Im Grunde nur gerecht

Studiengebühren fördern soziale Ungleichheit? Ganz im Gegenteil – die Gebühren könnten die Qualität der Lehre verbessern und zugleich mehr jungen Menschen ein Studium ermöglichen, findet Thekla Brockmüller.

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Eine Fortbildung zum Meister kostet im Schnitt, je nach Gewerbe, um die 4.000 bis 9.000 Euro zuzüglich Prüfungsgebühren. Die Teilnehmer müssen einen Großteil der Kosten selbst zahlen. Das Fazit daraus: Studiengebühren sind nur gerecht und keine Studiengebühren zu erheben ist gewissermaßen unfair. Denn ist es nicht paradox, dass die Ausbildung der Akademiker durch die Steuern der Allgemeinheit finanziert wird? Ganz nach dem Motto: Die Krankenschwester zahlt dem Chefarzt das Studium.

Die aktuelle Debatte um die Gebühren dreht sich um das Modell der nachgelagerten Gebühren: Da vor und während des Studiums keine Gebühren anfallen, könnte sich weiterhin jeder den Hochschulbesuch leisten. Nur Absolventen, die nach ihrem Abschluss gut verdienen, sollen einen Teil ihres Gehalts zur Rückzahlung verwenden. Absolventen finanzieren also Studierende. So wird es auch schon an einigen privaten Hochschulen umgesetzt. Kein unlogisches Modell.

Durch die Beiträge könnten die Bedingungen an den Universitäten merklich verbessert werden. Häufig ärgern sich Studierende beispielsweise über völlig überfüllte Tutorien. Mehr Geld würde aber mehr Tutoren und somit auch mehr Termine, eine bessere technische Ausrüstung und sanierte Gebäude bedeuten. Ohne Studiengebühren müssten die Universitäten weiterhin auf ihren Sparkurs bestehen.

Auch das immer wieder aufgegriffene und umstrittene Argument, Studiengebühren schrecken ärmere Studienanwärter ab, wurde kürzlich weitestgehend entkräftet. Eine Studie des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung zum Beispiel belegte, dass sich Studiengebühren auf die Entscheidung junger Menschen für oder gegen ein Studium nicht negativ auswirken. Zudem müsste im vorgeschlagenen Modell niemand hohe Gebühren in der Studienzeit fürchten, da diese erst beim Berufseinstieg anfallen würden. Also dann, wenn der eigene Unterhalt schon gesichert ist.

Ein Ende der langwierigen Diskussion über fehlendes Geld bei zu hohen Studierendenzahlen ist ohne Studiengebühren nicht in Sicht. Gerade diese könnten der Schlüssel sein, mit dem immer mehr jungen Menschen ein Studium ermöglicht wird. Mit mehr finanziellen Kapazitäten bestünde die Möglichkeit, Orientierungsjahre oder auch Förderprogramme für bildungsfernere Familien anzubieten. So könnten nicht nur mehr Studierende an die Universitäten geholt werden – sie könnte dann außerdem ein besseres Studium erwarten.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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2 Responses

  1. Geheime Sitzungen? sagt:

    1. Das beschriebene Modell würde Gebühren Universitätsspezifisch erheben. Dadurch würden universitäten in abhänigkeit von der wirtschaftlichen Verwertbarkeits ihres Profils unterschiedliche finanzierung erhalten. Die Bildung wird also weiter ökonomisiert und in der Folge vermutlich “rationalisiert”. Ausserdem verstärkt sich die Konkurrenz zwischen verschiedenen Universitäten, was einem elitärem Selbstverständnis ( was ja an unserer universität bereits in grotesquer Weise vorhanden ist) und im zweifel auch eienr einschränkung in der Mobilität von Studierenden zwischen verschiedenen Hochschulen vorschub leisten würde.

    2. Die Kosten für Ausbildungen sind durchaus ein Problem. Allerdings sollte mensch hier daran arbeiten diese zu reduzieren, statt andere Bildugnsangebote daran anzupassen. Nicht zulezt auch deshalb, weil menschen inenrhalb ihrer Ausbildung direkt Geld verdienen – sichern icht viel oder gar genug, aber wenn mensch bedenkt wie wenig rücksicht auf menschen genommen wird, die neben dem studium arbeiten müssen und deshalb nciht ins Regelsudienzeit-korsett passen…

  2. Sibylla Högele sagt:

    Zahlt die Krankenschwester tatsächlich die Studiengebühren des späteren Chefarztes? Man mag das bestreiten angesichts der deutlich höheren Steuerbelastung samt kalter Progression die den künftigen Akademiker erwartet. Ist es da nicht gerecht, wenn auch der Staat die Ausbildung dafür übernimmt? Sollte im Gegenzug nicht auch die Meisterschule kostenfrei sein?
    Sibylla Högele

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