fehlenden Stimmen sorgte. Alts „noble Geste“ wäre immerhin ein Zeichen der bedingungslosen Unterstützung seiner Kollegin, wenngleich das Interesse des Präsidenten wohl eher darin bestand, seinen Laden beisammen zu halten und so schnell wie möglich zur Tagesordnung zurückzukehren.
Schlussendlich lässt sich über die Wahrscheinlichkeit der kursierenden Thesen selbstverständlich streiten – doch eine Sternstunde der Demokratie war Schäfer-Kortings Wiederwahl definitiv nicht. Die Wahrheit über ihren tatsächlichen Rückhalt im AS wird wohl nicht ans Licht kommen.