Zwischen Staub und Steinen erklomm Florian Schmidt Italiens zweithöchsten aktiven Vulkan. Wenigstens ein paar Rauchschwaden erwartete er. Doch viel zu sehen gab es nicht.
Zugegeben, eine Leuchte war ich in Erdkunde nie. So sehr ich mich in der Schule für Geschichte begeistern konnte, so wenig gelang es mir bei Geographie, Plattentektonik und Co. Hätte ich mal besser aufgepasst! Wahrscheinlich wäre mir dann jene enttäuschende Erfahrung erspart geblieben, die ich in Neapel gemacht habe. Besser gesagt, auf der Spitze des Vesuvs, der mit einer Höhe von 1821 Metern der zweithöchste aktive Vulkan Italiens ist.
Ich hatte nicht mit einem großen Krater voll köchelnder Lava gerechnet. Ich hatte mir auch nicht ausgemalt, ein Foto am Rande des Abgrunds mit einer Feuerfontäne im Hintergrund aufzunehmen. Ein paar Rauchschwaden jedoch, einige glühend heiße Steine oder wenigstens ein bisschen Schwefelgeruch in der Luft – das hätte schon drin sein können im stolzen Preis von 20 Euro für Bus und Eintritt zum „Parco Nazionale Vesuvio“.
Das alles aber sucht man am Rande des Kraters vergeblich. Stattdessen erwarteten mich gefühlte 35 Grad im nicht vorhandenen Schatten, trockene Luft, viel Staub und jede Menge rotes Geröll. Ein bisschen ähnelte die Landschaft der des Mars. Lediglich der strahlend blaue Himmel und das Meer in einiger Entfernung erinnerten die zahlreichen Touristen daran, dass sie sich auf der Erde befinden. Fotos knipsend schlurften sie mit Sonnenhut und Wasserflasche ausgestattet um den Krater, zeigten verzückt auf die umherflitzenden Eidechsen und bewunderten vor allem den Blick auf Neapel.
Von der schönen Aussicht einmal abgesehen, entpuppte sich der Berg aber schnell als Enttäuschung. Obwohl sich die Geologen einig sind, dass der Vesuv über kurz oder lang wieder ausbrechen wird, spürt man von den Kräften im Inneren des Berges wenig. Während Scharen von Menschen von oben einen Blick in den Krater werfen, tat sich auf dessen tuffsteinigen Grund – nichts.
Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass sich der Vulkan von seiner ruhigen und unspektakulären Seite zeigte. Ein fulminantes Naturspektakel, wie es der Vesuv wohl zu bieten hätte, wäre für die nahe gelegenen Städte vermutlich verheerend. Den Menschen in der Umgebung und in den Urlaubsfliegern ist diese relative Langeweile sicherlich lieber.