Familie und Uni: FU zeigt guten Willen

Zum dritten Mal erhält die FU ein Zertifikat, das sie zu einer familiengerechten Hochschule erklärt. Die Auszeichnung ist nicht allein fürs Image nützlich, sondern verpflichtet die FU zur stetigen Verbesserung. Von Friederike Oertel

Montagskommentar (neu)Zum dritten Mal in Folge wurde die FU für ihre gute Vereinbarkeit von Studium, Berufs- und Familienleben ausgezeichnet. Verliehen wurde das Zertifikat von der „berufundfamilie gGmbH“, eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. In den letzten Jahren hat sich tatsächlich viel getan: Als wichtigste Neuerung wurde beispielsweise das Familienbüro als zentrale Anlaufstelle eingerichtet. Auch viele kleine Verbesserungen wie Wickelräume in den Instituten konnten durchgesetzt werden.

Doch nicht überall sieht es rosig aus. Insbesondere wissenschaftliche Mitarbeiter klagen über zu wenig Familienfreundlichkeit und Planungssicherheit. Der Grund: Halbe Stellen und Arbeitsverträge, die auf drei bis fünf Jahre befristet sind. An eine verlässliche Familienplanung ist dabei kaum zu denken.

Kostspielige Auszeichnung

Das wirft die Frage auf: Wie ist die Uni an ihr Familiensiegel gekommen? Und was bedeutet die Auszeichnung konkret? Ist sie gar bloßer Schein?

Der Zertifizierungsprozess in Kürze: Die Uni stellt zunächst einen Antrag an die Hertie-Stiftung. Dann schauen sich Fachleute an, auf welchem Stand die Familienförderung an der Uni ist, worauf eine Zielvereinbarung abgeschlossen wird. Nach drei Jahren folgt das erste Zertifikat, wenn sich in dieser Zeit genügend getan hat.

Das Zertifikat besiegelt also nicht die vorherrschenden Strukturen als familienfreundlich. Vielmehr wird das Engagement der Uni, Familienfreundlichkeit zu stärken, ausgezeichnet. Wenn man so will, wird der gute Wille zur Verbesserung belohnt, nicht der Status quo. Dementsprechend ist mit dem Gütesiegel auch keine finanzielle Unterstützung verbunden. Im Gegenteil: Um das erste Zertifikat zu erhalten, muss eine Universität von der Größe der FU knapp 18.000 Euro für strukturelle Verbesserungen ausgeben. Die Gelder fließen in die systematische Planung familienfördernder Maßnahmen und die Umsetzung zukünftiger Schritte durch Experten der Stiftung.

Sanfter Druck zur Nachhaltigkeit

Die Auszeichnung ist zweifellos gut für das Image der Uni. Doch braucht es erst ein Zertifikat als Anreiz, um in familienfreundliche Strukturen zu investieren? Ja, denn darüber hinaus zwingt der offizielle Zertifizierungsprozess die Uni auf lange Sicht zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Indem sich die FU dem Zertifizierungsprozess unterstellt, verpflichtet sie sich selbst zu einer Institutionalisierung der Bereiche Beruf, Studium und Familie. Die verschiedenen Angebote werden gebündelt und professionalisiert. Das bedeutet: Familienfreundlichkeit wird Teil der Hochschulpolitik. Sie hängt damit nicht mehr vom Engagement Einzelner ab.

Hinzu kommt nämlich, dass das Zertifikat alle drei Jahre neu verliehen wird. Die Uni verpflichtet sich somit nicht nur zur Umsetzung der Ziele innerhalb der gesetzten Frist, sondern außerdem dazu, nach jeder Periode neue Vereinbarungen abzuschließen. Denn wer einmal das Zertifikat erhalten hat, will es wohl kaum verlieren – das würde dem Image schaden. Die Auszeichnung hat deswegen einen nachhaltigen Effekt: Sie führt dazu, dass die FU immer familienfreundlicher werden muss. Ein Prozess ist in Gang gesetzt, der nur schwer aufzuhalten ist.

Die Teilnahme am Zertifizierungsprozess ist also vor allem eine Selbstverpflichtung zur andauernden Entwicklung familienfreundlicher Strukturen. Und auch wenn viele Probleme (noch) nicht gelöst werden konnten, so ist die FU durch die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen ihrem Ziel Familienfreundlichkeit zumindest ein Stück näher gekommen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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